Basketball:Hoffen auf die Kettenreaktion

Dallas Mavericks at Oklahoma City Thunder

Dirk Nowitzki (im blauen Trikot).

(Foto: Larry W. Smith/dpa)

Dirk Nowitzki will seinen Vertrag in Dallas auflösen und einen neuen unterschreiben - für noch weniger Geld als bisher. Die Mavericks sollen dadurch wieder konkurrenzfähig werden.

Von Joachim Mölter, Dallas/München

Für den deutschen Basketballer Dirk Nowitzki ist die Saison in der amerikanischen Profiliga NBA seit einer Woche beendet; da schied er mit seinen Dallas Mavericks in der ersten Playoff-Runde gegen Oklahoma City Thunder aus. Während die nächste K.o.-Runde bereits läuft, hat der 37 Jahre alte Würzburger noch mal für Aufsehen gesorgt. Am Montag kündigte er beim örtlichen Radiosender The Ticket Sportsradio an, eine Ausstiegsoption zu nutzen und seinen bis 2017 gültigen Vertrag aufzulösen. Um dann einen neuen Kontrakt zu unterschreiben. Beim selben Klub. Für weniger Geld. "Ich glaube", sagte Nowitzki, "es ist richtig, das zu tun." Es ist vor allem außergewöhnlich.

Freiwillig verzichtet ja kaum jemand auf Gehalt, nicht einmal dann, wenn er es in einer Größenordnung verdient wie die Sportprofis in den USA. Oder vielleicht gerade dann nicht: Viele Spitzenverdiener definieren ihren Stellenwert ja über die Ziffern auf der Gehaltsabrechnung: Je größer das Ego, desto größer müssen die Zahlen sein. Dirk Nowitzkis Ego ist diesbezüglich recht klein: Es gab Jahre zu Beginn seiner Karriere, da bekam er weniger als sein Backup, der Ersatzmann, der für ihn aufs Feld kommt, wenn er mal verschnauft.

In der Spätphase seiner Karriere spielt Geld nun erst recht keine Rolle mehr für Nowitzki. In den bislang 18 Jahren seiner Tätigkeit für die Dallas Mavericks hat er mehr als 216 Millionen Dollar verdient (rund 187 Millionen Euro); selbst wenn man Steuern, Abgaben und Lebenshaltungskosten abzieht, bleibt da mehr übrig, als ein Mensch in einem Leben auf vernünftige Weise ausgeben kann. Und Dirk Nowitzki ist sehr vernünftig. Daheim in Würzburg ist er bodenständig erzogen worden; so ist er auch geblieben, als sein Stern am NBA-Himmel emporschnellte.

Laut aktuellem Vertrag stünden Nowitzki in der nächsten Saison 8 692 184 Dollar zu, etwa siebeneinhalb Millionen Euro. Schon diese Summe liegt weit unter seinem Marktwert, der 2,13 Meter große Flügelspieler hätte das Dreifache fordern können, als er seinen Vertrag vor zwei Jahren verlängerte. Er ist ja trotz seines Alters immer noch der beste Spieler in Dallas, wie er in der abgelaufenen Saison mit 18,3 Punkten und 6,5 Rebounds pro Partie nachgewiesen hat. Hinter Wesley Matthews (16,4 Millionen Dollar/12,5 Punkte/3,1 Rebounds) und Chandler Parsons (15,3 Millionen/13,7 Punkte/4,7 Rebounds) war er freilich nur der am drittbesten bezahlte.

Dass Nowitzki bereit ist, seine Dienste künftig noch weiter unter Wert zu verkaufen, liegt daran, dass er helfen will, sein Team zu verstärken. "Seit unserem Titelgewinn (im Jahr 2011/Anm.) sind wir praktisch immer in der ersten Playoff-Runde ausgeschieden", erinnerte er, "also müssen wir was tun." Sein Gehaltsverzicht sei hoffentlich der Auslöser, "der eine Kettenreaktion in Gang setzt, die uns in die Lage versetzt, wieder auf einem wirklich hohen Niveau mitzuspielen."

Aus Dallas will Nowitzki nicht weg. "Ich habe immer gesagt, dass ich meine Karriere hier beenden will."

Die NBA gibt ihren Klubs eine Obergrenze für Spielgehälter vor; wenn Nowitzki nun weniger Geld absorbiert, verschafft er seinen Mavericks mehr Spielraum. Der Klub könnte bessere, sprich: teurere Spieler verpflichten. Das war allerdings auch bei Nowitzkis erstem Gehaltsverzicht vor zwei Jahren der Plan, geklappt hat er dummerweise nicht. Aus Dallas will Nowitzki nicht weg, trotz der angekündigten Vertragsauflösung, das hat er bekräftigt: "Seit der Meisterschaft habe ich immer gesagt, dass ich meine Karriere hier beenden will." Er hat auch immer gesagt, dass er solange spielen will, wie sein Körper die Strapazen mitmacht. Angesichts seiner erstaunlichen Fitness wird nun spekuliert, dass er im Sommer einen Zweijahresvertrag unterschreibt - damit würde er dann zwei Jahrzehnte bei den Mavericks komplettieren. Bislang gibt es nur fünf Basketballer die auf eine NBA-Karriere von 20 Jahren oder länger zurückblicken können, und nur einen, der diese 20 Jahre beim selben Team verbracht hat: der erst kürzlich zurückgetretene Kobe Bryant, 37. Der ist freilich der Gegenentwurf zu Nowitzki. Bryant beanspruchte bis zum Schluss das Maximalgehalt, 25 Millionen Dollar, ein Drittel des Gesamtbudgets - und wirtschaftete die Los Angeles Lakers damit zur schlechtesten Bilanz ihrer Geschichte und auf den letzten Tabellenplatz hinunter. Dort will Dirk Nowitzki seine Karriere nicht beenden.

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