2. Liga: TSV 1860 München:Vom Vorletzten gedemütigt

Der Münchner Zweitligist TSV 1860 wird beim 2:3 in Frankfurt regelrecht vorgeführt. Das Spiel war bereits nach 18 Minuten entschieden.

Gerald Kleffmann

Allmählich ist es amtlich: 1860 München hat einen Auswärtskomplex. Beim FSV Frankfurt unterlag der Fußball-Zweitligist 2:3. Es war die fünfte Partie der Löwen auf gegnerischem Platz ohne Sieg und bereits die fünfte Saisonniederlage - nach zehn Spieltagen wohlgemerkt. Eine furchtbare Bilanz. Die Münchner treten damit mal wieder in der Tabelle auf der Stelle, der Effekt des Heimsieges vergangene Woche gegen Duisburg ist verpufft. Frankfurt dagegen schaffte eine kleine, Mut machende Trendwende. Endlich gelang, nach 14 saisonübergreifenden sieglosen Spielen, ein Erfolg. Was soll man sagen? Der Löwe bleibt der Löwe. Ein seltsames Wesen, das immer dann gewinnt, wenn keiner damit rechnet - und verliert, wenn man mit einem Sieg rechnet. "Das ist Sechzig nicht würdig, das kann man so nicht akzeptieren", schimpfte Trainer Ewald Lienen nach dem Spiel. Dabei kam Sechzig gut in die Partie. Lienen hatte sich für exakt jene Startelf entschieden, die noch vor einer Woche den MSV bezwungen hatte. Emanuel Biancucchi, der 21-jährige Cousin des Barcelona-Stars Lionel Messi, spielte von Beginn an, wie auch Peniel Mlapa, der Hüne im Sturm. FSV-Coach Hans-Jürgen Boysen wiederum brachte zwei Neue: Im Mittelfeld traten Pintol und Neuverpflichtung Orahovac anstelle der verletzten Lagerblom (Muskelfaserriss) und Oualid Mokhtari (Sprungelenk) an. Die Münchner agierten sofort aggressiv, standen tief in der Hälfte der Frankfurter, griffen immer wieder an. In der achten Minute hätte das 1:0 glücken müssen. Mlapa eroberte im Mittelfeld den Ball, dribbelte einige Meter, es folgte ein schöner Doppelpass mit Sandro Kaiser. Plötzlich stand Mlapa alleine vor FSV-Torwart Patric Klandt. Er hätte sofort schießen müssen, jedes Kind hätte dann getroffen. Doch er zögerte eine Sekunde zu lange, und von links grätschte Alexander Klitzpera den Ball noch weg. Mlapa, der 18-Jährige, hatte in diesem Moment gemerkt: Er spielt nicht mehr im Jugend-, sondern im Männerfußball.

2. Liga: TSV 1860 München: Der Löwe bleibt der Löwe: Alexander Ludwig und der TSV 1860 enttäuschen in Frankfurt.

Der Löwe bleibt der Löwe: Alexander Ludwig und der TSV 1860 enttäuschen in Frankfurt.

(Foto: Foto: dpa)

Die Frankfurter hatten gegen die Löwen 18 Minuten lang wenig entgegenzusetzen, die das Mittelfeld dominierten und viele Zweikämpfe gewannen. Ein Tor fiel dennoch nicht, man ahnte, das würde sich rächen. Zuletzt auswärts spielte 1860 den FC St. Pauli an die Wand, 20 Minuten lang. Und geriet dann in Rückstand, verlor jedes Selbstvertrauen und unterlag am Ende verdient 1:3.

Erster FSV-Angriff: 1:0

Sollte sich die Geschichte wiederholen? Nur ein Auswärtsspiel später? Trainer Lienen hatte diesmal einen Glücksstein mit nach Frankfurt genommen, den er nach einer Spende kürzlich von einem Behinderten auf der Straße erhalten hatte. Der Stein konnte leider seine Kraft, seinen Zauber nicht entfalten.

Gleich der erste gelungene Angriff der Frankfurter führte zum 1:0. Nach einem Einwurf klärte Radhouene Felhi eine flache Hereingabe von Jürgen Gjasula nicht konsequent. Der Ball kam wie auf einem Billardtisch zurück zu Gjasula, der den Ball mit links schön ins obere Eck schlenzte. Torben Hoffmann und Jose Holebas sahen tatenlos zu.

Ab diesem Moment war das Spiel entschieden, das muss man sich einmal vorstellen: in der 18. Minute. Denn plötzlich trat der FSV wie 1860 zuvor auf, die Klubs tauschten einfach die Rollen. Frankfurt wurde mutig, angriffslustig, organisierte sich gut. München verlor die Kontrolle und fast jeden Zweikampf.

Lauth und Biancucchi früh ausgewechselt

42 Minuten sah Trainer Lienen zu, dann schickte er zu Recht zwei Geister vom Platz: Er wechselte die völlig harmlosen Biancucchi und Kapitän Benjamin Lauth aus. Ausgerechnet Lauth, den Publikumsliebling in München. Das wird noch für Gesprächsstoff sorgen. Lienen reagierte nach dem Spiel jedenfalls barsch, als er auf Lauth angesprochen wurde: "Wenn ich der Meinung bin, dass ein Spieler nicht alles gibt, dann schaue ich mir das nicht länger an. Schließlich geht es hier um die Zukunft von Sechzig."

Doch auch mit Benjamin Schwarz und Stefan Aigner wurde nichts besser. Im Gegenteil. Der FSV erhöhte in der 64. Minute auf 2:0. Matias Esteban Cenci verwandelte einen Elfmeter. Torwart Gabor Kiraly hatte zuvor Gjasula gefoult.

Anschließend demütigte sich 1860 weiter. Der eingewechselte Kenny Cooper schoss aus drei Metern über das FSV-Tor, das vollkommen leer gewesen war. Cidimar staubte dann in der 79. Minute zum 3:0 ab. "Offensichtlich bekommen es einigeSpieler nicht hin, auswärts die gleiche Mentalität wie bei Heimspielen zu zeigen", sagte Lienen nach dem Spiel. Das 1:3 durch Mlapa mit einem Schuss aus halbrechter Position (86.) und das 2:3 durch Aigners Abstauber (90.) änderte nichts am Gesamteindruck: 1860 ist eine labile Mannschaft, die bei der ersten Gegenwehr auseinanderbricht. Wenn die Löwen verlieren, dann werden sie gleich gedemütigt.

FSV Frankfurt - 1860 München 3:2 (1:0) Frankfurt: Klandt - Hickl, Klitzpera, Husterer, Voigt - Mehic - Gjasula (87. Diakite), Kujabi, Pintol (46. Göbig) - Orahovac, Cenci (74. Cidimar). - Trainer: Boysen München: Kiraly - Rukavina, Felhi, Hoffmann, Holebas - Kaiser (66. Cooper), Ludwig, Ignjowski, Biancucchi (43. Aigner) - Lauth (43. Schwarz), Mlapa. - Trainer: Lienen Schiedsrichter: Christian Dingert (Thallichtenberg) Tore: 1:0 Gjasula (18.), 2:0 Cenci (64., Foulelfmeter), 3:0 Cidimar (79.), 3:1 Mlapa (85.), 3:2 Aigner (90.+1) Zuschauer: 5027

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: