1860 München:Lotter Lotterie

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Trotz früher Führung erreicht 1860 München zum Drittliga-Wiederbeginn auf schneebedecktem Rasen nur ein 1:1. Bei den Sechzig-Fans werden böse Erinnerungen wach.

Von Markus Schäflein

Auf Instagram war Adriano Grimaldi mit einem Strohhut und einem Geldsack zwischen allerlei Gestrüpp zu sehen, die Fotomontage sollte ausdrücken, dass der Stürmer wohl überall hingehen würde, wo es viel Geld zu verdienen gibt, also auch ins Dschungelcamp. Auch Aaron Berzel, Grimaldis früherer Teamkollege beim Fußball-Drittligisten TSV 1860 München, drückte den Gefällt-mir-Button.

Grimaldi, genannt "Giermaldi", war nach seinem Holt-mich-hier-raus-Ruf in Giesing zwar nicht zu RTL gewechselt, aber zum steinreichen Ligakonkurrenten KFC Uerdingen. So dass Sechzig vor dem Rückrundenstart in Lotte einen Angreifer verloren hatte, wohingegen die gastgebenden Sportfreunde zwei gewonnen hatten: Kurz vor der Partie schloss sich Justin Eilers, 30, den Westfalen an, Drittliga-Torschützenkönig von 2015/16 mit Dynamo Dresden, zuletzt bei Werder Bremen II und Apollon Smyrnis tätig. Er wirkte noch nicht mit, dafür der aus der ersten bosnischen Liga gekommene Toni Jovic. Am Ende schossen beide Mannschaften auf schneebedecktem Rasen jeweils einen Treffer und trennten sich Remis.

Schnee in Lotte - das weckte böse Erinnerungen bei den 1860-Fans: Im Februar 2017 verlor der damalige Zweitligist im DFB-Pokal 0:2, Fußballer namens Lumor, Amilton und Ribamar rutschten durch die Gegend, der portugiesische Trainer Vitor Pereira schimpfte über die Platzbedingungen, es war der Anfang vom Ende. Ein paar Monate später stiegen die Löwen ab. Diesmal waren es zunächst die Münchner, die besser mit den Platzbedingungen zurecht kamen - sie gewannen Zweikämpfe, droschen den Ball konsequent weg, und sie profitierten von der Idee des Lotte-Verteidigers Matthias Rahn, dieses Stilmittel nicht zu wählen. Rahn spielte einen verunglückten Rückpass zum Torwart, Nico Karger ging dazwischen - 0:1 (6.).

"Ich hatte darauf spekuliert, dass der Ball durch den Schnell langsamer wird", sagte Karger bei "Telekom Sport", und obwohl er Nutznießer des Wetters war, sagte er: "Ich hoffe jetzt mal, dass es beim nächsten Mal weniger schneit, denn so kann kein Fußballspiel zustande kommen." Eine halbe Stunde dauerte es, bis auch die Sportfreunde zu ihrer ersten Szene kamen; Jovic verpasste den Ausgleich knapp. Auf der Gegenseite versäumten Efkan Bekiroglu per Freistoß (38.) und Simon Lorenz per Kopf (39.) das 2:0 für den TSV 1860.

Die Sportfreunde kamen mit wesentlich mehr Kampfgeist aus der Kabine - und schnell zum Ausgleich: Eine Kopfballabwehr von Berzel nach einem Ballverlust von Simon Lorenz brachte das Spielgerät direkt vor die Füße von Paterson Chato, der mit einem satten Linksschuss aus 16 Metern zum 1:1 traf (50.). Und kurz darauf fehlte bei einem Versuch von Adam Straith nicht viel zur Lotter Führung (55.). Danach entwickelte sich wieder, wie in der ersten Hälfte, ein ausgeglichenes Spiel ohne viele Höhepunkte. Nach gut 70 Minuten wollte 1860-Trainer Daniel Bierofka neue Impulse setzen und brachte Stefan Lex und Romuald Lacazette für Bekiroglu und Eric Weeger.

Doch in der Schlussphase waren es die Lotter, die stärker auf den Sieg drängten, so dass die Löwen am Ende mit dem Remis zufrieden sein mussten. So sah es auch Karger: "Ich denke, dass wir ganz gut zufrieden sein können." Und Bierofka klagte in Pereira-Manier: "Das waren keine regulären Bedingungen, das war ein Lotteriespiel." Er hätte sich wohl eher ein Wetter wie im Dschungelcamp gewünscht.

© SZ vom 26.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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