Süddeutsche Zeitung

Schalke schafft 2:0-Sieg bei Arsenal:Glanzvoll ins Geschichtsbuch gekontert

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So was gab es noch nie beim FC Schalke 04: Erstmals in ihrer Klubgeschichte gewinnen die Gelsenkirchener ein Pflichtspiel in England. Nach dem Erfolg im Revierderby schlägt der Bundesligist auch den FC Arsenal mit 2:0. Huntelaar und Afellay krönen eine Klasseleistung der Elf von Huub Stevens mit zwei geschickt herausgespielten Treffern.

Philipp Selldorf

Huub Stevens hat Verstecken gespielt am Tag, bevor es los ging im Stadion des FC Arsenal. Er wüsste noch nicht, welchen seiner drei Torhüter er aufstellen werde, hat er behauptet, "die Spieler machen es mir unheimlich schwierig", argumentierte er und erwiderte Fragen nach einer möglichen Torhüterrotation mit einem listigen "warum nicht?"

Im Tor stand dann aber, wie bereits beim Derby am Samstag in Dortmund (2:1), Lars Unnerstall, während Timo Hildebrand immerhin auf der Bank saß, wo ihm unter anderen Jermaine Jones Gesellschaft leistete. Stevens verzichtete auf den Faktor Routine und besetzte das defensive Mittelfeld mit Roman Neustädter, 24, und Marco Höger, 23.

Aus Spielen wie diesen sollen die jungen Spieler lernen, pflegt der Trainer zu dozieren, aber wenn es nach England ging, dann hatte bis zum Mittwochabend ganz Schalke Nachholbedarf: der jüngste und einzige Punktgewinn auf der Insel gelang, nachdem Schalke der letzte Meistertitel glückte, das ist bekanntlich schon etwas her - 1958, zur besagten Zeit, gab es ein 2:2 gegen Wolverhampton Wanderers.

54 Jahre später machten es die Royal Blues aus Gelsenkirchen noch besser. Mit dem hoch verdienten 2:0-Sieg beim FC Arsenal schrieben sie Geschichte, und sie mussten sich dabei nicht mal überanstrengen, denn sie traten ohne Ehrfurcht an beim prominenten Gegner und waren die weitgehend überlegene, klar bessere Mannschaft.

60.049 Zuschauer gaben dem Spiel Geleit, ob Engländer anwesend waren, blieb zunächst allerdings fraglich, zu hören waren nur die Gäste aus Deutschland, die übrigen Besucher wahrten vornehm die Ruhe wie bei der Tee-Zeremonie um fünf Uhr nachmittags. Zur Erregung gab es aus Sicht der Einheimischen auch wenig Gelegenheit. Arsenal setzte sich verhalten in Bewegung, wenn es ernst wurde für Schalke, dann war meist ein Gastarbeiter aus Köln beteiligt. Lukas Podolski hat sich als Linksaußen in London offenbar gut eingelebt. Allerdings passte er sich nach gutem Beginn dem lauen Spiel seiner Mitspieler an.

Die erste heikle Situation des Spiels hatte jedoch Jonas Eriksson zu meistern. Der schwedische Schiedsrichter wurde bei einem Schalker Konter von Ibrahim Afellay mit einer Elfmeterschwalbe geprüft - Eriksson ließ sich nicht täuschen. Ansonsten passierte in den Strafräumen wenig. Schalkes Innenverteidiger Höwedes und Matip räumten aufmerksam auf, was ihnen die gut verteidigenden Kollegen davor übrig ließen.

Einen bedrohlichen Vorstoß des einsam entkommenen Gervinho stoppte Höwedes in letzter Instanz (24.). Nach einer Weile war schließlich Schalke die Elf, die sich, von Holtby gelenkt, etwas mehr um Initiative mühte. Viele Angriffe starteten vielversprechend über Farfán, dessen Flanken waren jedoch selten zu brauchen. Die beste Chance vor der Pause besaß Mittelstürmer Huntelaar, doch die gute Hereingabe von Uchida setzte er ins Aus.

Zur Pause tauschte Stevens den gelbverwarnten Höger gegen Jones. Und Schalke drängte weiter voran, ermutigt durch die hoch überlegene Zweikampfbilanz. Höwedes hatte nach starkem Solo von Farfán das 1:0 vor sich - aber er schoss drüber (50.). Das Arsenal-Publikum reagierte auf die zunehmende Forschheit der Deutschen mit noch mehr Schweigsamkeit.

Gelegentlich gab es ein Raunen, wenn Gervinho in der Spitze an den Ball kam, doch der Arsenal-Angreifer von der Elfenbeinküste ist nicht nur für seine Gegner, sondern auch für sich selbst unkalkulierbar. Mehr Ertrag als eine gelbe Karte für eine Schwalbe sprang nicht heraus.

Eine Viertelstunde vor Schluss war es so weit, dass sich Schalke nicht mehr über das ehrenwerte 0:0 freuen, sondern über die verpasste Führung ärgern musste, denn die war längst fällig. Den Verdruss beendete Huntelaar mit dem 1:0, Afellay hatte ihm den Ball mit dem Kopf maßgenau vorgelegt (75.). Das 2:0 besorgte Afellay nach Pass von Farfan selbst (86.). Für Unnerstall änderten diese Neuigkeiten nichts. Eine Parade wurde ihm nicht abverlangt - ein langweiliger Abend für den 22-Jährigen.

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Quelle:
SZ vom 25.10.2012
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