2. Liga: 1860 - Fürth:Der Taktgeber trübt das Löwen-Glück

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1860 München beendet mit einem 3:1 gegen Fürth seine Mini-Krise, muss nun aber den monatelangen Ausfall von Florin Lovin verkraften.

Andreas Thieme, Fröttmaning

Die Macher von 1860 München lieben die schrillen Töne, und so war es dann auch wenig verwunderlich, dass Manfred Stoffers, Geschäftsführer des TSV 1860 München, im Stadionheft der Löwen seine Bereitschaft ankündigte, "hemmungslos Endorphine auszuschütten" und "sich in den Zustand wunderbaren Löwen-Glücks" zu versetzen. Weder mit hemmungslosen Endorphinen noch mit wunderbarem Löwen-Glück hatte die Mannschaft von Trainer Ewald Lienen zuletzt dienen können. Nur vier Punkte aus vier Partien standen bis zum samstäglichen Bayern-Derby gegen Greuther Fürth zu Buche - für die ambitionierte Elf viel zu wenig.

In der Partie gegen die Franken konnte Stoffers dann zumindest ein paar Endorphine ausschütten und ein wenig Löwen-Glück genießen, von hemmungslos und wunderbarem Löwen-Glück konnte keine Rede sein. Mit 3:1 siegten die Löwen nach Toren von José Holebas (54.), Benjamin Lauth (74.) und Alexander Ludwig (90.+2) bei einem Gegentor von Leonhard Haas (89.). "Ein sehr wichtiger Sieg", betonte Kapitän Lauth. Es sei aber auch nur ein kleiner Schritt nach vorne gewesen, ergänzte Lauth zurückhaltend - und lag damit richtig.

Denn gewiss siegten die Löwen auch in dieser Höhe verdient. Und gewiss zeigten sie eine druckvolle zweite Hälfte. Aber so kampfstark und bissig sich die Löwen in der Defensive präsentierten, so sehr offenbarten sie in der Vorwärtsbewegung eklatante Schwächen und viele Abspielfehler. Ein Mitgrund für die fehlende spielerische Klasse war dabei der Ausfall von Florin Lovin nach nur sieben Minuten. Der Rumäne, eigentlich als Taktgeber der Mannschaft vorgesehen, fällt wegen einer Kreuzbandverletzung wohl monatelang aus. Das Spiel gegen Fürth wurde deshalb phasenweise zu einer Art kollektivem Krampf.

Erst nach dem Führungstreffer durch Holebas zeigte die Mannschaft, dass sie durchaus in der Lage ist, guten Fußball zu spielen. Mit zunehmender Spieldauer stieg die Qualität des gesamten Teams, machte die Elf dem Anhang zum wiederholten Mal in den vergangenen Jahren berechtigte Hoffnung auf bessere Zeiten und durfte Geschäftsführer Manfred Stoffers endlich in seinen Löwen-Glück-Zustand geraten. Gleichwohl fand Trainer Lienen selbst zur zweiten Hälfte kritische Worte: "Wir hätten mehr Tore schießen müssen."

Das galt auch für Kapitän Lauth, der aber zugleich den kuriosesten Treffer des Nachmittags erzielt hatte. Oft musste er nach dem Spiel erklären, wie er denn nun genau diesen Ball mit dem Rücken zum Torwart stehend aus spitzem Winkel im Netz untergebracht hatte. Und jede Erklärung endete mit dem ehrlichen Hinweis: "War keine Absicht."

Auf dem siebten Tabellenplatz liegen die Sechziger nun, angesichts von nur noch drei Punkten Rückstand auf einen Aufstiegsplatz herrscht an der Grünwalder Straße nun wieder ein Stück weit Normalität. Allerdings gehören der TSV und sein Fan-Umfeld zu den Klubs, die ein Meister darin sind, im allgemeinen Siegesrausch nur allzu gerne die eigenen Schwächen zu verdrängen. Vorerst ist die jüngste Bemerkung von Teammanager Miroslav Stevic, es fehle an Freude und Selbstvertrauen, vergessen. Durch Willensstärke und Einsatzbereitschaft haben sich die Münchner diese nun wieder zurückerkämpft. Ob Manfred Stoffers aber wirklich hemmungslos Endorphine ausschütten darf und den Zustand wunderbaren Löwen-Glücks bald wieder genießen darf, wird sich erst an den nächsten vier Spieltagen zeigen, an denen die Sechziger gleich drei Mal auf ambitionierte Teams (Aachen, St. Pauli, Duisburg) treffen.

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