Trainer Michael Köllner ahnte selbstredend, welche Frage noch kommen würde. Kurz vor der Pressekonferenz zum Heimspiel gegen Zwickau (Sonntag, 14 Uhr) hatte Fußball-Drittligist TSV 1860 München ja noch den vereinslosen Offensivspieler Keanu Staude verpflichtet. Von Staude, 24, ist eine WhatsApp-Nachricht aus der Vergangenheit dokumentiert. In dieser mutmaßte er einst als Nachwuchsspieler in Bielefeld, bei einem Mitspieler liege eine Schädigung der für Bewegung zuständigen Bereiche im zentralen Nervensystem vor ("Spasti!"), zudem handele es sich um den Nachkömmling einer Prostituierten, "ich schwöre auf meine Mutter!" Diese alte Aufzeichnung kann man als Jugenddummheit zu den Akten legen, allerdings soll es auch zuletzt bei Staudes jüngstem Kurzgastspiel beim Zweitligisten Würzburg in Sachen Teamdienlichkeit nicht ganz optimal gepasst haben; der erst im August geschlossene Vertrag wurde im Januar aufgelöst.
Also nahm Köllner es vorweg: "Ich gebe wenig darauf, was in der Vergangenheit gewesen ist. Für mich ist wichtig: Was macht er in meiner Kabine? Und nicht, was er in einer anderen Kabine gemacht hat." Sechzig habe "eine gefestigte Mannschaft mit einem sehr guten Teamgeist", in die er Staude nun integrieren will: "Er benötigt einen guten Umgang." Köllner sieht sich ja nicht nur als Spielerentwickler, sondern auch als Menschenentwickler. Dass Staude (86 Zweitligaeinsätze) spielerisch helfen kann, bezweifelt Köllner nicht: "Er kann Sachen, die wir aktuell nicht im Kader haben, kreative Lösungen, wilde Dinge, die nicht im Lehrbuch stehen, gerade gegen tief stehende Gegner." Gegen den FSV Zwickau, der mutmaßlich auch tief stehen wird, ist Staude allerdings noch nicht im Kader. Torjäger und Kapitän Sascha Mölders steht nach abgelaufener Gelbsperre dafür wieder in der Startformation.