Süddeutsche Zeitung

SSV Jahn Regensburg:Funktionierender Dosenöffner

Der Jahn kehrt nach dem Durchhänger vor Weihnachten mit einem klaren Sieg in Sandhausen in die Erfolgsspur zurück und kann dabei wieder einmal auf seine Stärke bei Standardsituationen vertrauen.

Von Stefan Galler, München/Regensburg

Selbst wenn der SSV Jahn Regensburg die beste Hinrunde seiner Zweitligahistorie hingelegt hat, war am Ende des abgelaufenen Jahres doch ein gehöriger Schuss Wasser in den Wein geraten - in Form von drei Niederlagen unmittelbar vor der kurzen Winterpause. Doch Trainer Mersad Selimbegovic und seine Männer haben offensichtlich die richtigen Lehren aus dieser Mini-Krise gezogen: Zum Auftakt des Spieljahres 2022 feierten die Oberpfälzer einen auch in dieser Höhe völlig verdienten 3:0 (2:0)-Auswärtssieg beim SV Sandhausen, sie liegen damit weiterhin nur zwei Zähler hinter Relegationsrang drei.

Die Gäste, bei denen Jan-Niklas Beste (Faserriss) und David Otto (Rotsperre) fehlten, waren von Anfang an hellwach und setzten den Abstiegskandidaten vor 500 Zuschauern im Stadion am Hardtwald sofort unter Druck. Diese aggressive Taktik zahlte sich schon nach wenigen Minuten aus, einen Kopfball von Andreas Albers konnte Sandhausens Torwart Patrick Drewes noch über die Latte lenken, nach der folgenden Ecke von Sarpreet Singh gelang Innenverteidiger Steve Breitkreuz dann per Kopf bereits die Regensburger Führung (11.). Womit den Oberpfälzern im 19. Saisonspiel bereits ihr 17. Treffer nach einer Standardsituation gelang. Der Torschütze zeigte sich nach dem Spiel bei Sky bestens gelaunt: "Wir üben das im Training schon öfter Mal, haben natürlich auch sehr gute Schützen. Standards sind immer gute Dosenöffner, gerade bei so schwierigen Platzverhältnissen wie heute."

Aufstiegsambitionen? "Lass' mich in Ruhe!", ruft Breitkreuz

Der Jahn dominierte nach Belieben, ein weiterer Kopfball von Albers flog nur knapp am Torwinkel vorbei (14.), nach einer halben Stunde schloss Rechtsverteidiger Leon Guwara eine Kombination über Singh und Erik Wekesser mit einem strammen Linksschuss ins entfernte Eck ab - das siebte Tor, das in dieser Saison von einem Defensivspieler des Jahn erzielt wurde. Und noch vor der Pause hätte Regensburg "das Spiel komplett zumachen" (Selimbegovic) können, doch Scott Kennedy köpfelte den Ball an den Pfosten, im Nachschuss zielte Kapitän Benedikt Gimber aus fünf Metern deutlich zu hoch (41.).

Doch die Entscheidung ließ nicht lange auf sich warten, gut sieben Minuten nach Wiederanpfiff folgte das 0:3: Kennedy schlug den Ball fast von der Mittellinie von links weit und hoch in den Strafraum, Albers legte per Kopf ab und Carlo Boukhalfa traf aus elf Metern. "Damit haben wir das Spiel komplett gekillt", resümierte Jahn-Coach Selimbegovic. Erst zwei Minuten vor dem Ende hatte der SV Sandhausen, dessen Fans ihrem Unmut mit Schmähungen gegen eigene Spieler und Trainer Alois Schwartz Luft machten, durch den eingewechselten Alexander Esswein eine halbwegs zwingende Gelegenheit.

Während also bei den Gastgebern die Stimmung dem Ergebnis entsprach, war Mersad Selimbegovic sehr zufrieden damit, dass seine Mannschaft den Negativtrend von vor Weihnachten stoppen konnte: "Wir waren diesmal hinten konsequent und haben die Gier gezeigt, das Tor zu verteidigen und zu Null zu spielen. Das hat uns zuletzt gefehlt."

Fragen nach etwaigen Aufstiegsambitionen sind dagegen bei den Ostbayern weiterhin tabu: Steve Breitkreuz schleuderte der Moderatorin vom Bezahlfernsehen bei dieser Gelegenheit ein beherztes "Lass' mich in Ruhe!" entgegen. "Wir backen kleine Brötchen und können das diskutieren, wenn das Ziel in der Nähe ist. Sonst entsteht falscher Druck."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5508866
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/lein
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.