2. Liga: Kurioses Duisburg-Tor:Wembley lässt grüßen

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Das kurioseste Tor des Jahres: Beim Zweitligaspiel Duisburg gegen Frankfurt springt der Ball von der Unterkante der Latte zurück ins Feld - deutlich vor die Torlinie. Der Schiedsrichter gibt den Treffer trotzdem.

Bernd Reisig, der Manager des FSV Frankfurt, beschwerte sich nicht, sondern nahm die Szene mit Humor: "So kommen wir wenigstens in jedem Jahresrückblick vor ...", sagte er nach dem 0:5 seines FSV beim MSV Duisburg - und nach dem kuriosesten Treffer der laufenden Saison.

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Beim Stand von 4:0 für den MSV schoss Duisburgs Christian Tiffert aus 18 Metern aufs Tor, der Ball flog an die Unterkante der Latte und sprang von dort aus zurück ins Feld. Deutlich vor die Torlinie, nach Berechnungen des TV-Senders Sky sogar 1,3 Meter vor die Torlinie. Doch als sowohl die Frankfurter als auch die Duisburger diese Szene schon abhaken wollten, verblüffte Schiedsrichter Marco Fritz alle Spieler und Zuschauer: Er pfiff, zeigte zum Anstoßkreis und entschied auf 5:0 für die Duisburger.

"Ich habe es nicht gesehen, nur reagiert", begründete Schiedsrichter Fritz seinen Pfiff. Sein Assistent Thomas Münch hatte nach Tifferts Schuss angezeigt, dass der Ball die Linie überschritten habe. Münch selbst wollte sich nach dem Spiel nicht zu dem Vorfall äußern. Die beteiligten Duisburger Spieler erklärten, sie hätten es nicht genau gesehen, ansonsten hätten sie den Schiedsrichter darauf hingewiesen, dass der Ball nicht im Tor war. Eugen Strigel. Lehrwart der DFB-Schiedsrichter, war sauer. "Das ist ein gravierender Fehler, der einfach nicht passieren darf", sagte Strigel. "Dass der Ball ein Meter vor der Torlinie aufspringt und auf Tor entschieden wird - das hat's noch gar nie gegeben."

Bei den Fußball-Fans rief dieser Moment Erinnerungen an das berühmte "Wembley-Tor" wach. In der Verlängerung des Weltmeisterschaft-Finales 1966 brachte Englands Angreifer Geoffrey Hurst seine Mannschaft gegen Deutschland mit 3:2 in Führung: Sein Schuss ging damals an die Latte und prallte von der Unterkante, ja wohin, kurz vor, auf oder kurz hinter die Torlinie.

Bis heute streiten sich die Experten, ob Hursts Schuss im Tor war oder nicht. Schiedsrichter Gottfried Dienst aus der Schweiz jedenfalls gab auf Anraten seines sowjetischen Linienrichters Tofik Bachramow das Tor, die Engländer gewannen das Finale schließlich mit 4:2.

So viele und so lange Diskussionen wie nach dem Wembley-Treffer wird es nach dem Tor in Duisburg nicht geben. Zu eindeutig war der Ball nicht im Tor. Es ist aber auch ungewiss, ob Frankfurts Manager Bernd Reisig diese Entscheidung lange mit Humor nehmen wird. Denn Jahresrückblick hin, Jahresrückblick her: Der FSV steckt mitten im Abstiegskampf, und bei Punktgleichheit könnte am Ende die Tordifferenz ausschlaggebend sein. Eine Neuansetzung der Partie ist jedenfalls ausgeschlossen.

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