1860 München:Powerswoosh

Bei den Löwen sorgt wieder einmal die Merchandising GmbH für irre Unterhaltung: Sie verliert einen Prozess gegen Fans des eigenen Klubs, der bundesweit für Aufsehen sorgt - und dann prescht Investor Hasan Ismaik beim Ausrüsterwechsel vor.

Von Markus Schäflein

Beim Fußball-Drittligisten TSV 1860 München sorgt wieder einmal die Merchandising GmbH für irre Unterhaltung. Zum einen hat das Unternehmen, das Investor Hasan Ismaik gehört, unlängst einen Prozess verloren, der bundesweit für Interesse gesorgt hatte. Die 1860-Firma hatte nämlich Anhänger des eigenen Vereins verklagt (was sich zumindest solange bizarr anhörte, bis man wusste, dass jene Anhänger überaus investorenkritisch eingestellt sind). Die Merchandising-GmbH mahnte, quasi stellvertretend, eine Person aus der Gruppierung "Löwenfans gegen Rechts" ab - wegen der Nutzung des Löwenwappens im Logo der Gruppe. Die Fans verweigerten aber eine Unterlassungserklärung und gingen ihrerseits juristisch vor. Sie wurden vertreten durch den Regensburger Anwalt Nicolai Walch, bei Sechzig Mitglied des ebenfalls überaus investorenkritischen e.V.-Verwaltungsrats.

Die investorenkritischen Fans und der investorenkritische Anwalt hatten, wenig überraschend, Erfolg auf der ganzen Linie - das Landgericht bewertete die Verwendung des Logos in der Gesamtheit als "vom Grundrecht auf freie Meinungsäußerung gedeckt"; es lasse sich zudem keine markenmäßige Nutzung annehmen.

Nicht nur die Vergangenheit, auch die Zukunft sorgt für Aufregung. Ismaik postete vor einigen Tagen auf Facebook - in Weiß auf hellblauem Hintergrund - den so genannten Swoosh, das Logo des Sportartikelherstellers Nike. Es ist so bekannt wie der Coca-Cola-Schriftzug und das Mc-Donald's-M, eine Zeit lang war es vor chinesischen Schriftzeichen und Ankern das beliebteste Tattoomotiv in den USA. Also musste Ismaik keine großen Worte darüber verlieren, was sein Posting zu bedeuten hatte: Täräää, Ausrüsterwechsel! Weg von Macron, der italienischen Sportartikelfirma, bei der viele vermuten, dass sie dem französischen Präsidenten gehört, hin zu einer der beliebtesten Marken der Welt.

Das sollte sicherlich Eindruck machen. Das Blöde ist nur, dass der neue Deal - wenn man vom Image mal absieht - für 1860 in seiner Gesamtheit erst einmal keine Vorteile bringt, im Gegenteil. Die Konditionen für die KGaA sollen erheblich schlechter sein, und auch die Nachwuchsmannschaften im e.V. sind von den Zusatzkosten und insbesondere der mit der Umrüstung verbundenen Mehrarbeit nicht begeistert.

Ismaik und der Merchandising-Chef Anthony Power waren sehr angetan von Nike; am Ende hätte sich aber wohl auch Power einen Verbleib bei Macron vorstellen können. Allerdings soll es da aufgrund mündlicher Zusagen und einer bereits erstellten Bestellliste zu spät gewesen sein. Möglicherweise, so wird nun spekuliert, hätte ein Prozess gedroht. Das Gravierende ist nicht der Ausrüsterwechsel als solcher, sondern das Drumherum, von dem sowohl der ehemalige Partner als auch der neue irritiert sein werden. Auch der Zeitpunkt verwunderte - im Weihnachtsgeschäft will Ismaiks Firma ja wohl noch ein paar Sachen aus dem Bestand loswerden. Die investorenkritischen Fans kaufen in Ismaiks Shop künftig also nicht mehr keine Artikel von Macron, sondern keine von Nike.

Wer sich den Deal übrigens so vorstellt, dass Ismaik sich mit den Nike-Bossen in seiner Villa in Los Angeles zu Vorgesprächen traf: Eine Reise nach Satteldorf bei Crailsheim hätte gereicht. Dort sitzt der lokale Sportartikelvertrieb 11Teamsports, der eigentliche Geschäftspartner. Er verhökert auch Erima, Umbro und Uhlsport. Klingt aber halt alles nicht so cool.

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