1860-Niederlage gegen Bochum:Gute, aber bescheidene Vorsätze

VfL Bochum v 1860 Muenchen  - 2. Bundesliga

Alles gegeben, keine Punkte: Sechzigs Linksverteidiger Maximilian Wittek (rechts) müht sich akrobatisch gegen Bochums Onur Bulut.

(Foto: Lars Baron/Bongarts/Getty)

Nur zwei Punkte aus fünf Spielen: Der TSV 1860 verliert gegen Bochum. Trainer Torsten Fröhling hat Glück, dass der Verein die Ziele drastisch gesenkt hat.

Von Markus Schäflein

Der fünfte Spieltag ist schon so manchem Trainer zum Verhängnis geworden, besonders eilige Verantwortliche des Fußballbetriebs sehen ihn offenbar als erste Grenzlinie. Das neueste Beispiel stammt aus der zweiten Fußball-Bundesliga: Union Berlin schasste am Feiertag der Panischen seinen Trainer Norbert Düwel nach vier Punkten aus fünf Spielen - und beim Ligakonkurrenten TSV 1860 München sorgte diese Maßnahme für einiges Aufsehen.

Zum einen ist den Löwen das krasse Missverhältnis zwischen Erwartungshaltung (Aufstieg!) und Möglichkeiten (naja!) bestens bekannt, das oft in seltsamen Maßnahmen mündet. Und zum anderen haben sie sich in dieser Saison ganz fest vorgenommen, durch den Verzicht auf höhere Ziele genau diese Situation unbedingt zu vermeiden. Sie hatten vor dem Auswärtsspiel beim VfL Bochum am Montagabend selbst erst zwei Punkte aus vier Spielen geholt.

Das Spiel endete dann 0:1 (0:0) durch einen Treffer von Simon Terodde. "Das war heute ein sehr starker Gegner. Ich kann meiner Mannschaft nur den Vorwurf machen, dass sie kein Tor geschossen hat", sagte 1860-Trainer Torsten Fröhling - nach nunmehr nur zwei Punkte aus fünf Spielen. Gesteigerte Sorgen muss er sich aber keine machen: Er hat die Mannschaft auf den Weg gebracht, ihr eine Struktur gegeben; das war auch beim VfL Bochum wieder zu besichtigen.

Allerdings nur in der ersten Spielhälfte. Bochums Trainer Gertjan Verbeek setzte - nach vier Siegen zum Start - zum fünften Mal in Serie auf die selbe Startelf: "Wenn du glücklich bist in einer Ehe, nimmst du dir auch keine neue Frau." Fröhling hingegen stellte im Vergleich zum 0:0 gegen jene Berliner auf zwei Positionen um. Für den verletzten Stephan Hain spielte der erst vor einigen Tagen verpflichtete Zugang Michael Liendl, was zu einer Anpassung des Spielsystems führte: Statt zwei Spitzen boten die Löwen Rubin Okotie als Angreifer und den früheren Düsseldorfer Liendl, 29, dahinter als Zehner auf.

"Er hat das Zepter ganz gut in die Hand genommen", lobte Fröhling: "Aber die Laufwege waren noch nicht so abgestimmt, dass er oft hinter die Abwehr passen konnte."

Aber es gab ja noch eine weitere Position neu zu besetzen: Den von den Vertragsverhandlungen angeblich verwirrten Jungspund Marius Wolf hatte Fröhling kurzerhand aus dem Kader gestrichen; aufgrund der Ehekrise spielte Stephane Mvibudulu aus der Regionalliga-U21, der im Pokal gegen Hoffenheim (2:0) bei den Profis debütiert hatte, erstmals von Anfang an. Und noch eine dritte Premiere gab es zu bestaunen: Erstmals traten die Blauen in den neuen grünen Auswärts-Leibchen an.

Ein attraktives, offenes Spiel

Grün ist die Hoffnung. Den ersten Schuss gab der auffällige Liendl ab, den seine Mitspieler immer wieder suchten (8.); beim Bemühen, auf Anhieb Regie zu führen, wechselten sich bei dem Österreicher ein paar schöne Szenen und einige leichte Fehler ab. Dann traf Daniel Adlung nach einem Solo von Daylon Claasen den Ball nicht richtig (11.). Nach einer Viertelstunde verzeichneten die Bochumer die ersten Möglichkeiten: Der frühere Unterhachinger Janik Haberer verpasste einer Hereingabe von Timo Perthel, Marco Terrazino scheiterte mit einem direkten Freistoß von links an 1860-Torwart Vitus Eicher.

Es war ein attraktives, offenes Spiel zwischen dem Tabellenführer und den sieglosen Löwen. Gary Kagelmacher scheiterte nach Zuspiel von Liendl aus spitzem Winkel an einem Reflex von VfL-Torwart Andreas Luthe (37.), auf der Gegenseite verpassten gleich drei Bochumer eine Hereingabe von Onur Bulut. Die letzte Möglichkeit vor der Pause hatte 1860-Kapitän Christopher Schindler, er scheiterte nach einer Ecke per Kopf an Luthe (42.).

Nach dem Seitenwechsel dauerte es nicht lange, bis Terodde die Löwen schockte. Er drehte sich nach einem Zuspiel von Haberer um Kai Bülow und schoss flach ins rechte Toreck (48.). Und fast hätte Anthony Losila auf Zuspiel von Terodde umgehend den zweiten Treffer nachgelegt, doch er scheiterte ungedeckt an Eicher (52.); sechs Minuten später lenkte der 1860-Torwart einen abgefälschten Kopfball von Losila über die Querlatte. Sechzig tat sich nun zunehmend schwerer, selbst noch Akzente zu setzen, Okoties Distanzschuss nach einer Stunde war kein Problem für Luthe.

In der 66. Minute nahm Fröhling Liendl vom Feld und brachte in Stefan Mugsoa einen zweiten Stürmer, kurz darauf noch Krisztian Simon für Mvibudulu, der bei allem Bemühen allein mit seiner Schnelligkeit nicht allzu viel ausgerichtet hatte. "Spitzenreiter, Spitzenreiter", riefen die Bochumer, den mitgereisten 1860-Fans blieb nicht viel mehr übrig als im selben Rhythmus "Einmal Löwe, immer Löwe" zu schreien. Denn ihre Mannschaft spielte zwar immer noch in grün, aber die Hoffnung schwand. Sechzig kam nicht mehr zu Tormöglichkeiten, die Bochumer waren dem 2:0 weitaus näher, Terodde scheiterte kurz vor seiner Auswechslung an Eicher (79.).

Nach der Länderspielpause müssen die Münchner erneut auswärts antreten, dann als Drittletzter beim Tabellenletzten Fortuna Düsseldorf. Man könnte es fast als Abstiegsduell bezeichnen - wäre nicht erst der fünfte Spieltag absolviert.

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