TSV 1860 MünchenMit Feuer in den Augen gegen den Absturz

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Ablenkung im Bierzelt: Beim offiziellen Wiesnbesuch der Sechziger in dieser Woche zeigten sich Trainer Patrick Glöckner (links) und Geschäftsführer Christian Werner Seite an Seite.
Ablenkung im Bierzelt: Beim offiziellen Wiesnbesuch der Sechziger in dieser Woche zeigten sich Trainer Patrick Glöckner (links) und Geschäftsführer Christian Werner Seite an Seite. (Foto: Ulrich Wagner/Imago)
  • TSV 1860 München-Trainer Patrick Glöckner kämpft nach dem desaströsen 1:5 gegen Hoffenheim um seinen Job.
  • Präsident Gernot Mang hält sich nach der Niederlage "alle Optionen offen" bezüglich der Trainerfrage.
  • Glöckner kündigt personelle Änderungen in der Startelf an und stellt das System auf eine Vierer-Abwehrkette um.
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Löwen-Trainer Patrick Glöckner kämpft um seinen Job. Beim Krisengipfel in Aue müssten seine Spieler brennen, fordert der Coach und kündigt personelle Änderungen an.

Von Christoph Leischwitz

Was im Zelt passiert, bleibt im Zelt – dieser Spruch gilt natürlich nicht, wenn 1860 München im Zelt sitzt. Am vergangenen Dienstag war ja nicht nur die Mannschaft auf dem Oktoberfest zu Gast, jene Drittliga-Spieler also, denen jüngst auf dem Rasen deutlich mehr eingeschenkt wurde als hernach auf der Wiesn. Neben dem neuen Präsidenten Gernot Mang saß auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im Hacker-Festzelt, und der nutzte die Gelegenheit, um ungewöhnlich Mangs Vorgänger Robert Reisinger ungewöhnlich deutlich zu kritisieren. Sinngemäß entsagte er ihm nachträglich die soziale Kompetenz, in der langjährigen 1860-Stadionfrage eine Lösung finden zu können – auf der Wiesn im vergangenen Jahr sei er von Reisinger „eigentlich nur blöd angeredet worden“. Hingegen sei er mit dessen Nachfolger auf einem sehr guten Weg. Mang kommt in seinen ersten Monaten ohnehin ganz gut an, auch bei den Fans. Und deshalb noch schnell, bevor es möglicherweise zu spät ist, zu Patrick Glöckner.

Durchaus möglich ist nämlich, dass der 48-Jährige am Samstagnachmittag bei Erzgebirge Aue (14 Uhr) zum letzten Mal als Löwentrainer an der Seitenlinie steht. Denn nach dem desaströsen 1:5 gegen die zweite Mannschaft der TSG Hoffenheim ließ sich Mang, ebenfalls im Zelt, zu der Aussage hinreißen: „Wir halten uns alle Optionen offen, das sage ich ganz bewusst.“ Glöckner wiederum legt als Reaktion darauf keine Bierburg-, eher schon eine Wagenburg-Mentalität an den Tag: „Ich beschäftige mich eigentlich gar nicht mit dem Führungsspiel anderer Personen“, sagte er am Donnerstag, für ihn sei nur wichtig, „das Feuer in den Augen“ der Spieler zu sehen. Die wisse er nämlich hinter sich. Und das, obwohl mehrere seiner Akteure beim 1:5 entweder seine Vorgaben gänzlich ignoriert hatten oder mit diesen heillos überfordert waren.

Zu Beginn seiner Amtszeit Ende Januar hatte es einige Wochen gedauert, doch plötzlich war ein Leistungsanstieg eingetreten, genauso abrupt wie jetzt beim Abfall. Dabei war bei den Sechzigern ausnahmsweise mal auf allen Ebenen für mehrere Wochen am Stück Ruhe eingekehrt – aus gutem Grund: Der zusammengestellte Kader ist eigentlich der pure Drittliga-Wahnsinn; die Verantwortlichen arbeiteten in Ruhe und scheinbar bedächtig; bei der Frage, ob und wann das Stadion ausgebaut wird, scheint es voranzugehen, kurz: Den Maulwürfen schien der Stoff auszugehen.

Doch dann folgte, aus heiterem Himmel, ein spielerischer und kämpferischer Klassenunterschied. Glöckner sieht dabei vornehmlich die „eine hohe Niederlage“ gegen Hoffenheim, ein bisschen länger dauert die Talfahrt aber schon an. Sie hatte mit der englischen Woche zuvor begonnen, mit einer schlechten Halbzeit gegen den TSV Havelse (3:2) und einer richtig schlechten Halbzeit bei Hansa Rostock (1:2). So krass war der Unterschied zu den Spielen davor, dass sofort auch die vorherigen Siege relativiert wurden. In der Nachspielzeit zu gewinnen war plötzlich keine „Tugend“ mehr (Glöckner), sondern wurde zum Indiz umgedeutet, dass es schon länger nicht mehr stimmt.

Der Coach legt sein Schicksal in die Hände seiner Spieler, die er gleichzeitig schützt – wie es ihn Ottmar Hitzfeld lehrte

In seiner Not, von der er sich nichts anmerken lässt, beschwört Glöckner nun ausgerechnet einen ehemaligen FC Bayern-Trainer. Von Ottmar Hitzfeld habe er gelernt: „Schütze deine Spieler, das predige ich immer wieder.“ Wenn er das predigt, hat er vielen von ihnen wohl auch schon verziehen. Nämlich, dass sie ihre Gegenspieler kampflos passieren lassen und Pässe über fünf Meter Entfernung nicht ankommen. Es werde allerdings auch Veränderungen in der Startelf geben, kündigte der Trainer an. Nach so einer Klatsche müsse jeder brennen, es gehe nur um die Motivation, sagt Glöckner. Und legt damit sein Schicksal in die Hände seiner Spieler, die ihn zuletzt im Stich gelassen hatten.

Um das Spiel zu stabilisieren, wird Glöckner zudem wohl endgültig von seinem 3-5-2-System wieder auf eine Vierer-Abwehrkette umstellen, die in Rostock schon für 45 Minuten, gegen Hoffenheim für rund 75 Minuten wieder eingeführt wurde. Das liege auch daran, dass ihm aufgrund der Verletzungen von Kapitän Jesper Verlaat und Max Reinthaler langsam die Innenverteidiger ausgingen, so Glöckner. Zugleich treffen die Sechziger in Aue auf einen ebenfalls krisengeschüttelten Gegner, die Sachsen haben vier Spiele in Serie verloren, Trainer Jens Härtel hat es gerade also auch nicht leicht. Er sagte am Donnerstag: „Ich spüre eigentlich, dass die Mannschaft lebt.“ Da hörte sich Glöckner fast ein bisschen überzeugter an.

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