5:0 des HSV in der 2. LigaEine steife Nordbrise fegt über den Jahn hinweg

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Auf dem Boden der Tatsachen: Sebastian Ernst (Mitte) und die Regensburger Fußballer waren gegen den HSV, links Fabio Baldé, rechts Marco Richter, absolut chancenlos.
Auf dem Boden der Tatsachen: Sebastian Ernst (Mitte) und die Regensburger Fußballer waren gegen den HSV, links Fabio Baldé, rechts Marco Richter, absolut chancenlos. (Foto: Witke/Nordphoto/Imago)

Der HSV dominiert Aufsteiger Regensburg in allen Belangen – und nimmt im Volksparkstadion grausam Revanche für die 0:5-Niederlage an gleicher Stelle vor sechs Jahren.

Von Thomas Hürner, Hamburg

Auf der Homepage des SSV Jahn Regensburg finden sich großflächige Verweise auf die Rekordspieler und Rekordtorschützen, und in jeder dieser Ranglisten taucht der Name Sargis Adamyan auf. 51 Spiele hat der Stürmer für den Jahn absolviert und dabei 20 Tore geschossen, aber als Regensburger Ehrenbürger wird er trotzdem nicht geführt. Dabei war Adamyan ja der Hauptdarsteller eines Spiels, das auf der Homepage locker unter der Rubrik „allerspektakulärstes Spiel der Vereinsgeschichte“ geführt werden könnte: In der Saison 2018/2019 waren die Regensburger in den Norden gereist, dort schossen sie den HSV mit 5:0 aus dem Hamburger Volksparkstadion und feierten hinterher den dreimaligen Torschützen Adamyan.

Gütigerweise ist der HSV der zweiten Liga seither treu geblieben und hat dem SSV Jahn so eine erneute Chance ermöglicht, Historisches zu schaffen. Adamyan spielt aber blöderweise mittlerweile in Köln – und der HSV war offenkundig auf eine um Jahre verzögerte Revanche aus, weshalb die Regensburger am Sonntag ihrerseits eine 0:5-Niederlage in Hamburg einstecken mussten. Jahn-Trainer Joseph „Joe“ Enochs sprach hinterher von einem „verdienten Ergebnis, auch in dieser Höhe“ und durfte sich in dieser Einschätzung von allen Statistiken bestätigt fühlen: Mit Spielende hatten die Regensburger Spieler weniger Kilometer zurückgelegt, 17 Torschüsse zugelassen, lediglich 36 Prozent Ballbesitz vorzuweisen und sogar deutlich weniger Luftzweikämpfe gewonnen. Allein der Blick auf die nackten Zahlen dürfte sich für die Oberpfälzer wie eine steife Nordbrise angefühlt haben. Und die Lage auf dem Rasen hat sich nicht viel komfortabler dargestellt.

Der erste Gegentreffer fiel bereits in der ersten Minute, das war nochmal drei Minuten früher als zuletzt beim 0:4 gegen Fürth. Verteidiger Louis Breunig erkannte in der anfänglichen Unaufmerksamkeit somit ein „Muster“, das es baldmöglichst abzustellen gelte, weil das nichts sei, was das Leben eines Aufsteigers einfacher mache. Und als solcher hat man es ja ohnehin nicht einfach, zumal gegen eine auch in dieser Saison wieder hochwertig besetzte Mannschaft des HSV. Allen voran der junge Flügelwirbler Fabio Baldé war den Regensburgern ein permanentes Ärgernis, bei seiner Vorlage zum 1:0 durfte er unbedrängt flanken, bei seiner Vorlage zum 2:0 (7. Minute) zog er in Höchstgeschwindigkeit am überforderten Abwehrmann Robin Ziegele vorbei.

Trainer Enochs stellt um – die große Wende findet jedoch nicht statt

SSV-Coach Enochs stellte daraufhin auf eine Fünferkette um und ließ Mann-gegen-Mann verteidigen, was hinten zunächst Wirkung zeigte, aber mit Ball blieben die Regensburger nicht gerade furchterregend. Wenn es mal gefährlich wurde, dann war der Hamburger Verteidiger Dennis Hadzikadunic beteiligt: Zuerst schoss der Bosnier Jahn-Angreifer Kai Pröger an, das daraus resultierende Tor wurde wegen zarter Abseitsstellung jedoch aberkannt. In der zweiten Halbzeit fehlten bei einer Klärungsaktion nur wenige Zentimeter, und der Ball wäre im Tor und nicht im Aus gelandet.

Davon abgesehen, sagte Pröger, sei der Qualitätsunterschied mit Blick auf die „Einzelspieler“ nicht zu übersehen gewesen; in den kommenden Wochen erwarte er daher mehr Wachsamkeit, Kompaktheit und Entlastungsphasen. So ziemlich das also, was die Regensburger in der Schlussviertelstunde vermissen ließen, als der HSV mit einigen frischen Einwechselspielern noch einmal ins Rollen kam und drei weitere Treffer schoss. „Wir werden uns nicht aufgeben“, versprach der konsternierte Breunig, während Trainer Enochs bereits auf die nächsten Spiele verwies, die es allesamt „in sich“ haben werden. Nächsten Sonntag sind die Regensburger zum Kellerduell mit Mit-Aufsteiger Preußen Münster verabredet.

Was von diesem Hamburg-Ausflug übrig bleibt, ist somit nur ein mal wieder unglücklicher Julian Pollersbeck. Er war jener Torwart, der an diesem denkwürdigen Septembertag 2018 fünf Regensburger Treffer kassierte. Am Sonntag musste er nun 90 Minuten lang zuschauen – auf der Bank des SSV Jahn.

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