1860 München - Unterhaching:Ohne Trommeln

TSV 1860 Muenchen v SpVgg Unterhaching - 3. Liga

Ex-Löwe gegen Neu-Löwe: Stephan Hain (rechts) setzt sich gegen Tim Lorenz durch.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Nach dem 1:0 in einem teils zerfahrenen Derby gegen Unterhaching ist es eher 1860, das in der Tabelle nach oben schauen darf.

Von Markus Schäflein

Der Fanblock des TSV 1860 München im Grünwalder Stadion sah ungewöhnlich aus - keinerlei Fahnen waren zu sehen, es stand auch kein Mensch mit einem Megafon auf dem Zaun, um die Anfeuerung zu organisieren. Nach dem Einsatz von Pyrotechnik im vergangenen Heimspiel gegen Rostock hatte der Klub als ungewöhnliche Strafe den Einsatz von Trommeln und Schwenkfahnen verboten; darauf hatten die Ultras "Münchner Löwen 1860" angekündigt, dann eben auf sämtliche Fanmateralien zu verzichten, also auch auf die Zaunfahnen, und auch die anderen Fanklubs zur Teilnahme an dem Boykott aufgerufen: "Mit diesem Schritt möchten wir den Verantwortlichen klar und deutlich zeigen, dass wir nicht alles hinnehmen und unsere Fanmaterialien unverhandelbar sind."

Unterhachings Krise ist auch Stephan Hains Krise: Er blieb zehnten Spiel in Serie ohne Tor

Anfeuern war hingegen nicht verboten - schließlich stand das Gastspiel der SpVgg Unterhaching auf dem Programm. Richtige Derbystimmung kam allerdings nicht auf, es war deutlich leiser als gewohnt in Giesing. Am Ende brüllte und jubelte die Mehrheit des Publikums dann doch angemessen laut: Der TSV 1860 gewann 1:0 (1:0) und darf den Blick in der Drittliga-Tabelle nun nach oben richten, während die Krise der SpVgg weitergeht. "Es ist schon bitter, auch die Art und Weise, wie wir zur Zeit unsere Spiele verlieren", sagte SpVgg-Trainer Claus Schromm angesichts einer druckvollen und beeindruckenden Anfangsphase, für die sich sein Team nicht belohnt hatte.

Sein Kollege Daniel Bierofka hatte seine Formation im Vergleich zum 1:0-Sieg in Wiesbaden nicht verändert. Bei den Hachingern kehrte Sascha Bigalke nach überstandener Krankheit wieder in die Startelf zurück, und der Regisseur sorgte schon in der zweiten Minute für die erste gefährliche Szene; seinen Eckball konnte 1860-Torwart Marco Hiller nicht festhalten. Dafür zeichnete sich Hiller kurz darauf mit einer Parade bei einem Distanzschuss von Orestis Kiomourtzoglou aus (11.). Es dauerte eine Weile, bis die Löwen in die Partie fanden, dann wurden sie aber auch gefährlich: Erst musste SpVgg-Torwart Lukas Königshofer nach einem Steilpass von Efkan Bekiroglu in höchster Not gegen Sascha Mölders klären (22.), dann traf Prince Osei Owusu nach einer Kopfballvorlage von Mölders mit einem Volleyschuss die Querlatte (28.), und schließlich verpasste Mölders eine Flanke von Herbert Paul nur ganz knapp (34.). Und kurz vor der Pause ging der TSV 1860 München dann doch noch in Führung - durch Nico Karger in der Nachspielzeit, nachdem Phillipp Steinhart in die Mitte gepasst hatte. "Das haben wir von Anfang an nicht gut verteidigt", sagte Unterhachings Assistenztrainer Steffen Galm in der Pause bei Magenta Sport und stellte mit Recht fest: "Uns geht's gerade nass rein." Die SpVgg war schließlich auf dem Weg zu sechsten Niederlage aus sieben Spielen hintereinander. Und Hachings Krise ist auch Stephan Hains Krise: Der einstige Torjäger blieb im zehnten Spiel in Serie ohne Treffer und erneut blass.

Bierofka setzt in der Schlussphase auf Defensive: Verteidiger Berzel kommt für Stürmer Owusu

Die große Chance zum Ausgleich hatte im lange zähen zweiten Durchgang Bigalke, der einen Freistoß an die Querlatte setzte (67.). Hachings Druck nahm nun zu, Stefan Schimmers Schuss aus spitzem Winkel wurde von Paul abgeblockt (75.), und Bierofka setzte auf Defensive: Er brachte Verteidiger Aaron Berzel für Stürmer Owusu (76.). "Ich wollte mit einem zweiten Sechser noch mehr die Pässe in die Spitze verteidigen", erklärte Bierofka, "ich hatte den meisten Respekt davor, dass wir noch einen Freistoß zentral vor dem Tor bekommen könnten." Und tatsächlich gelang es den Löwen, den Vorsprung in einer hektischen und zerfahrenen Schlussphase zu verteidigen, in der Unterhachings Alexander Winkler - wie zuletzt schon in Würzburg - in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Feld gehen musste.

Nach vier Siegen aus den vergangenen fünf Partien weisen die Münchner nun 40 Punkte auf, haben Unterhaching in der Tabelle überholt und stehen auf Rang fünf. Acht Punkte betrug am Dienstagabend der Rückstand auf den Aufstiegs-Relegationsplatz; gänzlich verträumt ist es nicht, wenn die Löwenfans auf einen Ausrutscher des derzeitigen Dritten Hallescher FC an diesem Mittwoch gegen Energie Cottbus hoffen. Und am Samstag müssen sie zum nächsten bayerischen Derby zu den Würzburger Kickers reisen, die an diesem Spieltag 1:1 (1:0) in Meppen spielten und so zwei Zähler aufweisen als 1860. Dann werden die Anhänger auch wieder ihre Fahnen und Trommeln mitbringen dürfen.

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