Basketball:Ein neues 1993

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Verbindungsmann von 1993 zu 2021: Bundestrainer Henrik Rödl.

(Foto: imago/Jan Huebner)

Im deutschen Verband DBB sehen sie den Zuschlag für die EM 2021 als einmalige Chance für eine einzigartige Spieler-Generation.

Von Joachim Mölter

Ein bisschen erinnerte die Prozedur in dem mit Stuck verzierten Königssaal des Münchner Nobelhotels Bayerischer Hof schon an die jährliche Oscar-Verleihung in Hollywood. Bei der zieht ja auch ein Moderator ein Blatt aus einem Kuvert und verkündet dann, wer in welcher Kategorie den wichtigsten Filmpreis der Welt erhält. Ähnlich inszenierte nun der Basketball-Verband Fiba Europe am Montag die Vergabe seiner Europameisterschaften 2021. Erst bekamen Frankreich und Spanien das Frauen-Turnier zugesprochen, dann waren die Männer an der Reihe. Europas Verbandschef Turgay Demirel stand auf dem Podium, er ließ sich einen Umschlag reichen, zog einen Zettel heraus - und der Gewinner war: Deutschland!

Das vom 2. bis 19. September 2021 geplante Turnier soll zwar wie zuletzt in vier Ländern ausgetragen werden, aber der Deutsche Basketball Bund (DBB) erhielt neben dem Zuschlag für eine Vorrunde in Köln auch den für die Finalrunde in Berlin. "Für uns ist es ganz wichtig, dass wir die Möglichkeit haben, Basketball in zwei riesengroßen Hallen zu präsentieren", freute sich DBB-Präsident Ingo Weiss. Armin Andres, der für den Leistungssport zuständige Vizepräsident, hob hervor, welch einmalige Chance sich da bietet. Der DBB verfügt ja gerade über eine Auswahl von talentierten Spielern, wie er sie in dieser Masse noch nie gehabt hat. Die Heim-EM "könnte der Höhepunkt sein für diese Generation", glaubt Andres: "Wir haben ja 1993 erlebt, was passieren kann, wenn eine Mannschaft länger zusammenwächst." Vor 26 Jahren hatte der DBB zuletzt eine EM-Endrunde ausgerichtet, damals hatte die Mannschaft in München überraschend den Titel geholt, bis heute der größte Erfolg des Verbandes. Selbst in der Ära von Dirk Nowitzki gab es nur noch einmal Silber bei der EM 2005 und einmal Bronze bei der WM 2002; für mehr fehlte dem NBA-Meister mit den Dallas Mavericks hierzulande die Unterstützung. DBB-Chef Weiss dämpfte zwar die Euphorie hinsichtlich 2021: "Ich erwarte nicht, dass wir automatisch Europameister werden." Aber er sagte über die nachrückende Generation um die NBA-Profis Dennis Schröder und Maxi Kleber auch: "Ich traue ihr sehr viel zu."

Die Tschechen warben mit Supermodel Karolína Kurková - der DBB verzichtete auf Glamour

Dass im Sport stets mit Überraschungen zu rechnen ist, bestätigte ja die Bekanntgabe der weiteren Gastgeber. Da hatte die Delegation aus Georgien am lautesten gejubelt. Sie hatte zur Präsentation ihre Staatspräsidentin Salome Surabischwili mitgebracht, die 67-Jährige sollte den Umstand überspielen, dass in Tiflis noch gar keine Halle steht für das Turnier in zwei Jahren. Also versprach Surabischwili den Fiba-Funktionären, dass ihre Landsleute das schon noch rechtzeitig hinkriegen.

Beim DBB hatten sie sich so etwas nicht getraut. Präsident Weiss erzählte, dass München ebenfalls als Austragungsort im Gespräch war, die neue Arena im Olympiapark, in der auch die Basketballer des FC Bayern spielen sollen, aber laut Plan erst im September 2021 fertig werde, also exakt zum Turnier. Das war den deutschen Funktionären dann doch zu riskant. Weiss stellte den Münchnern eine spätere Berücksichtigung in Aussicht, zum Beispiel für den Fall einer Bewerbung um die WM 2027, und ging stattdessen mit den erprobten Arenen in Köln und Berlin ins Rennen.

Im Gegensatz zu den ebenfalls erfolgreichen Bewerbern Tschechien (mit Prag) und Italien (mit Mailand), die das internationale Topmodel Karolína Kurková, 35, bzw. die nationale Basketball-Ikone Dino Meneghin, 69, aufgeboten hatten, verzichtete der DBB bei der Präsentation seiner Bewerbung auf jeglichen blendenden Glamour. Im Verband hatten sie zwar überlegt, Dirk Nowitzki hinzuzuziehen, den immer noch bekanntesten und beliebtesten Vertreter des deutschen Basketballs, die Idee aber verworfen. So führte ganz unspektakulär der Bundestrainer Henrik Rödl die Mannschaft an. Das Ergebnis zeigt, dass man anscheinend auch mit Sachlichkeit und Seriosität punkten kann.

Dafür war nach dem Zuschlag die Begeisterung umso größer. Rödl, einer der Europameister von 1993, berichtete von etlichen eingegangenen Nachrichten auf seinem Smartphone: "Die Spieler freuen sich jetzt schon." Der 50-Jährige erinnerte daran, dass der DBB 2017 noch das jüngste Team der EM gestellt habe. "Es wird 2021 definitiv gereift sein", glaubt er: "Die Spieler werden ja besser, nicht älter." Der Kern der Auswahl wird auch in zwei Jahren noch keine 30 sein: Kleber, Daniel Theis, Danilo Barthel, Niels Giffey sind jetzt 27, Johannes Voigtmann und Maodo Lo 26, Spielmacher Schröder und Paul Zipser 25. Dahinter harren Talente, die es schon in die amerikanische Profiliga NBA geschafft haben: Moritz Wagner, 22, Isaiah Hartenstein, 21, Isaac Bonga, 19. "Weil wir so tief besetzt sind wie noch nie, denke ich, dass wir die Chance haben, uns gut zu präsentieren", sagte Rödl mit der ihm eigenen Zurückhaltung.

Der Bundestrainer ging schnell wieder zur Tagesordnung über. "Heute ist die EM 2021 ein tolles Thema gewesen", sagte er, "aber jetzt geht es darum, den Kader zu bilden für die WM in China." Anfang August will er sein Aufgebot für das Turnier vom 31. August bis 15. September bekanntgeben. Auch bei Verbandsboss Weiss rückt die EM 2021 vorerst noch einmal in den Hintergrund: "Nach der WM werden wir die Latzhose anziehen und anfangen zu arbeiten."

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