Der VfL trotzt den Personaldebatten:Wolfsburgs feinste Füße

Lesezeit: 2 min

Daniel Didavi (vorne), Torschütze zum 1:0, vermiest dem FCA den Saisonstart. (Foto: Lennart Preiss/Getty)

Wolfsburgs Zugang Daniel Didavi hat erstmals eine komplette Vorbereitung mitgemacht und zeigt beim 2:0-Sieg in Augsburg, warum ihn sein neuer Verein als Versprechen betrachtet.

Von Maik Rosner, Augsburg

Später hat Daniel Didavi einfach mit seinen Worten fortgesetzt, was ihm bereits zuvor nonverbal gelungen war. Zielsicher formulierte er, voller Freude, ganz so, wie er bei seinem Bundesligadebüt für den VfL Wolfsburg aufgetreten war. "Ich denke, dafür wurde ich geholt. Und das ist meine Stärke, dass ich Tore und auch Vorlagen machen kann", sagte der offensive Mittelfeldspieler nach dem verdienten 2:0-Auswärtssieg beim FC Augsburg zum Saisonauftakt. Er lächelte vergnügt.

Diesmal hatte der 26-Jährige in der 35. Minute das 1:0 erzielt und damit den misslungenen Liga-Einstand des neuen Augsburger Trainers Dirk Schuster vorentscheidend auf den Weg gebracht. In der Vorwoche hatte Didavi beide Tore zum 2:1 im DFB-Pokal beim Drittligisten FSV Frankfurt aufgelegt. Darüber hinaus wirkt sein ganzes Auftreten, als bereite es ihm großen Spaß, für den VfL kicken zu dürfen. Was sich derzeit ja nicht von allen Profis des Vereins behaupten lässt.

Daniel Didavi wird in Wolfsburg als Versprechen gesehen

Angreifer Bas Dost bekräftigte nach dem Spiel seinen Wunsch, zu Sporting Lissabon zu wechseln. Auch Ricardo Rodríguez, der mit einem Freistoß zum 2:0 traf (89.), und Julian Draxler hatten zuvor schon von Abschied gesprochen. Beim ablösefrei vom VfB Stuttgart verpflichteten Didavi aber beruht die Freude über das gemeinsame Wirken auf Gegenseitigkeit. "Wir sind sehr froh, dass er für uns spielt", sagte Klaus Allofs, und der Manager ist guter Hoffnung, "dass da noch sehr viel Platz nach oben ist und noch mehr Qualität zum Vorschein kommt". Er sieht in Didavi ein Versprechen.

Es muss nach dessen gelungenem Einstand vielleicht noch einmal daran erinnert werden, dass der Hochbegabte dem Invalidenstatus zwischenzeitlich deutlich näher stand als seiner jetzigen Spielmacherrolle bei einem ambitionierten Bundesligisten, der sich das Erreichen des internationalen Wettbewerbs fest zum Ziel gesetzt hat. Ein Knorpelschaden und später ein Knochenödem im linken Knie schienen Didavis hoffnungsvoller Karriere ein Ende zu setzen, noch bevor diese so richtig begonnen hatte.

Einige weitere Verletzungen kamen hinzu, aber vor allem sein lädiertes Knie entwickelte sich zum chronischen Problem. Er solle sich vielleicht besser vom absoluten Spitzensport verabschieden, riet ihm der behandelnde Arzt zwischendurch. "Oberliga, vielleicht Regionalliga könnte noch gehen. Aber Bundesliga, das wird schwer", sei ihm gesagt worden, hat Didavi einmal erzählt. Zwischen Mai 2012 und März 2014 fehlte er dem 1. FC Nürnberg und dem VfB Stuttgart fast durchgehend.

Didavi hat diesen Sommer erstmals eine komplette Vorbereitung absolviert

Dass er nun gleich einmal zum Saisonbeginn gezeigt hat, über die vermutlich feinsten Füße von ganz Wolfsburg zu verfügen, kommt als Fortsetzung seines Aufschwungs beim VfB in der vergangenen Spielzeit daher. Den Abstieg der Stuttgarter hatte er zwar nicht verhindern können. Seine besonderen Fähigkeiten aber waren dennoch immer wieder deutlich sichtbar gewesen, nicht nur durch seine 13 Ligatore und fünf Vorlagen. In diesem Sommer habe er nun erstmals eine komplette Vorbereitung absolvieren können, erzählte er in Augsburg. "Platt" und "im Loch" sei er wegen der ungewohnten Belastung zwar zwischendurch gewesen, und auch jetzt wird es "nach 70 Minuten immer noch ein bisschen eng bei mir". Aber der positive Trend setzt sich fort und das Knie hält. Es ermöglichte unter anderem ein Tor, über das auch die Augsburger voller Anerkennung sprachen.

"Richtig gut" sei Didavis 0:1 gewesen, befand deren Geschäftsführer Stefan Reuter. Daniel Caligiuri hatte geflankt und Dost mit einem Hackentrick hübsch abgelegt. Didavi vollendete mit seinem starken linken Fuß gezielt in den linken Torwinkel. "Das war überragend herausgespielt", sagte FCA-Trainer Schuster, die Kombination und der Abschluss hätten gezeigt, "was da in vorderster Reihe rumläuft". Das war ein bisschen flapsig formuliert, aber Didavi durfte auch das als Kompliment werten.

© SZ vom 28.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: