FC Ingolstadt:Das Feuer der Hoffnung

2.BL; FC Ingolstadt 04 - Hannover 96; Cheftrainer Rüdiger Rehm (FCI) an der Seitenlinie, Spielerbank 2. Bundesliga - FC

Was ist denn jetzt los? Ingolstadts neuer Trainer Rüdiger Rehm erkundigt sich beim Schiedsrichter.

(Foto: Stefan Bösl/imago)

Der FC Ingolstadt zeigt unter dem neuen Trainer Rüdiger Rehm wieder Einsatz und Kampfgeist. An der 1:2-Niederlage gegen Hannover kann das aber nichts ändern.

Von Johannes Kirchmeier, Ingolstadt

Der Pfiff, der all die Freude des Fußballtrainers Rüdiger Rehm erstickte, war rechtens. Auch nach der Überprüfung der Videobilder stand fest, dass der umsichtige Schiedsrichter Florian Lechner auch in diesem Moment genau hingeschaut hatte: Stefan Kutschke hatte den Ball in dieser 62. Spielminute per Kopf Maximilian Beister vorgelegt - und Beister stand dabei im Abseits. Das hieß: Das vermeintliche 2:2 des FC Ingolstadt 04 im Zweitliga-Duell mit Hannover 96 wurde nicht anerkannt.

Das Ganze war letztlich aus dreierlei Perspektiven tragisch für die Oberbayern. Einerseits mannschaftlich, weil sie im weiteren Spielverlauf kein Tor mehr erzielten und letztlich 1:2 (1:2) verloren. Andererseits persönlich für Beister, weil ihm nun schon zum dritten Mal in dieser Saison ein Tor wegen Abseits zurückgepfiffen wurde. Und dazu persönlich für Rehm, weil er so in seinem ersten Spiel und drei Tage nach seiner Einstellung als FCI-Coach einen Punktgewinn verpasste.

Rehm ist nun bereits der dritte Trainer der Saison, nach Roberto Pätzold und André Schubert. Gemeinsam haben die drei mit ihrer Mannschaft nach 17 Spieltagen, also einer halben Saison, gerade einmal mickrige sieben Punkte zusammenbekommen, es ist die schwächste Bilanz seit Einführung der Drei-Punkte-Regel in Liga zwei. Sieben Zähler Rückstand hat der Tabellenletzte auf den Relegationsplatz - es mutet an, als sei die Saison gelaufen. Zumal die Ingolstädter sogar in ihrer Horror-Spielzeit vor drei Jahren, die nach fünf verschiedenen Trainern mit dem Abstieg (in der Relegation gegen Rehms SV Wehen Wiesbaden) endete, zu diesem Zeitpunkt drei Zähler mehr auf dem Konto hatten.

Neue Motivation: "Jeder in der Truppe war motiviert und hat gebrannt", sagt der genesene Angreifer Patrick Schmidt

Rehm, ganz der Motivator, auf den sie beim FCI gehofft hatten, sagte trotz der trüben Bilanz: "Es gibt keine Mission Impossible im Fußball. Jede Mission ist möglich." Ähnlich sieht es der Torschütze Marcel Gaus: "Von außerhalb des Vereins hat man uns abgeschrieben, aber ich sehe eine Mannschaft, die sich wehrt und die zusammen diese schwierige Aufgabe annimmt." Das Spiel am Samstag hatte Rehm imponiert: "Für die zwei Tage Vorbereitung bin ich sehr zufrieden. Ich weiß auch, dass Erfolg nur mit Arbeit kommt. Und dass die Arbeit Zeit braucht."

Wie viel Arbeit auf ihn zukommt, zeigten ihm unter anderem die beiden Gegentore, die nach altbekanntem Muster fielen: "Flankenverteidigung ist ein ganz, ganz entscheidendes Thema bei uns", sagte der Coach, der sich in den vergangenen Wochen alle FCI-Spiele angeschaut hatte. Sowohl beim 1:0 als auch beim 2:1 konnte der 96-Rechtsverteidiger Sei Muroya unbedrängt flanken - und im Strafraum durften Maximilian Beier (9. Minute) und Linton Maina (38.) ebenso unbedrängt treffen. Die Oberbayern waren zu passiv, zu weit weg von ihren Gegenspielern - und Torwart Fabijan Buntic wusste nicht so recht, ob er raussprinten oder im Kasten bleiben soll. "Wenn man sieht, was wir wieder für Tore bekommen, was wir für Eier uns selber reinhauen...", sagte der nach seinem Handgelenksbruch erstmals wieder eingewechselte Angreifer Patrick Schmidt. "Wir betreiben jedes Mal einen enormen Aufwand und bestrafen uns hinten selbst."

Und vorne? Da hat der FCI auch die wenigsten Tore in der Liga erzielt. Im Klub hatten sie sich erhofft, dass sich Rehms Impulsivität gleich auf die Spieler überträgt. "Sein Feuer ist richtig rübergekommen. Jeder in der Truppe war motiviert und hat gebrannt", sagte Schmidt auch - zumindest ein Hoffnungsschimmer. Seine Teamkollegen gaben dann allerdings in der ersten Spielhälfte lediglich zwei Torschüsse ab (insgesamt acht). Die gute Nachricht: Einer davon war immerhin drin, Gaus traf volley nach einer Flanke von Jan Hendrik Marx. Der Torschütze entdeckte unter Rehm noch einen weiteren Hoffnungsschimmer für die Rückrunde: "Wir haben ein System gespielt, mit dem wir aufgestiegen sind." Vielleicht lässt die Erinnerung daran die scheinbar unmögliche Mission ja doch noch möglich werden.

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