1. FC Nürnberg:Das Hoch hält an

1. FC Nürnberg: Co-Produzenten beim 0:1: Vorbereiter Fabian Nürnberger (links) und Torschütze Lukas Schleimer bejubeln dessen ersten Zweitligatreffer.

Co-Produzenten beim 0:1: Vorbereiter Fabian Nürnberger (links) und Torschütze Lukas Schleimer bejubeln dessen ersten Zweitligatreffer.

(Foto: Daniel Marr/Sportfoto Zink/imago)

Der Club feiert in Hannover seinen vierten Sieg in Serie und ist nun nah an den Aufstiegsrängen dran. Die Personalentscheidungen von Trainer Klauß gehen dabei voll auf.

Von Stefan Galler

Als der Ball zum zweiten Mal an diesem Sonntagnachmittag im Netz von Hannover 96 zappelte, gab es auf der Bank kein Halten mehr: Überschwänglich feierten Robert Klauß, Sportdirektor Olaf Rebbe und der Trainerstab des 1. FC Nürnberg das vorentscheidende Tor von Tom Krauß. Es herrschte Partystimmung in Niedersachsen, zumindest bei den Gästen aus Nordbayern. Die Laune war schon im Vorfeld des Spiels ziemlich ungetrübt gewesen im Nürnberger Lager, und das im wahrsten Sinne des Wortes: Trainer Klauß nannte den jüngsten 2:1-Erfolg gegen den Hamburger SV als einen Grund für das Stimmungshoch, der andere sei der Sonnenschein während der Trainingswoche gewesen. "Wir hatten erstmals durchgehend sonniges Wetter", sagte der Club-Coach. Das Hoch sollte also auch in Hannover anhalten.

3:0 (1:0) gewann der Club, es war der vierte Sieg in Serie für die Franken, die nun tatsächlich wieder aufgeschlossen haben zu den Aufstiegsplätzen und nur noch drei Zähler hinter dem punktgleichen Spitzentrio Darmstadt/St. Pauli/Bremen liegen. "Wir sind glücklich mit dem Ergebnis, aber auch mit dem Spiel an sich", sagte Klauß in der Pressekonferenz nach dem Spiel und freute sich über einen "schönen Nachmittag". Sein Team habe "eine reife, eine erwachsene Leistung geboten, die Selbstverständlichkeit war da. Wir mussten ja schon öfter bis zum Schluss zittern, bis wir einen Sieg eingefahren hatten. Diesmal war es relativ klar".

Die Clubberer mussten ohne den gesperrten Lino Tempelmann auskommen, an seiner Stelle erhielt Krauß den Vorzug vor Johannes Geis. Enrico Valentini kehrte nach überstandener Corona-Infektion in den Kader zurück, blieb jedoch wegen eines Magen-Darm-Infekts auf der Bank. Klauß vertraute wieder seinen unbekümmerten Offensivspielern Taylan Duman, Lukas Schleimer und Pascal Köpke und brachte Erik Shuranov und Nikola Dovedan später als Joker. Alle Entscheidungen sollten aufgehen. Das Wiedersehen mit dem ehemaligen Nürnberger Sebastian Kerk musste übrigens ausfallen, auch der Mittelfeldspieler der 96er hatte sich eine Magen-Darm-Erkrankung eingefangen.

Zuerst verdaddelt Lukas Schleimer einen Konter, kurz danach trifft er zum 0:1

Die Gäste übernahmen vor 14 300 Zuschauern (das Stadion mit seinen 49 000 Plätzen hätte voll ausgelastet werden dürfen) sofort die Initiative, die erste Chance vergab Fabian Nürnberger, der nach einem Sprint durchs Mittelfeld nur knapp verzog (7.); im Gegenzug legte Lukas Hinterseer einen Ball per Kopf für Sebastian Stolze zurück, dessen Versuch jedoch deutlich über den Kasten flog. Hannover stand kompakt, verweigerte jede Art von Pressing oder hohem Anlaufen - und fing sich das 0:1 in der 26. Minute dennoch nach einer Nürnberger Umschaltsituation: Die Niedersachsen liefen sich vorne fest, beim Gegenzug trennte sich Lukas Schleimer zunächst zu spät vom Ball, die Lage schien geklärt. Doch dann leistete sich Mark Diemers einen hanebüchenen Ballverlust, Nürnberger legte perfekt auf für Schleimer, der sein erstes Zweitligator erzielte.

"Vorm Spiel sind schon einige Kollegen auf mich zugekommen und haben gefragt, wann es endlich klappt", sagte der Torschütze nach dem Spiel bei Sky. Und räumte seinen Fehler beim Konter zuvor ein: "Das spiele ich nicht gut aus, aber ich wollte dranbleiben, dann sieht mich Fabi und ich schiebe ihn rein." Ein Kompliment gab es auch noch von Trainer Klauß: "Lukas war immer wieder an guten Aktionen beteiligt, an ihm merkt man das gesteigerte Selbstvertrauen." Und der 22-Jährige hätte um ein Haar noch vor der Pause seinen zweiten Treffer geschafft, doch sein Kopfball klatschte an die Querlatte (41.). Bei den Hausherren war allenfalls der frühere Clubberer Cedric Teuchert mit einigen Abschlüssen gefährlich (27., 36.).

Im Mannschaftsbus stehen kaltes Bier und eine CD mit Mallorca-Hits bereit

Und Nürnberg hatte auch nach der Pause alles im Griff, Krauß, der erstmals seit dem 12. Februar wieder in der Startelf stand und eine starke Leistung zeigte, verpasste das 0:2 zunächst noch (73.), auf der Gegenseite machte Torwart Christian Mathenia die beste Ausgleichschance der 96er unschädlich, abermals hatte Teuchert abgezogen (81.). Zwei Minuten später forderte dann Krauß mit einem von Verteidiger Julian Börner abgefälschten Schuss zum 0:2 die Trainer draußen zum Tanz auf, ehe Dovedan für Shuranov auflegte und jener den 0:3-Schlusspunkt setzte (87.). "Das zweite Tor kam zum richtigen Zeitpunkt", sagte Coach Klauß und lobte seinen Beinahe-Namensvetter Krauß: "Er hat jetzt oft nicht von Anfang an gespielt, aber heute hat er sich sehr gut eingeführt und viele wichtige Bälle erobert."

Für die Heimfahrt, das verriet Lukas Schleimer dann noch, stand gekühltes Bier im Bus bereit - und eine CD von Ersatztorwart Carl Klaus mit Mallorca-Hits. Und die Nachmittagssonne strahlte immer noch vom Himmel.

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