DFB-Elf vor der WM:Ob diese Mannschaft die Gruppenphase übersteht?

Germany v Saudi Arabia - International Friendly

Da feierten sie noch das frühe erste Tor: Timo Werner (2.v.r.) und die Mitspieler Müller, Draxler und Hummels.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Die deutsche Nationalmannschaft gewinnt nur 2:1 gegen Saudi-Arabien, doch Bundestrainer Löw und seine Spieler verbreiten Optimismus.
  • "Wir haben die Qualität, jetzt brauchen wir nur noch die Hingabe", sagt etwa Toni Kroos.
  • Im ersten WM-Spiel gegen Mexiko dürfte die Mannschaft anders auftreten.

Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Nach einem deutschen Spiel, dem die Einfachheit, die Klarheit und die Ordnung gefehlt hatten, sagte Bundestrainer Joachim Löw: "Wir hätten es ein bisschen einfacher haben können." Manchmal bedarf es nicht allzu vieler Veränderungen, und dann sieht alles gleich wieder viel übersichtlicher aus. Darauf vertrauen auch Löw und die deutschen Fußballer, die sich am Freitagabend von einem mauen 2:1 (2:0) gegen Saudi-Arabien nicht aus der Ruhe haben bringen lassen.

Mit mehr Effektivität, Willen, Spaß und Leidenschaft wäre dieses finale Testspiel vor der Weltmeisterschaft in Russland womöglich 5:0 ausgegangen, und dann hätten viele Experten vermutlich den alten und angehenden neuen Weltmeister nach Russland verabschiedet. Wenn jetzt am Dienstag die Maschine in Richtung Moskau abhebt, blickt ihr mancher Skeptiker mit Sorgenfalten auf der Stirn hinterher und fragt sich, ob diese Mannschaft wohl die Gruppenphase übersteht. Löw aber sagt: "Ich mache mir keine Sorgen."

Eine Generalprobe kann miserabel ausgehen, das weiß man in Theaterkreisen, und im Idealfall schärft das die Sinne für die Premiere. Die deutsche WM-Premiere wird am kommenden Sonntag in Moskau angepfiffen, dann tragen die Kontrahenten mexikanische Nationaltrikots. Richtig ist: Mit einer Leistung wie gegen Saudi-Arabien wird das Spiel gegen die Mexikaner schwer zu gewinnen sein. Klar ist aber auch: Man wird dann eine andere deutsche Mannschaft sehen - nicht unbedingt personell, aber fußballerisch und emotional.

Hummels verhindert mit einer Grätsche sogar den Ausgleich

Es könnte sein, dass gegen Mexiko der zentrale Spielgestalter Mesut Özil in die Startelf zurückkehrt. Er hat gegen die Saudis vorsichtshalber gefehlt, weil er noch Schmerzen im Knie hatte, auf das er einen Schlag bekommen hat. Özil würde dann in der Mitte hinter den Spitzen spielen, Marco Reus, der am Freitagabend dort gespielt hat, würde für Julian Draxler auf die linke Angriffsseite rücken. So könnte, so sollte die deutsche Startelf am kommenden Sonntag aussehen.

Alles, was sie dann noch benötigt, beherrscht sie eigentlich sowieso. "Wir haben einen guten Fitnesszustand", sagt der Torwart Manuel Neuer. "Wir haben die Qualität, jetzt brauchen wir nur noch die Hingabe", findet Mittelfeldspieler Toni Kroos. "Wir wissen, worauf es ankommt", sagt sein Partner im Mittelfeld, Sami Khedira. "Deutschland muss sich keine Sorgen machen", versichert der Angreifer Reus.

Zwei Tore (Timo Werner und ein Eigentor durch Omar Othman), zwei Pfostenschüsse (Reus und Khedira) sowie zahlreiche gute Einschussmöglichkeiten prägten das deutsche Spiel, aber in Erinnerung wird für ein paar Tage bleiben, wie die Saudis kurz vor Schluss im Nachschuss eines fragwürdigen Elfmeters das 1:2 erzielt haben und wie der Innenverteidiger Mats Hummels in der Nachspielzeit durch eine Grätsche gerade noch den Ausgleich verhindert hat. Ein 2:2 hätte bedeutet, dass die deutsche Mannschaft die letzten sechs Spiele vor der WM nicht mehr gewonnen hätte. Das hätte Fußball-Deutschland noch viel mehr Sorgen bereitet.

Löw lässt sich von Panik nicht anstecken. Er verbreitet die Souveränität eines Trainers, der das WM-Turnier schon gewonnen hat und weiß, worauf es ankommt. Sorgen würde er sich erst machen, wenn er in Russland merkte, dass in der Mannschaft etwas nicht stimmt. Solange das nicht der Fall ist, erklärt er recht gelassen: "Wir müssen noch drauflegen, klar, aber wir haben zwei Wochen viel und intensiv trainiert, deshalb war klar, dass die Mannschaft jetzt noch nicht die nötige Frische und Dynamik hat." Nur die Pfiffe des Leverkusener Publikums gegen Ílkay Gündoğan störten ihn massiv.

Bei Manuel Neuer sieht es gut aus, Marc André ter Stegen ist ein solider Ersatz, er hat die zweite Halbzeit gegen Saudi-Arabien spielen dürfen. Marco Reus war in der ersten Halbzeit bester Mann auf dem Platz, er könnte der entscheidende deutsche Spieler bei der WM werden, er hat Spaß und Power und mitunter geniale Ideen. Wie er die freien Tage bis zum Abflug am Dienstag verbringen will, ist Reus gefragt worden; "ruhig, mit meiner Freundin", hat er geantwortet. Reus will erst im Laufe der kommenden Woche in den Power-Modus schalten. Das hat er mit Löw und dem Rest der Mannschaft gemeinsam. Sie wissen alle ganz gut, wie und wann sie den Schalter umlegen müssen.

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