Nico Schulz zum BVB:Der teuerste Linksverteidiger der Bundesliga

Deutschland - Peru

Nationalspieler Nico Schulz wird bald Dortmunder Borusse sein.

(Foto: picture alliance/dpa)
  • Der BVB findet eine Lösung für das Linksverteidigerproblem in der Mannschaft: Nationalspieler Nico Schulz kommt zur neuen Saison.
  • Mehr als 25 Millionen Euro wurden hierzulande für einen Mann auf dieser Position noch nie bezahlt.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Hinten links wird bei Borussia Dortmund in dieser Saison eine Art "Free Jazz" gespielt: freie Improvisation. In Marcel Schmelzer, Achraf Hakimi, Manuel Akanji, Abdou Diallo und Raphaël Guerreiro wurden links außen in der Viererkette bereits fünf mehr oder weniger positionserfahrene Spieler eingesetzt. Sie haben sich alle stets bemüht, aber perfekt gelang es dort nach Ansicht des Trainers Lucien Favre keinem. Daraus ergeben sich für den BVB in dieser Woche vor dem Saison-Herzschlagfinale ein kurzfristiges Problem und eine mittelfristige Lösung.

Das Problem ist am Samstag der gegnerische Rechtsangreifer Thorgan Hazard, von dem beim Gastgeber Borussia Mönchengladbach die größte Gefahr ausgerechnet auf Dortmunds linker Abwehrseite ausgeht. Dass Hazard mit dem BVB auch noch jenen Klub ins Unglück stürzen könnte, für den er von der kommenden Saison an spielt, macht die Sache noch ein bisschen heikler.

Eine Lösung für ihr Linksverteidigerproblem haben die Dortmunder unterdessen zwar soeben gefunden, allerdings wird der Hoffenheimer Nationalspieler Nico Schulz erst zur nächsten Saison kommen und somit beim Kampf um die Meisterschale noch nicht helfen können.

Hazard soll den Wechsel von Pulisic zu Chelsea kompensieren

Bislang brauchte man vor Hazard in dieser Rückrunde nicht allzu viel Furcht zu haben. Der 26-jährige Belgier hatte 23 Stunden und acht Minuten lang kein einziges Tor geschossen, ehe ihm am vergangenen Samstag beim Gladbacher 4:0-Sieg in Nürnberg der Treffer zum 3:0 gelang. Jetzt hoffen die Gladbacher, die mit einem Sieg gegen Dortmund den Einzug in die Champions League schaffen können, dass Hazard keinen falschen Respekt zeigt vorm künftigen Arbeitgeber. Gladbachs Trainer Dieter Hecking wird seinen Flügelstürmer unbeirrt in die Startformation berufen, das hat er bereits mitgeteilt.

Irritationen um Hazard gibt es diesbezüglich also keine, es gab aber welche, was den Wechsel nach Dortmund angeht. Sein Vertrag in Mönchengladbach läuft noch bis 2020, die Gladbacher wollen aber unbedingt eine Ablöse erzielen und Hazard deshalb schon diesen Sommer an Dortmund verkaufen. Sie haben sich dabei eigentlich eine Summe vorgestellt, die ungefähr dort liegt, wo Hazards geschätzter Marktwert von gut 40 Millionen Euro angesiedelt ist.

Der BVB hingegen wird dem Vernehmen nach nur etwas weniger als 30 Millionen Euro bezahlen. Er hatte sogar damit gedroht, Hazard erst 2020 und dann ablösefrei zu holen. Gladbachs Manager Max Eberl muss nun zähneknirschend einwilligen. Nach zwei Jahren ohne Europapokal-Einnahmen braucht der Klub das Geld.

Erst in Hoffenheim wurde Schulz zum Nationalspieler

Hazard wird nicht der erste relevante Akteur sein, den die Gladbacher beim westfälischen Namensvetter wiederentdecken. Die Dortmunder Mittelfeldspieler Marco Reus und Mahmoud Dahoud haben in Gladbach reüssiert, der Trainer Lucien Favre hat zwischendurch noch eine Station in Nizza eingelegt, und sogar Nico Schulz hat schon in Gladbach gespielt. Ihn verkaufte man 2017 an die TSG Hoffenheim erstaunlich wohlfeil für eine Ablöse von gerade mal drei Millionen Euro. Es dürfte den Gladbachern einen Schrecken eingejagt haben, als sie nun erfuhren, dass Dortmund dem Vernehmen nach mehr als 25 Millionen Euro an Hoffenheim überweist.

Schulz, der 2015 für vier Millionen Euro Ablöse von Hertha BSC Berlin nach Mönchengladbach gewechselt war, verbrachte am Niederrhein zwei ineffektive Jahre, weil er sich im Oktober 2015 einen Kreuzbandriss zuzog und auch nach seiner Genesung in der Saison 2016/17 kaum eine Rolle spielte. In zwei Gladbacher Jahren kam er nur auf 13 Bundesliga-Einsätze. Warum ihn die Gladbacher verpflichtet hatten, konnte Schulz erst wieder zeigen, als er nicht mehr da war. In Hoffenheim avancierte er unter dem Trainer Julian Nagelsmann zum Nationalspieler und - das weiß man seit dieser Woche - zum wertvollsten deutschen Linksverteidiger, denn mehr als 25 Millionen Euro wurden hierzulande auf dieser Position noch nie bezahlt.

Bevor die Dortmunder zur kommenden Saison mit Schulz ihr Linksverteidiger-Problem lösen und mit Hazard auch den Chelsea-Wechsel ihres Flügelstürmers Christian Pulisic kompensieren, müssen sie am Samstag aber noch mit gewohnter Belegschaft versuchen, dem Tabellenführer FC Bayern die Meisterschale zu entreißen. Gewiss sein können sie sich dabei immerhin der Unterstützung des Präsidenten der Deutschen Fußball Liga (DFL). Reinhard Rauball ist nämlich auch Präsident von Borussia Dortmund und weigert sich deshalb, wie in zuletzt sechsjähriger Tradition am finalen Spieltag in München zu weilen, um dort die Bayern zu ehren.

"Das wird ja wohl jeder verstehen", sagt Rauball und wäre nur zu gerne bereit, seinen Borussen in Mönchengladbach notfalls die Kopie der Schale zu überreichen. Das Original kommt zum Seriensieger nach München und würde dort vom DFL-Geschäftsführer Christian Seifert ausgehändigt.

Zur SZ-Startseite

Dortmund siegt
:Watzke eröffnet mit Vergnügen den Nervenkrieg

Der BVB-Boss schickt Grüße nach München. Doch der Rest von Borussia Dortmund äußert sich vorsichtiger nach dem sehr zittrigen 3:2 gegen Fortuna Düsseldorf.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: