Basketball Bundesliga:Groß schlägt Klein

FC Bayern München - RASTA Vechta

Bayerns Devin Booker (links) versucht über Rastas Philipp Herkenhoff zum Korberfolg zu gelangen.

(Foto: dpa)
  • Die Basketballer des FC Bayern stehen erneut im Finale der deutschen Meisterschaft.
  • Gegen Aufsteiger und Außenseiter Rasta Vechta gewannen gelingt dem Titelverteidiger ein "Sweep".
  • Die Gäste aus Niedersachsen kämpfen tapfer, müssen sich am Ende aber der Klasse der Bayern geschlagen geben.

Von Ralf Tögel

Die Basketballer des FC Bayern sind erwartungsgemäß ins Playoff-Finale um die deutsche Meisterschaft eingezogen. Im dritten Halbfinalspiel gegen Rasta Vechta behielten die Münchner zum dritten Mal die Oberhand und gewannen mit 95:80 Punkten. Damit hat der Titelverteidiger nach dem Sweep gegen Braunschweig im Viertelfinale, so nennt man es wenn ein Team den Gegner mit einem 3:0 in einer Best-of-five-Serie aus dem Wettbewerb fegt, auch Vechta keinen Erfolg gegönnt.

Während die Bayern sich erneut steigerten und eine phasenweise bärenstarke Vorstellung lieferten, gingen bei den Niedersachsen, die sich erneut teuer verkauften, in der zweiten Halbzeit die Kräfte zur Neige. Auf Seiten des FCB punkteten in Vladimir Lucic, Danilo Barthel (je 17 Punkte), Nihad Djedovic (15) und Stefan Jovic (14) vier Spieler zweistellig. Der überragende Akteur auf Seiten der Gäste: Thomas Joseph, genannt T. J. Bray, erzielte 38 Punkte und hielt seine Mannschaft phasenweise im Alleingang im Spiel.

Die Gerüchte, dass der Amerikaner in der kommenden Saison das Trikot der Bayern trägt, wollte der nach dem Spiel nicht bestätigen. Auch FCB-Trainer Dejan Radonjic wollte derlei Gerede nicht kommentieren: "Ich habe nichts davon gehört." Kollege Pedro Calles hingegen zwinkerte, als die Rede auf seinen überragenden Spieler kam. Es wirkte, als wüsste er mehr.

Eine Nummer zu groß für den Aufsteiger

Rot gegen orange, Meister gegen Aufsteiger, Groß gegen Klein, was natürlich nicht wörtlich zu nehmen war, schließlich waren die großen Kerle der Gäste dabei. Allen voran Clint Chapman und Seth Hinrichs, was ähnlich märchenhaft anmutete, wie der Marsch des Aufsteigers bis ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft. Denn als Chapman kurz vor den Playoffs ein Innenband im Knie riss und Hinrichs sich fast zeitgleich die Hand brach, meldete Vechta das vorzeitige Saison-Aus beider Spieler. Doch rechtzeitig zum Kräftemessen mit dem Titelträger aus München waren beide wieder an Bord. Was letztlich nicht viel änderte, denn die Bayern waren allein aufgrund ihrer starken Bank eine Nummer zu groß für den Außenseiter.

Rechtzeitig zum Saisonfinale hat sich der Meister weiter gesteigert, vor allem Regisseur Stefan Jovic kommt zunehmend in Fahrt. Die Bayern waren in allen Belangen überlegen, dieser Wucht und Klasse setzten die tapferen Gäste erneut ihren unermüdlichen Kampfgeist entgegen, was aber letztlich viel zu wenig war. Nun haben die Münchner eine Woche Pause.

Für den Überraschungshalbfinalisten aus dem westlichen Niedersachsen könnten es nun ebenso ereignisreiche Wochen werden. Denn Vechta hat nicht nur den ehemaligen Serienmeister und aktuellen Pokalsieger Bamberg hoch verdient mit 3:1 aus dem Viertelfinale geworfen, die Mannschaft von Trainer Pedro Calles hat eine herausragende Saison gespielt und die Bundesliga aufgemischt, wie kein Aufsteiger zuvor. Jedes Topteam der Basketball-Beletage hat gegen Vechta mindestens einmal den Kürzeren gezogen. Die Bayern etwa kamen beim Emporkömmling gar mit 75:93 unter die Räder, "das einzige Spiel, in dem wir so richtig auf die Mütze bekommen haben", erinnert sich Routinier Alex King.

Nicht nur Pedro Calles weckt Begehrlichkeiten

Diese Entwicklung ist der Konkurrenz natürlich nicht entgangen, vor allem Trainer Calles hat erstklassige Arbeit geleistet und die gesamte Konkurrenz mit einem Team der Namenlosen das Fürchten gelehrt. Die Energie, mit der Vechta auf jeden Gegner losstürmte, war beeindruckend. Dieser nimmermüde Kampfgeist, dieses Feuer, das Calles den Spielern eingeimpft hat, das hätte so manchem Konkurrenten gut zu Gesicht gestanden. Es ist wenig verwunderlich, dass der 34-jährige Spanier bei einigen Klubs im Gespräch ist, zuletzt wurden Begehrlichkeiten aus Bamberg kolportiert, jenem nominell klar besser besetzten Kontrahenten, der den Tugenden Vechtas im Viertelfinale chancenlos gegenüberstand.

Auch die Rasta-Spieler haben natürlich in der Liga an Bekanntheit gewonnen, Vechtas überragender Regisseur und Punktesammler Bray könnte am Samstagabend die finale Kostprobe für seinen neuen Arbeitgeber abgegeben haben. Auch andere Akteure aus dem Rasta-Team dürften Begehrlichkeiten geweckt haben. Man darf getrost davon ausgehen, dass das Team der Niedersachsen in der kommenden Saison ein anderes Gesicht haben wird. Und es bleibt zu wünschen, dass der Klub, der diese Saison so bereichert hat, weiterhin ähnlich konkurrenzfähig bleibt.

Die Münchner dagegen können in aller Ruhe abwarten, welchen Finalgegner der Sonntagnachmittag bringt, dem Credo des Meisters entsprechend, wird das keine Rolle spielen. Trainer Radonjic hat ja immer betont, dass man einfach nur die eigenen Fähigkeiten ohne größeren Reibungsverlust auf das Parkett bringen müsse, dann sei kein Gegner in dieser Liga dem FC Bayern gewachsen. Damit dürfte er recht behalten, egal ob Oldenburg oder wie im Vorjahr Alba Berlin den Titelträger fordert. Allein der Heimvorteil spricht für die Münchner, in eigener Halle haben sie bisher kein einziges Ligaspiel verloren.

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