Stürmer des FC Bayern:Lewandowski spielt gegen die Kritiker an

Stürmer des FC Bayern: Mit Köpfchen: Robert Lewandowski.

Mit Köpfchen: Robert Lewandowski.

(Foto: AFP)
  • Beim 5:0 gegen Dortmund rackert, arbeitet und kämpft Robert Lewandowski in ungewohnter Manier.
  • Als erst fünfter Bundesliga-Stürmer hat er nun 200 Tore oder mehr erzielt.
  • "Die 200er-Marke bedeutet mir sehr viel", sagt Lewandowski.

Aus dem Stadion von Martin Schneider

Nachdem Robert Lewandowski ein historischer Bundesligastürmer wurde, war er müde. Er kam als einer der ersten Spieler aus der Bayern-Kabine, er atmete durch, seine Schultern hingen, seine Haare standen teilweise noch ab, wie Haare abstehen, wenn man sie sich nur schnell mit dem Handtuch abtrocknet, schnell weg will und nicht mehr in den Spiegel schaut. Lewandowski ging langsam vor die Mikrofone wie nach einem sehr harten Arbeitstag, und wenn irgendwo in der Arena eine Couch gestanden hätte, er hätte er sich darauf fallen lassen und die Füße hochgelegt.

Zufrieden hochgelegt, sollte man dazu sagen. "Heute haben wir alles geschafft", sagte er. Lewandowski hat an diesem Samstag beim 5:0 des FC Bayern gegen Borussia Dortmund sein 200. Und sein 201. Bundesligator geschossen und ist damit Mitglied eines Klubs, dem außer ihm noch Gerd Müller, Klaus Fischer, Jupp Heynckes und Manfred Burgsmüller angehören. Ein exklusiver Klub. "Die 200er-Marke bedeutet mir sehr viel", sagte Lewandowski, "ich bin sehr stolz."

Aber die Geschichte war nicht nur, dass Lewandowski dieses Tor gemacht hat, sondern auch wie er es gemacht hat. "Das war kein typisches Tor", sagte er: "Ich gewinne den Ball und ... ja." In dem "ja" steckt folgende Szene: Er rechnete mit einem Fehler des jungen Dortmunder Verteidigers Dan-Axel Zagadou, spekulierte richtig, gewinnt den Ball, lief allein auf Torwart Roman Bürki zu, überlupfte diesen und traf dann seitlich in der Luft liegend zum zwischenzeitlichen 2:0. Kurz vor Ende staubte er noch zum 5:0 ab.

Großes Lob von Müller für Lewandowski

Lewandowski ist ja ein Stürmer in andauernder Kritik - das kriegt man zwar kaum mit diesen Zahlen zusammen, aber erst vor ein paar Wochen löste der Sky-Experte Didi Hamann eine mittelschwere Bayern-Krise aus, weil den einzigen Münchner Stürmer kritisierte. Hamann arbeitete sich an Körpersprache und dem Ego des Polen ab und der Tatsache, dass er in großen Spielen regelmäßig abtauche. Lewandowski tauchte dann in beiden Champions-League-Spielen gegen den FC Liverpool ab.

Lewandowski, das sah man gegen den BVB in jeder Aktion, hatte sich vorgenommen, gegen diese Kritik anzuspielen. Er hatte am Ende zwölf gewonnene Zweikämpfe in der Statistik stehen - ein sehr guter Wert für einen Stürmer. Symbolisch war eine Szene in der 70. Minute, als Thomas Delaney verzweifelt den Unterarm des erneut enteilten Polen ergriff und daran zog - er fand kein anderes Mittel, als ihn einfach festzuhalten. "Wie der Lewy heut gearbeitet hat, das war unglaublich", sagte Thomas Müller nach dem Spiel. Tatsächlich ist ja einer der Kritikpunkte an Lewandowski, dass er in erster Linie an sein Tor denkt und in zweiter Linie an sein zweites Tor. Wer nur das Spiel gegen den BVB sah, fragte sich, wie man diesem rackernden, arbeitenden, kämpfenden Stürmer ernsthaft Egoismus unterstellen kann.

Was er sich nach diesem Spiel, das vielleicht sein bestes in dieser Saison für den FC Bayern war, aber nicht verkneifen konnte, war, ganz sachte darauf hinzuweisen, dass es sich durchaus lohnt, ihn als Stürmer zu unterstützen. "Wenn wir auf Sieg spielen - das ist unsere DNA. Wir sind immer gut, wenn wir offensiv Druck machen und versuchen, ein Tor zu schießen", sagte Lewandowski. Eine Aussage, die man nur dann vollständig verstehen kann, wenn man weiß, dass Lewandowski nach beiden Champions-League-Spielen gegen Liverpool kritisiert hat, dass man eben nicht voll auf Sieg gespielt hatte.

"Da müsste man den Gerd fragen"

Gegen Dortmund stellte Niko Kovac Thomas Müller auf die Position hinter Lewandowski. In den vergangenen Spielen kickte dort meist James Rodríguez. Auf das Duo angesprochen, sagte Müller nur, es sei ja wahrlich kein Geheimnis, dass die beiden sich gut verstünden. Mit dem stets nach vorne laufenden Müller steht der FC Bayern noch offensiver und - ein wichtiger Punkt aus Lewandowskis Sicht: Lewandowski steht nicht ständig alleine im gegnerischen Strafraum.

Aber die taktische Detail-Debatte verblasste angesichts der historischen Dimension eines 200. Bundesligatores. Heynckes (220 Tore) könne er vielleicht noch einholen, sagte Lewandowski. Fischer (268 Tore) anzugreifen, traut er sich mit seinen 30 Jahren zumindest noch nicht. Müller wurde dann noch gefragt, ob das 200. Tor, das Lewandowski ja im Fallen erzielte, nicht ein typisches Müller-Tor gewesen sei. "Das weiß ich nicht", sagte Thomas Müller, "da müsste man den Gerd fragen." Der ist übrigens noch 164 Tore von Lewandowski entfernt und damit natürlich eine historische Liga für sich.

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