Playoff-Finale:Es droht der Sweep

Franz Wagner ALBA mit Ball vorne Petteri Koponen FC Bayern ALBA Berlin FC Bayern München Ba; franz wagner

Der Berliner Franz Wagner (l.) im Duell mit dem Münchener Petteri Koponen.

(Foto: Bernd König/imago)
  • Alba Berlin droht bereit im dritten Spiel die Meisterschaft an den FC Bayern München zu verlieren.
  • Es wären die kürzesten Playoffs der Basketball-Bundesliga, die es jemals gab.

Von Joachim Mölter

Es deutet derzeit alles darauf hin, als würden die Fans in den diesjährigen Playoffs der Basketball-Bundesliga so wenig Partien zu sehen bekommen wie noch nie, nämlich gerade mal eine mehr als unbedingt nötig. Bislang waren alle Best-of-five-Serien in kürzester Zeit vorbei, also nach einem glatten 3:0 - ein Sweep, wie man in der Basketball-Fachsprache sagt. Bis auf eine Serie: die im Viertelfinale zwischen Aufsteiger Rasta Vechta und Pokalsieger Brose Bamberg - die endete 3:1. Und auch wenn es so aussieht, als würde die Finalserie zwischen dem FC Bayern München und Alba Berlin diesem Trend zum kurzen Prozess folgen und schon nach der dritten Partie am Sonntag (18 Uhr/Sport 1) zugunsten des gastgebenden Titelverteidigers aus München entschieden sein, so kann man sich in diesem Fall über mangelnde Spannung nicht beschweren.

Denn die Neuauflage des Vorjahresfinales beweist durchaus, wie knapp es hergehen kann. Die Münchner gewannen die ersten beiden Partien mit gerade mal vier bzw. fünf Punkten Differenz, 74:70 am vorigen Sonntag zu Hause und 82:77 am Mittwoch auswärts. Das erinnert sehr an die schon legendären Endspiele von 2013, als die Bamberger den Titel nach einem scheinbar deutlichen 3:0 feierten, aber bei ihren drei Siegen zusammengerechnet nur sieben Zähler mehr erzielten als die unterlegenen Oldenburger. Die Oberfranken gewannen 65:63, 63:61 und schließlich 91:88, im letzteren Fall sogar erst nach Verlängerung.

Im Grunde hätte damals also jede Partie auch zugunsten der Niedersachsen enden können, so wie die beiden bisherigen Finals in diesem Jahr auch im Sinne der Berliner hätten ausgehen können. Die Alba-Profis waren ja in jeweils letzter Minute bis auf einen Punkt am FC Bayern dran, einmal beim 70:71, dann beim 77:78, schafften es aber nicht, die Spiele noch zu wenden. "Wir müssen ein bisschen cleverer agieren", resümierte Assistenzcoach Thomas Päch, "die Chancen waren da, wir müssen sie nur nutzen."

Die Kaltschnäuzigkeit in entscheidenden Momenten, die Routine, die sich in einem um vier Jahre höheren Altersdurchschnitt ausdrückt (28,4 Jahre gegenüber 24,2) - das ist das Kriterium, das bislang den Ausschlag gibt in dieser Serie. So paradox es klingen mag angesichts eines 0:2-Rückstands: Die Berliner sind näher am sportlichen Niveau der Münchner als im vorigen Jahr, als sie die Endspiele 2:3 verloren. Aber da waren ihre beiden Erfolge schwer erarbeitet, einmal auch erst nach Verlängerung, und die Niederlagen fielen zweimal demoralisierend deutlich aus.

"Verteidigen wird für uns erstmal das Wichtigste sein"

Am Sonntag erwarten die Basketballer des FC Bayern jedenfalls wieder einen harten Kampf. "Die Berliner kommen nicht nach München, um hier Ferien zu machen", ahnt Center Leon Radosevic. Nihad Djedovic, der konstanteste Akteur im homogenen Ensemble des Meisters, fordert von seinen Kollegen: "Wir müssen so spielen, als ob es unsere letzte Chance wäre." Also im Grunde so wie die Berliner. "Es zählt nur das nächste Spiel", sagt deren Kapitän Niels Giffey. Er weiß ja, dass in der aktuellen Situation nur die alte Sportlerweisheit hilft, von Spiel zu Spiel zu denken und nicht darüber hinaus. "Wir brauchen jetzt nicht drei Siege, sondern erst mal einen", sagt Giffey. Sein Trainer Aito versichert: "Aufzugeben kommt für uns nicht in Frage."

Der 72 Jahre alte Spanier pflegt eine vollkommen andere Spielphilosophie als sein Münchner Kollege Dejan Radonjic, 49. Aito lässt seinen Spielern mehr Freiheiten, vor allem im Angriff, er fördert ihre Eigenverantwortung und vertraut selbst jungen wie dem 17 Jahre alten Franz Wagner: Der stand am Mittwoch sogar in der Startformation und war mit 14 Punkten letztlich bester Werfer seines Teams. Aito fördert generell eine temporeiche, aber auch riskante Spielweise. Der Montenegriner Radonjic hingegen ist ein Absolvent der alten jugoslawischen Schule, die vor allem auf bissige Verteidigung setzt und dazu gut strukturiertes, straff organisiertes Angriffsspiel, in einem eher moderaten Tempo, wie es sich für ältere Herren geziemt.

Wie viel Respekt der Münchner Trainer vor dem schnellen Umschaltspiel der Berliner hat, zeigt sich daran, dass er die Priorität seiner Taktik darauf gelegt hat, genau das zu verhindern. Seine Mannschaft zieht sich nach einem misslungenen Wurf umgehend zurück und überlässt die Rebounds den Alba-Youngstern. Bevor die Münchner sich von denen überrennen lassen, warten sie lieber in einer geordneten Defensive - und zwingen den Gegner damit in den ungeliebten, weil langsameren Positionsangriff. "Verteidigen wird für uns erstmal das Wichtigste sein", hatte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic vor der Finalserie gemahnt: "Wenn Alba 100 Punkte macht, wird es schwer." Bislang ging dieser Plan prima auf.

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