Basketball:Müde wie ein Winterurlauber

Maodo Lo mit Ball FC Bayern gegen Robertson Völler und Freudenberg Frankfurt Basketball

Kam erst ins Spiel, als er dringend benötigt wurde: Als der 18-Punkte-Vorsprung auf drei Zähler (61:58) zusammengeschmolzen war, wechselte Bayern-Cheftrainer Dejan Radonjic noch Maodo Lo (am Ball) ein.

(Foto: Lackovic/imago)

Die Bayern-Basketballer besiegen Frankfurt und holen im 15. Bundesligaspiel ihren 15. Sieg - am Ende machen sich allerdings die Strapazen bemerkbar.

Von Matthias Schmid

Maodo Lo hatte vor dem Schlussviertel sein Handtuch locker über die rechte Schulter geworfen, als sein Trainer die letzten Instruktionen an die Mannschaft verteilte. Lo sah in dem Moment aus wie ein Winterurlauber, der sich nun nach einem anstrengenden Skitag auf den schwarzen Abfahrten im Sporthotel auf den Weg zum Hallenbad macht, um sich von den Strapazen zu erholen. Lo, der Nationalspieler des FC Bayern, hatte sich am Sonntagabend bis dato nicht sonderlich verausgaben müssen, er hatte einen ruhigen Arbeitstag erlebt, und weil seine Mannschaft seriös auftrat gegen die Skyliners Frankfurt und im dritten Viertel vorentscheidend enteilen konnte, durfte der zuletzt hoch beanspruchte Spieler weniger spielen. Aber als der 18-Punkte-Vorsprung plötzlich auf drei Zähler (61:58) zusammengeschmolzen war, brauchte ihn der Bayern-Cheftrainer Dejan Radonjic dann doch noch. Lo traf selbst und verteilte noch ein paar hübsche Pässe, sodass die Münchner am Ende 80:71 gewannen und mit dem 15. Sieg im 15. Spiel der Basketball-Bundesliga (BBL) ihre Tabellenführung als einzige unbesiegte Mannschaft festigten. Als bester Werfer sammelte Danilo Barthel 18 Punkte.

In den Anfangsminuten hatten sich ein paar Zuschauer noch verwundert die Augen gerieben und sich gefragt: Bin ich in der richtigen Halle? Bin ich tatsächlich beim FC Bayern? Ja, alles war korrekt. Aber nach einer 6:2-Führung lagen plötzlich die Frankfurter vorne, vor allem ein Spieler, der den Audi Dome bestens kennt, machte da auf sich aufmerksam. Richard Freudenberg, ausgebildet in der Jugend der Münchner, zeigte eindrucksvoll, was er alles gelernt hat beim FC Bayern, bevor er auszog, um auf einem amerikanischen College sich auf eine Karriere als Berufsbasketballer vorzubereiten. Mit vier Punkten sorgte er für ein 7:6-Führung seines Klubs, die sie im ersten Viertel nicht mehr abgeben sollten (23:22) - und das obwohl die Münchner alle ihrer fünf Dreier verwandelten.

Die Münchner schonten sich nach Meinung ihres Trainers zu sehr in den Duellen unter den Brettern

Allerdings schonten sie sich nach Meinung ihres Trainers allzu sehr bei den Zweikämpfen unter den Brettern, immer wieder schüttelte Radonjic heftig sein Haupt, wenn die Frankfurter mal wieder einen Abpraller vom Brett pflückten. Die Statistik bei den sogenannten Rebounds führten die Gäste eindeutig an, bis Radonjic zu Beginn des zweiten Spielabschnitts seine Spieler zu einer Auszeit versammelte. Die Frankfurter hatten sich zwölf Rebounds mehr gegriffen als die Münchner, sodass sie auch im Spiel vorne lagen: 27:22.

Der Montenegriner verliert in Auszeiten für gewöhnlich nur wenige Worte, aber sie genügen meistens, um seine Spieler zu erreichen. So auch diesmal, sehr viel energischer spielten sie fortan, setzten unterm Korb auch ihre Körper ein, ihre Ellbogen, um sich den nötigen Platz zu verschaffen. Sie holten Punkt für Punkt auf und trafen auch weiter hochprozentig aus der Distanz. Nachdem Spielmacher Stefan Jovic seine Mannschaft wieder in Führung gebracht hatte, vergrößerte Barthel den Vorsprung mit einem Dreier auf 33:29. Mit einem Acht-Punkte-Vorsprung gingen die beiden Mannschaften in die Pause (39:31).

Braydon Hobbs bescherte den Münchnern dann kurz danach mit einem Dreier die erste zweistellige Führung (42:31). Der Spielmacher hatte zuvor am Freitag in der Euroleague gegen Olimpia Mailand (93:87) 40 Minuten von draußen zuschauen müssen. Gegen Frankfurt durfte der Amerikaner aber wieder mitmachen, weil der Cheftrainer nicht nur Lo, sondern auch Derrick Williams genügend Verschnaufpausen verschaffte. Die Münchner wollen im höchsten europäischen Klubwettbewerb unbedingt als erste deutsche Mannschaft die Teilnahme an den Playoffs der besten Acht sichern. "Es ist eine große Motivation für uns", bekannte Lo zuletzt, "dass wir die Möglichkeit haben, in den Playoffs mitmischen zu können." Das nächste Spiel in der Euroleague steht an diesem Donnerstag bei ZSKA Moskau an.

Frankfurt war davor der ideale Gegner, auch wenn bei den Bayern am Ende etwas die Körperspannung und Energie fehlte nach vier Spielen binnen einer Woche. "Aber das", sagte Barthel, "war der Müdigkeit geschuldet."

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