Fußball:Der DFB-Pokal ist eine feine Sache

Bayern München - 1. FC Heidenheim

Marc Schnatterer jubelt nach seinem Treffer gegen den FC Bayern - doch die ARD-Leute haben es hinbekommen, das Live-Pokal-Spiel des Jahres zu verpassen.

(Foto: dpa)

In einer zunehmend komplizierten Fußballwelt erfreut der Wettbewerb Akteure und Publikum. Das liegt am K.o.-Prinzip - und auf gewisse Weise auch an TV-Moderatoren wie Gerhard Delling.

Kommentar von Philipp Selldorf

Mancher Gebührenzahler konnte sein Glück nicht fassen, als er von den Plänen der ARD für die Übertragungen der Spiele im DFB-Pokal erfuhr: Obwohl der FC Bayern im Viertelfinale stand, sollte das Spiel der Münchner nicht live gesendet werden. Schon vor dem Anpfiff der vier Partien war damit die erste, wie Rolf Töpperwien sagen würde: faustdicke Pokalsensation perfekt. Fast überall im Land war man den TV-Menschen dankbar. So oft schon hatte die ARD ihren Zuschauern den Pokal-Abend mit Bayern-Spielen verdorben, deren Ausgang jeder vorher kannte. Sollten sie nun zur Vernunft gekommen sein?

In Wahrheit handelte es sich hier aber nicht um die Wende zu einer besseren Welt, sondern um einen besonders traurigen Fall: Indem sie ausnahmsweise auf die Bayern-Quote verzichteten, haben es die Leute von der ARD hinbekommen, das Pokal-Spiel des Jahres zu verpassen. Sie haben das Richtige getan, aber es war trotzdem falsch.

Ein Gefühl langjähriger Vertrautheit

Andererseits weiß man's ja nicht: Hätte der Münchner Verteidiger Niklas Süle in der 13. Minute vielleicht ein wenig fixer gehandelt, wenn er gewusst hätte, dass er zur Primetime verteidigt? Hätte es diese rote Karte und am Ende dieses sagenhafte 5:4 vielleicht nie gegeben, wenn Gerhard Delling am Spielfeldrand gestanden und seine komplizierten Sätze aufgesagt hätte? Wären die Heidenheimer dann vielleicht weniger mutig gewesen?

Solche Erwägungen gehören ins Reich des Ungewissen, aber was feststeht, ist Folgendes: Der Pokal ist eine feine Sache. So lang ist es ja gar nicht her, dass die bessergestellten Liga-Vereine die Meinung vertraten, dieser Wettbewerb sei nur noch eine Nebensache und im Grunde lästig, weil man seine Zeit mit der Abfertigung von Provinzvereinen verschwenden musste.

Dieses Denken ist erfreulicherweise der besseren Einsicht gewichen. In einer zunehmend komplizierten Fußballwelt erfreut der DFB-Pokal dank seines simplen Prinzips - ein Spiel und der Sieger kommt weiter - sowohl die Akteure als auch das Publikum, und das Erstaunliche ist, dass das Vergnügen in gewisser Weise auch mit Bildschirm-Menschen wie Delling zu tun hat, die beim Betrachter ein Gefühl langjähriger Vertrautheit erzeugen. Delling beansprucht wirklich viel Zeit für seine Moderationen, aber sie sind Teil dieser genussvollen ARD-Pokalabende im Herbst, Winter und Frühling, die im Übrigen so lang dauern, dass sie auch die langen Moderationen verkraften. Ab sofort auch wieder mit garantierter Bayern-Beteiligung.

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