Süddeutsche Zeitung

1860 München:Weihnachtsmann und Krampus

Lesezeit: 2 min

Der gut gestartete 1860-Trainer Köllner lobt und mahnt - vor dem Derby in Ingolstadt sucht er die goldene Mitte zwischen Veränderung und Stabilität.

Von Christoph Leischwitz

Die Weihnachtsfeier der Sechziger fand zwar schon vorigen Sonntag statt, doch das hindert Michael Köllner nicht daran, weiterhin Geschenke zu verteilen. In seinem Training gibt es einen Wettbewerb, Details bleiben geheim, aber der Sieger bekomme "seine Bühne", verrät der Coach. Auch der Letzte bekomme etwas, wenngleich es sich dabei um ein Geschenk handele, das man nicht so gerne annimmt. Mit anderen Worten: Köllner ist Weihnachtsmann und Krampus in einer Person.

Dass aktuell bei 1860 gerade mal wieder unter Ausschluss der Öffentlichkeit trainiert wird, hat aber nichts damit zu tun, dass die Geschenke geheim bleiben sollen. Vielmehr will Köllner ein paar neue taktische Maßnahmen ausprobieren, da sei es "für die Spieler angenehm, wenn mal keiner zuschaut. Und auch ich kann mich frei ausdrücken, das ist vielleicht auch hilfreich", sagt Köllner. Vielleicht ist das alles aber auch nur ein Bluff, und der Trainer lässt fast alles beim Alten vor dem oberbayerischen Derby beim FC Ingolstadt am Montagabend (19 Uhr). In der Pressekonferenz am Freitag sagte er an anderer Stelle: "Wir werden nicht viel verändern." So ist das eben mit Köllner.

In Wahrheit befindet sich die Mannschaft unter ihm durchaus in einem taktischen Umbruch. Dabei gilt es jedoch, nicht zu viel Neues auf einmal auszuprobieren, um nicht die Stabilität zu verlieren - gerade das, sagt Köllner, sei beim Tabellenzweiten Ingolstadt besonders wichtig. Aber das klappt natürlich nicht immer.

Sechzig ist unter Köllner noch unbesiegt, es herrschen verhältnismäßig ruhige Tage an der Grünwalder Straße. Wenn es etwas zu kritisieren gab bislang, war es die zweite Halbzeit des Spiels am vergangenen Wochenende: Den Löwen gelang es gegen Großaspach in Überzahl nicht, eine Führung über die Zeit zu retten. Köllner moderiert dies mit dem Demut-Argument weg, immerhin gebe es noch einen Gegner, auch Großaspach verdiene Respekt. Zwischen den Zeilen versteckt Köllner hier eine Nachricht, die bei 1860 besonders wichtig ist: bloß nicht überschnappen, bloß nicht zu sehr nach oben schielen!

Nach gut einem Monat zieht Köllner auch schon ein kleines Zwischenfazit: "Der entscheidende Schritt war, mit zwei Spitzen zu spielen", sagt der 49-Jährige, denn dies hat den Alleinunterhalter im Angriff, Sascha Mölders, entlastet. Sein Team zeige nun auch schon recht ordentliche Ballbesitzphasen und ein gutes Gegenpressing, findet der Trainer. Im Mittelfeld lässt er meist mit einer so genannten Raute spielen, was sich vor allem dank Tim Rieder auf der Sechserposition bewährt hat. Der fällt jetzt allerdings bis zur Winterpause aus. Gegen Großaspach war Rieder nach 35 Minuten ausgewechselt worden, als Sechzig 1:0 führte. "Mit Tim waren wir stabil", sagt Köllner, jetzt müsse man überlegen, welche Formation am ehesten Festigkeit garantiere. Es mache aktuell auch keinen Sinn, mit Stefan Lex zu planen, berichtet der Trainer, denn der verbringe nach seiner Knieverletzung aus dem Derby gegen Unterhaching seine Zeit noch auf dem Fahrrad, nicht mit der Mannschaft.

Die Winterpause kommt daher gerade recht für Köllner, sie bietet Zeit, um noch mal ein paar grundsätzliche Dinge anzugehen. Welche das seien, hänge auch vom verfügbaren Personal ab, sagt der Coach, in den Weihnachtsferien wolle er in sich gehen und nachdenken. Und so wird der Weihnachtsmann und Krampus wenig Muße haben, um eigene Geschenke auszupacken. Kurz nach dem Fest, am 29. Dezember, feiert Köllner auch noch seinen 50. Geburtstag.

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Quelle:
SZ vom 14.12.2019
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