SSV Jahn Regensburg:"Der Glaube bei uns ist gewachsen"

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Der Spieler der Partie: Dominik Kother, Torschütze zum 2:2, trägt Regensburg durch die Saison. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Der Jahn erhält sich nach dem 2:2 im Relegations-Hinspiel die Chance auf die Rückkehr in die zweite Fußball-Bundesliga. Ihre Leistung macht den Oberpfälzern Hoffnung fürs Rückspiel in Wiesbaden.

Von Johannes Kirchmeier

Der Regensburger Kapitän Andreas Geipl hat als Fußballer viel gesehen. Er blickt auf mehr als 200 Profipartien zurück, stieg mit dem Jahn 2015 in Liga vier ab, war dann zwei Jahre und einen Durchmarsch später plötzlich Zweitliga-Spieler mit den Oberpfälzern. Mit dem 1. FC Heidenheim stieg er 2023 dann sogar in die Bundesliga auf. Und doch hielt dieses Relegationsspiel um den letzten Platz der zweiten Fußball-Bundesliga am vergangenen Freitagabend noch etwas Neues für den 32-jährigen defensiven Mittelfeldspieler bereit: Er reiste mit dem Mannschaftsbus zu einem Heimspiel mit dem SSV Jahn Regensburg an.

Ein Kniff, gerade weil es wieder um einen Aufstieg geht für diesen Aufstiegserprobten. "Wir haben uns überlegt, einfach mal etwas anders zu machen. Ich habe ja doch schon zwei Relegationen mit dem Jahn gespielt", sagte Geipl. Unter den lauten "SSV"-Rufen der Fans kamen die Regensburger nun am Vorplatz ihres Jahnstadions an - und verspürten Gänsehaut im Bus, wie der Kapitän berichtete. "Ich muss noch mal ein Riesenlob an die Fans aussprechen, weil es einfach sensationell ist, was sie leisten."

An Geipls Leistung und der seiner Mitspieler auf dem Platz wiederum liegt es, dass auch seine dritte Relegation mit dem SSV am Dienstagabend (20.30 Uhr) erfolgreich enden könnte nach den Drittliga-Aufstiegsspielen 2016 und dem Zweitliga-Aufstieg 2017. Schließlich schaffte seine Mannschaft im Hinspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden ein 2:2 (1:0).

Zwar steht damit einerseits die siebte Partie ohne Sieg für den Verein zu Buche, die dunkle Serie hält an. Andererseits war aber auch eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den schwierigen Wochen zuvor erkennbar, die Oberpfälzer wirkten deutlich glücklicher mit ihrem Vortrag. "In der Woche war ein anderes Feuer drin, auch im Training", berichtet Geipl. "Es war lautstark, es war von den Zweikämpfen her gefühlt anders und ich glaube, dass jeder kapiert, um was es geht. Deswegen sind wir so, wie wir trainiert haben, auch aufgetreten." Wenngleich natürlich bemerkenswert ist, dass die Regensburger dieses Feuer im Kampf um den direkten Aufstiegsplatz nur sporadisch zeigen konnten - und im Laufe der Rückrunde ihre neun Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz verspielten.

Der Drittliga-Dritte spielt auch dieses Jahr mindestens auf Augenhöhe mit dem Zweitliga-16.

Zählt aber in dieser Woche natürlich alles nicht mehr. Der Jahn nimmt daher vor allem eine Erkenntnis nach Wiesbaden mit: Der Drittliga-Dritte, der sich in den Relegationsduellen seit 2009 insgesamt elfmal durchsetzen konnte, spielt auch in diesem Jahr mindestens auf Augenhöhe mit dem Zweitliga-16. "Der Glaube bei uns ist gewachsen", sagt der Jahn-Trainer Joe Enochs. "Wenn man so eine Halbzeit spielt und dann zurückkommt nach zwei, ja, blöden Gegentoren." Das Rückspiel ist ein Finale: Der Sieger spielt in der kommenden Saison in der deutlich lukrativeren Liga zwei, der Verlierer in Liga drei.

Hoffnung gibt den Regensburgern im Kampf um den direkten Wiederaufstieg, dass sie die Partie lange bestimmten und den Favoriten nicht zu Chancen kommen ließen. Stattdessen erzielten sie nach einem blitzschnellen Konter selbst die Führung: Außenstürmer Dominik Kother schickte Torjäger Noah Ganaus in den Strafraum, der traf (27. Minute). Erst nach drei Auswechslungen zur Pause wurde der SVWW gefährlicher und drehte die Partie durch - aus Jahn-Sicht vermeidbare - Treffer von Robin Heußer (66.) und John Iredale (71.).

Ehe dann der neben Geipl wohl konstanteste Regensburger, Kother, die letzte Pointe der Partie setzte: einen satten Vollspannschuss von links ins rechte obere Toreck zum 2:2 (79.), der sich bei den Hessen wie ein etwas zu fester Händedruck beim Abschied eingeprägt haben dürfte. "Wir haben es nicht verlernt, wir haben mal wieder so einen Push gebraucht", sagte der Sechser Rasim Bulic.

Kother wiederum war für Enochs der Spieler der Partie. Er steht nun bei zwölf Saisontoren und ebenso vielen Vorlagen, er trug die Oberpfälzer in der Offensive durch die Saison. Ihn sollten sie auch am Dienstag wieder in gute Abschlusspositionen bringen.

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