1860 München:Löwen triumphieren im Derby - dank Pereira

TSV 1860 München - 1. FC Nürnberg

Die Torschützen Ba (li.) und Lumor (re.) feiern den Sieg mit ihrem Mannschaftskollegen Amilton.

(Foto: dpa)

Von Markus Schäflein

Sowohl beim TSV 1860 München als auch beim 1. FC Nürnberg standen im Zweitliga-Derby am Montagabend vier Spieler in der Startformation, die erst im Laufe der Saison in die Mannschaft gekommen waren. Bei den Münchnern handelte es sich um Abdoulaye Ba, Lumor, Amilton und Christian Gytkjaer, die internationalen Winterzugänge; beim Club um Dennis Lippert, Patrick Kammerbauer, Lukas Mühl und Abdelhamid Sabiri, allesamt Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, von denen drei in der Abwehr-Viererkette spielten. Dieser Unterschied ist natürlich vor allem der Tatsache geschuldet, dass es beim 1. FCN - im Gegensatz zu Sechzigs Hasan Ismaik - keinen Investor gibt, der für Darlehen in für Zweitligaverhältnisse schwindelerregenden Höhen sorgt.

So eine eindeutige Sache, wie es sich anhörte, wurde es dann auch: Der Tabellen-14. aus München demonstrierte gegen den achtplatzierten Club, der bei einem Sieg wieder zu den Aufstiegsrängen aufgeschlossen hätte, eine Stunde lang einen regelrechten Klassenunterschied und siegte 2:0 (2:0) durch Treffer von Ba und Lumor.

Als Mann des Abends durfte sich vor 24 100 Zuschauern diesmal kein einzelner Spieler fühlen, sondern Sechzigs im Winter geholter Trainer Vitor Pereira. In einem Interview mit der portugiesischen Zeitung Tribuna Expresso, das nun in München die Runde machte, hatte er erklärt, dass er "ein wenig erschrocken" gewesen sei, als er die letzten Hinrundenspiele sah: "Ich mag Herausforderungen, aber als ich 1860 zweimal live gesehen habe, war mein Gedanke: Wie will ich dieses Team dazu bringen, meinen Fußball zu spielen?" Er nahm die Herausforderung dann doch an, denn "in Saudi-Arabien war es schlimmer", wie Pereira in Erinnerung an seine Zeit beim Klub Al-Ahli berichtete: "Mir wurde gesagt: Es ist unmöglich, was du vorhast! Wir müssen ein einfacheres Spiel spielen. Aber das ist nichts für mich. Geklappt hat es trotzdem, also sage ich: Wenn ich den arabischen Spielern meine Qualitätsmatrix vermitteln kann, dann geht das überall."

"Oh, mein Gott. Was ich alles verändern muss"

Und in der Tat schien sich die Arena am Montagabend in einer Art Matrix zu befinden. Pereiras 3-4-3-System funktionierte von Beginn an erstmals überzeugend. Schon nach einer Minute scheiterte Gytkjaer an Nürnbergs Torwart Thorsten Kirschbaum, der Club wusste sich außer mit Fouls kaum zu helfen. Die gelbe Karte für den jungen Linksverteidiger Lippert nach Foul an Amilton (10.) stand dafür stellvertretend. Nach 16 Minuten ging der TSV in Führung, Ba setzte sich nach einem Eckstoß gegen Mühl durch und traf per Kopf (16.). Club-Torwart Kirschbaum sah ebenso schlecht aus wie beim 2:0, als er Lumors Schuss nach Querpass von Romuald Lacazette passieren ließ (39.). Kurz vor dem Seitenwechsel fiel fast noch das dritte Tor für die Löwen, doch diesmal parierte Kirschbaum einen Freistoß von Levent Aycicek. Nürnberg zeigte nur das, was Pereira an der deutschen zweiten Liga nicht gefällt: "Lange Bälle, drei Ballberührungen, Ball verlieren, Ball gewinnen, Ball verlieren, Ball gewinnen - ich habe mir an den Kopf gefasst und gedacht: Oh, mein Gott. Was ich alles verändern muss."

Offensichtlich funktionierten die Veränderungen recht schnell, die Münchner zeigten diesmal auch das von Pereira stets geforderte Gespür für die Spielsituation, nahmen mal das Tempo aus der Partie und zogen es dann wieder an. In den vergangenen 41 Zweitliga-Spielen hatte der 1. FC Nürnberg immer mindestens ein Tor geschossen, diesmal war es lange schwer, überhaupt eine Chance zu entdecken.

Als eine Stunde gespielt war, wurden die Mittelfranken nach und nach zumindest mutiger. Trainer Alois Schwartz brachte in Winterzugang Lukas Hufnagel und Shawn Parker zwei frische Offensivkräfte. Bis auf einen Freistoß von Kevin Möhwald, der knapp über die Querlatte strich (67.), kamen aber lange keine Torchancen dabei heraus. Auch bei Sechzig tat sich offensiv nicht mehr viel, Pereira reagierte ebenfalls und wechselte Ivica Olic als Mittelstürmer für Gytkjaer ein (70.). Nennenswerte Szenen hatte nur noch der Club, eine Wende lag aber nicht in der Luft. "Die letzten 20 Minuten waren ein bisschen schwieriger für uns", meinte Pereira, der dennoch zufrieden war: "Die erste Hälfte war sehr gut, der Sieg sehr verdient. Die Mannschaft wächst von Spiel zu Spiel, das ist zu sehen."

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