2. Liga:TSV 1860 wartet auf das nächste Wunder

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Löwen unter sich: Interimstrainer Daniel Bierofka und das 1860-Maskottchen. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Wieder rettet sich Zweitligist TSV 1860 München auf Kosten der eigenen Substanz. Das geht nicht mehr lange gut.

Kommentar von Philipp Schneider

Am Ende lagen sich wieder alle in den Armen, aus den Musikboxen wummerte der Sechzger-Marsch, Spieler hüpften vor der Fankurve eines Stadions, dessen Ränge rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt mal wieder ungewöhnlich prall besetzt waren. Und im Zentrum des Jubels und der Feierlichkeiten stand ein ehemaliger Amateur-Trainer, der innerhalb nur weniger Wochen zum Helden eines Traditionsvereins aufgestiegen war. Alles wie im Vorjahr. Nur hieß der Gegner diesmal nicht Kiel, sondern Paderborn. Und der Held Daniel Bierofka, nicht länger Torsten Fröhling.

Beim TSV 1860 München ist eine sehr spezielle Saison zu Ende gegangen, deren Vorbereitung darin bestanden hatte, dass die Vereinsvertreter wochenlang versuchten, sich gegen den Widerstand ihres Mitgesellschafters Hasan Ismaik von ihrem Sportchef Gerhard Poschner zu trennen. Bei aller Hochstimmung, die nun mal wieder angebracht ist: Ein weiteres Mal wird Sechzig dem Sturz von der Klippe so nicht entgehen.

Der Klub hat sich in diesem Jahr einmal mehr auf Kosten seiner eigenen Substanz gerettet. Er hat drei Trainer beschäftigt, von denen zwei aus dem eigenen Nachwuchs stammten und einer der Zweitliga-Methusalem Benno Möhlmann war. Und er hat in Weigl und Wolf Talente ziehen lassen, mit deren Ablöse er seine Sommerzugänge und Leihgeschäfte im Winter fast vollständig refinanzieren konnte. Selbst in der viel gelobten Nachwuchsabteilung von 1860 wachsen solche Talente nicht bis in alle Ewigkeit nach.

Wenn der Eindruck nicht täuscht, müssten einige mittelgroße Wunder eintreten, damit der Zweitligist in der kommenden Saison nicht erneut gegen den Abstieg spielt. Vollbringen müsste diese Wunder mangels finanzieller Alternativen Ismaik. Der Investor, der neuerdings eine PR-Agentur beschäftigt und bei seinen Auftritten zwar von neuen Stadien und daran angeschlossenen zoologischen Abteilungen träumt.

Der aber die Geschäftsführung seines eigenen Fußballklubs auch in diesem Jahr bis zum Stichtag - Ende Mai - in der Ungewissheit lässt, ob er überhaupt die für die Zweitliga-Lizenz nötigen vier Millionen Euro als Garantiesumme bei der DFL hinterlegen wird. Oder kann. Es wäre seine erste Investition in 1860 seit Mai 2014.

Am Sonntag hing erstmals ein riesiges Plakat in der Arena, es glitzerte auf der sonnenbeschienenen Seite der Arena, also direkt gegenüber der Fernsehkameras: "Thank you Hasan 2011-16", war darauf zu lesen. Wer es in Auftrag gegeben hat, blieb ungewiss. Sollte ein solcher Spruch eines Tages in der Fankurve hängen, dann hätte Sechzig wahrlich einen Schritt nach vorne gemacht.

© SZ vom 09.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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