2. Liga:Fast vergessene Glücksgefühle

2. Liga: Euphorie nach dem Befreiungsschlag: Die Fürther Torschützen Branimir Hrgota (recht) und Damian Michalski im Siegestaumel.

Euphorie nach dem Befreiungsschlag: Die Fürther Torschützen Branimir Hrgota (recht) und Damian Michalski im Siegestaumel.

(Foto: Sportfoto Zink/Imago)

Erstmals seit dem 12. Februar gelingt Greuther Fürth wieder ein Ligasieg - das 2:1 gegen Paderborn bestätigt die Verantwortlichen, die an Trainer Marc Schneider festgehalten haben.

Von Christoph Ruf

Es dürfte in der fast 120-jährigen Geschichte der Spielvereinigung Fürth noch nicht oft vorgekommen sein, dass ein Sieg an einem neunten Spieltag der zweiten Liga so euphorisch gefeiert wurde wie das 2:1 gegen Paderborn am Sonntag. Vom Torwarttrainer bis zu den Balljungen, die in den finalen Minuten dieser Partie ihrem Job nicht mehr nachgekommen waren, hüpften nach dem Abpfiff alle in Fürther Arbeitskleidung wild durcheinander. Und noch eine Stunde nach der Partie war den mittlerweile in zivil gekleideten Spielern beim Weg zu ihren Privatautos die Endorphin-Ausschüttung anzusehen.

Wie berechtigt die kollektive Erleichterung war, zeigt die Tatsache, dass es der erste Erfolg nach neun sieglosen Pflichtspielen war. Saisonübergreifend hat das Kleeblatt sogar 21 Mal nicht gewonnen. Auch nicht ganz unwichtig: Der Sieg gegen eine eingespielte Paderborner Mannschaft war nicht unverdient. Fürth dominierte die erste Halbzeit und kam nach dem zwischenzeitlichen 1:1 durch Dennis Srbeny (49.) und einer Schreck-Viertelstunde wieder zurück ins Spiel.

Dass das Kleeblatt am Sonntag als Tabellenletzter auflief, fand nicht nur Lukas Kwasniok merkwürdig, der wiederum als Trainer des Tabellenführers nach Franken gekommen war. Fürth sei eine "Mannschaft, die alles kann", hatte er vor dem Spiel gesagt. Und fand auch nach dem Spiel nette Worte für die glücklichen Gastgeber: "Fürth hätte in dieser Saison an der ein oder anderen Stelle einen Sieg verdient gehabt. Für uns ist es natürlich doof, dass sie es ausgerechnet jetzt auch geschafft haben."

In Fürth setzen sie auf Kontinuität, das war bei Stefan Leitl so und ist bei Marc Schneider nicht anders

Tatsächlich hätte der bisherige Saisonverlauf andernorts wohl schon zur Entlassung des Trainers geführt. Doch Fürth ist traditionell ein Standort, in dem man von Kontinuität nicht nur spricht. In der vergangenen Saison stieg man ohne jede Diskussion mit dem gleichen Trainer ab, mit dem man aufgestiegen war. Und hätte Stefan Leitl nicht das Angebot aus Hannover - dem Elften der vergangenen Zweitligasaison - attraktiver gefunden, wäre er noch heute Fürther Coach. Die Frage, ob nicht auch bei einem in sich ruhenden Verein wie Fürth nach einer erneuten Niederlage der Trainer ausgetauscht worden wäre, bleibt nun hypothetisch. Marc Schneider betonte jedenfalls nach dem Spiel, dass "die Erleichterung groß" sei, wollte das aber primär aufs Team bezogen wissen. "Die Mannschaft bringt so viel mit. Da freut es mich, dass sie sich auch mal belohnt hat und in dieser schwierigen Situation alles so gut umgesetzt hat."

Schneider gab seinem Team am Sonntag jedenfalls eine Taktik vor, die gut auf den Gegner abgestimmt war. Mit spätem Pressing, bis zur Mittellinie abwartend und wohlwissend, dass ein früher Rückstand wahrscheinlich jeden Matchplan obsolet machen würde. Wenn dann aber der Ball erobert wurde, agierte Fürth energisch und zupackend. Sebastian Griesbeck, der verletzungsbedingt sein erstes Spiel in der Startelf seit Anfang August machen konnte, hatte großen Anteil daran, dass Fürth sich auch physisch behaupten konnte.

Im ersten Durchgang, in dem Fürth durchgehend gut spielte, vergaben dann Rangnar Ache (14./37.), Branimir Hrgota (18.) und vor allem Dickson Abiama, dessen Schuss an die Unterkante der Latte krachte (20.), gute Gelegenheiten. Doch dann köpfte Damian Michalski in der 42. Minute nach Flanke von Simon Asta doch tatsächlich ein Tor. Es stand nun also 1:0 für eine Fürther Mannschaft, die bis dahin erst zehn Tore zustande gebracht hatte - und damit in acht Spielen sage und schreibe 14 weniger als Paderborn. Dass der eingewechselte Jeremy Dudziak schließlich in der 86. Minute eine weitere klare Chance verschusselte, interessierte nach dem Schlusspfiff dann auch keinen mehr. Denn der 2:1-Treffer von Hrgota aus der 74. Minute reichte für das erste Fürther Glückserlebnis seit dem 12. Februar. Damals besiegte man in der ersten Liga Hertha BSC Berlin.

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