2. Liga: München gegen Dresden:Sechzig verpasst die Tabellenführung

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Der TSV 1860 München ist gegen Dynamo Dresden über weite Strecken die deutlich schwächere Mannschaft, rettet aber am Ende ein 2:2. Der ansonsten fehlerfreie Grzegorz Wojtkowiak leistet sich ein Eigentor mit Seltenheitswert.

Noch ehe Reiner Maurer am Sonntag den Bus an der Grünwalder Starße bestieg, um mit der Mannschaft des Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München in Richtung Dresden zu reisen, hatte er sich zu dieser kleinen Spitze hinreißen lassen: Für den Fall nämlich, dass seine Mannschaft eine weitere Montagspartie verschlafen sollte (die vergangenen vier wurden alle verloren), hatte der Trainer eine markige disziplinarische Maßnahme angekündigt: "Da muss ich wohl jedem eine Watschn mitgeben, damit er gleich hellwach ist."

Dresden und 1860 München trennen sich 2:2. (Foto: Bongarts/Getty Images)

So war der Plan, und hätte Maurer die angekündigten schallernden Erweckungserlebnisse in die Tat umgesetzt, nach diesem 2:2 in Dresden wäre rund die Hälfte seines Kaders mit geröteten Wangen umher gelaufen. Links wie rechts. Vor allem Necat Aygün.

Denn der zeigte sich zumindest wundersam nervös zu Beginn, in den ersten acht Minuten leitete er unfreiwillig gleich drei Chancen für die Dresdner ein: Erst verlor er den Ball an Mickael Poté, dann wurde er von Filip Trojan düpiert, dann stand Aygün nicht nah genug an Giannis Papadopoulos. Dreimal musste Gabor Kiraly eingreifen, um den frühen Rückstand zu verhindern.

In der Partie gegen Dresden ersetzte Trainer Maurer erwartungsgemäß den verletzten Grigoris Makos im defensiven Mittelfeld durch Dominik Stahl. Zudem wagte er einen nicht unerheblichen Eingriff in seine Offensive: Der beim 1:0 gegen den ehemaligen Drittligsten Jahn Regensburg arg enttäuschende Argentinier Ismael Blanco fiel aus der Startaufstellung, als hängende Spitze hinter Benny Lauth nominierte Maurer Moritz Stoppelkampf, dessen vakante Position auf dem Flügel nahm Maximilian Nicu ein.

Sechzigs Spiel war zäh über die gesamte Spieldauer, mit einer leichten Steigerung gegen Ende. Es gab: wenig Ideen und noch weniger Kurzpassspiel (das in der Partie gegen Regensburg auch nicht funktioniert hatte), dafür den Versuch, mit langen Bällen so etwas wie überraschende Dynamik vor dem gegnerischen Tor zu entfachen. Die erste Chance erspielte Stahl. Ausgerechnet. Der für die Saison eigentlich als Reservist eingeplante Mittelfeldmann scheiterte in der 13. Minute nach einer Hereingabe von Nicu mit einem Schuss von der Strafraumgrenze.

Als taktisches Mittel hatte Maurer, vielleicht auch psychologisch geprägt vom Ausfall seines fest eingeplanten Führungsspielers Makos, die Devise ausgegeben: keine Experimente im Passspiel - und weite Bälle in die Spitze. Eine solche Hereingabe von Bierofka landete schließlich in der 18 Minute bei Nicu auf dem linken Flügel, der lief durch bis zur Grundlinie und flankte nach innen auf Lauth, der aus ähnlicher Konstellation wie zuvor Stahl hingegen einnetzte: 1:0 für Sechzig - die Tabellenführung, für die ein Sieg genügt hätte, war tatsächlich greifbar.

Doch auch danach spielten weiter nur die Dresdner (legt man als Definition des Spielens zugrunde, dass eine Mannschaft gewillt ist, die Partie aus eigener Kraft und Inspiration zu gewinnen): Erst versuchte es Robert Koch mit einem Schuss aus rund 20 Metern, der knapp gegen den Pfosten ging (35.); Kiraly wäre mit den Fingern nicht mehr dran gewesen. Irgendwann schlich sich Poté aus der Deckung des Dominik Stahl, er zog innen vorbei, er sprang, er flog, er köpfte. Ein feines Tor. Der Ausgleich war deutlich verdient (38.).

Und Sechzig lauerte auf Ballverluste, die sich die Dresdner kaum erlaubten; und selbst die noch besten Offensivakteure der Münchner (Lauth, Nicu) leisteten sich Fehlpässe beim Umschalten von Defensive auf Offensive. So ging es in die Pause - und so setzte sich die Partie auch fort.

Zum Beispiel Moritz Stoppelkamp. Als er im Sommer zu Sechzig gewechselt war, hatte sich Maurer nicht festgelegt, ob er ihn auf dem Flügel oder aber im Sturm nominieren würde. Inzwischen hatte er Gelegenheit, sein Können auf beiden Positionen zu zeigen, doch als Stürmer gegen Dresden ließ er nur ein einziges Mal Gefahr aufkommen, als er einen (man ahnt es) langen Ball von Lauth erlief, den er über die Latte schoss (57.). Und so steuerte die Partie aus Sicht von 1860 auf den Tiefpunkt zu: Der Dresdner Idir Ouali gab vom rechten Flügel einen Ball herein, den Papadopoulos niemals erlaufen hätte. Doch der ansonsten fehlerfreie Grzegorz Wojtkowiak wollte klären, grätschte den Ball an den Innenpfosten - von dort sprang er ins Tor (64.).

Der späte Ausgleich schließlich fiel nicht zufällig nach der Einwechslung von Daniel Halfar, der schon gegen Regensburg einer der Besten gewesen war und das Spiel mit seinen Tempodribblings bereichert hatte. Halfar war es, der die entscheidende Flanke hereinbrachte, in die Bierofka nur seinen Fuß halten musste: 2:2 (74.).

Dann gab es kleine Jubelszenen. Vier Punkte nach zwei Spielen. Immerhin.

© SZ vom 14.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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