1860 München:Gute Spieler, schlechte Spieler

Vor mehr als zwei Jahren wurde Miroslav Stevic Sportchef bei 1860 München: eine Transferbilanz von Nikola Gulan über Juan Barros bis hin zu den Bender-Zwillingen.

Markus Schäflein

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Zweitligist 1860 München: Miroslav Stevic neuer Sportdirektor

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Alles andere als der Aufstieg wäre eine Lüge gegenüber unseren Fans", das sagte Miroslav Stevic, als er Sportdirektor beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München wurde. Mit entsprechenden Ambitionen stellte der frühere Profi und Spielerberater seinen Kader zusammen. Zuletzt war Stevic, 41, offenbar als "Transfer-Berater" im Paket des Sportdirektors Matthias Sammer beim HSV ein Thema und traf sich mit den Hamburgern, ehe sich Sammer doch noch zurückzog. Stevics Vertrag in München läuft zum Saisonende aus, über eine Verlängerung wird gerade diskutiert. Aus gegebenem Anlass eine Übersicht über die Transfers (ohne die aus der Jugend aufgerückten Spieler) von Miroslav Stevic: Vor genau zwei Jahren, am 2. Februar 2009, wurde er als Sportchef an der Grünwalder Straße eingestellt.

TSV 1860 München - TuS Koblenz

Quelle: dpa

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Zugänge (insgesamt 20)

Antonio Rukavina: Stevics erster großer Deal bei 1860. Mit Amtsantritt brachte er Rukavina als Leihspieler von Borussia Dortmund mit, dann tauschte er ihn im Sommer 2009 - eins zu eins - gegen Sven Bender. Je nach Sichtweise "spielerisch und menschlich klasse" (Stevic), "ein Spieler, der uns weiterbringt" (Stevic), "serbischer Nationalspieler" (Stevic) oder "der Komische da von Dortmund, der gar nix kann" (Werner Lorant). Weniger aufgeregt formuliert: ein durchschnittlicher Zweitliga-Außenverteidiger mit offenbar überdurchschnittlichem Gehalt. Etliche Ankündigungen, Rukavina zwecks der Sanierung wieder zu verkaufen, erfüllten sich nicht.

Nikola Gulan: Kam zusammen mit Rukavina (beide haben Wurzeln bei Partizan Belgrad und auch die gleichen Berater), ausgeliehen vom AC Florenz. Die damaligen Trainer Marco Kurz und Uwe Wolf setzten ihn selten ein, was Stevic ziemlich enttäuschte. Nach einem halben Jahr zog Gulan zum FC Empoli in die zweite italienische Liga weiter, mittlerweile ist er wieder in Florenz.

Charilaos Pappas: Der kleine Grieche fiel vor allem dadurch auf, dass er klein war. Naja, schnell war er auch. Immerhin 23 Einsätze in der Saison 2009/10, davon zehn Einwechslungen. Für einen weiteren Verbleib in Giesing reichte das nicht. Spielt mittlerweile bei einem griechischen Zweitligisten namens Panetolikos Agrinio.

VfL Osnabrueck v 1860 Muenchen - 2. Bundesliga

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Gabor Kiraly: Torwart mit Schlabberhose, genialen Paraden und bizarren Aussetzern. Für die zweite Liga jedenfalls Spitzenklasse, allerdings wohl auch beim Gehalt. Philipp Tschauner, auch kein Schlechter, muss nun zusehen.

Ardijan Djokaj: Kam im Sommer 2009 von der TuSKoblenz und dann zu drei Kurzeinsätzen. War "charakterlich top", sagte Stevic. Wechselte ein halbes Jahr später zu Buducnost Podgorica in seine Heimat Montenegro.

Alexander Ludwig: Kam 2009 von St.Pauli, war dort ein überragender Kicker im Mittelfeld. Zeigt in München viel zu selten sein Können. Hatte am Anfang Probleme mit der Münchner Mentalität. Gut immerhin bei Standards.

Kushtrim Lushtaku: Kam mit 19 als "junger, entwicklungsfähiger Spieler" (Stevic) vom FC Drenica aus dem Kosovo zum Probetraining und erhielt einen Dreijahresvertrag. Ist heute ein 21-jähriger, entwicklungsfähiger Spieler (27 Regionalliga-Einsätze für die U23).

Florin Lovin: Kam von Steaua Bukarest als reifer Sechser mit guten Referenzen (103 Ligaspiele, 28 Einsätze in der Champions League). Hatte Pech und fiel mit einer Kreuzband-OP lange aus. Danach solide Leistungen mit weitaus weniger Glanz als erwartet.

TSV 1860 München - TuS Koblenz

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Kenny Cooper: 1,92-Meter-Sturmbrocken aus Amerika (FC Dallas). Anfangs mit einigen Toren und großen Hoffnungen, dann verletzt, danach nach England verliehen zum Zweitliga-Absteiger Plymouth Argyle, darauf wieder verletzt, in diesem Winter schließlich zurück nach Amerika (Portland Timbers). Eine unglückliche Geschichte.

Aleksandar Ignjovski: In sportlicher Hinsicht mit Sicherheit Stevics bester Transfer. Ein lauf- und kampfstarker Sechser, mit starken Impulsen nach vorne - gerade mal 20und absoluter Stammspieler. Wird den Verein wohl im Sommer verlassen, der AC Florenz hat angeblich schon ein Angebot abgegeben.

Radhouène Felhi: Bei der Vorstellung präsentierte 1860 den Tunesier als "besten Innenverteidiger Afrikas". Kehrte nach einem Jahr zu Etoile Sportive du Sahel zurück.

Eke Uzoma: Hatte als Leihspieler vom SC Freiburg in der Rückrunde 2009/10 sechs Einsätze unter Trainer Ewald Lienen, davon einen über die gesamte Spielzeit. Wurde danach dennoch verpflichtet, spielte aber unter Reiner Maurer keine Rolle. Wurde in diesem Winter verliehen und ist jetzt Stammspieler in Bielefeld - unter Ewald Lienen.

Marcos Antonio: Kam im Sommer 2009 vom Sport Club Corinthians Alagoano, ging im Sommer 2010 zum Sport Club Corinthians Alagoano zurück. Was das sollte, wusste er selbst nicht so recht. Selbst ein Einsatz über die volle Spielzeit beim 1:0-Sieg in Bielefeld brachte in dieser Hinsicht keine Klarheit.

MSV Duisburg - TSV 1860 München

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Djordje Rakic: Prima Typ, der gerne Metallica hört, Klavier spielt und historische Romane liest. War von RB Salzburg geliehen und wurde zu Beginn dieser Saison verpflichtet. Startete mit vier Toren in vier Spielen, schoss seitdem keines mehr und ist dennoch ein überdurchschnittlicher Zweitliga-Stürmer.

Stefan Buck: Beim FC Augsburg abgeschoben. Ein solider Zweitligaspieler, mit entsprechendem Gehalt - ein erstes Eingeständnis an den Sparzwang.

Kai Bülow: Mit Hansa Rostock abgestiegen. Ein solider Zweitligaspieler mit entsprechendem Gehalt - ein weiteres Eingeständnis an den Sparzwang.

Daniel Halfar: Mit der Perspektive Ergänzungsspieler aus Paderborn gekommen. Nutzte die Verletzungen von Stefan Aigner, um sich in der Hinrunde mit ordentlichen Leistungen als Flügelspieler anzubieten.

Necat Aygün: Kam als Drittligakicker mit gewaltiger Verletzungshistorie. Räumte zuletzt ein, dass sein Vertrag bei 1860 "ein Freundschaftsdienst" von Stevic war. Tauchte beim Auswärtssieg in Osnabrück plötzlich wieder bei den Profis auf. Soll nach verletzungsbedingter Auszeit in der Hinrunde der U23 künftig noch mehr Stabilität geben.

Savio Nsereko

Quelle: dpa

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Savio Nsereko: Als hochgelobtes Talent vom AC Florenz ausgeliehen, dann aber kein Stammspieler und unter mysteriösen Umständen wochenlang verschwunden. Glücklicherweise nach seiner fristlosen Kündigung wieder aufgetaucht - erst in einer Münchner Diskothek bei der Geburtstagsparty von Mate Ghvinianidze gesichtet, dann laut bulgarischen Medienberichten beim dortigen Erstligisten Chernomorets Burgas. Sein sechster Verein in zwei Jahren. Stevic sagte: "Er war eine Niederlage für den Menschen Stevic."

Stefan Bell: Von Mainz 05 geliehen, weil Trainer Maurer dringend einen weiteren Innenverteidiger brauchte. Hat eine gute Perspektive, leider nicht bei 1860. Im Juli muss er zum FSV zurück.

Juan Barros: Wurde im Sommer 2010 vom peruanischen Klub Universitario de Deportes für ein halbes Jahr ausgeliehen, nachdem er ein Probetraining bei Werder Bremen absolviert hatte. "Thomas Schaaf und Klaus Allofs haben uns den Spieler empfohlen", sagte Stevic. Der Linksverteidiger absolvierte ein Spiel für 1860, beim 1:2 in Duisburg. Die Fans waren hinterher recht sauer auf Thomas Schaaf und Klaus Allofs.

VfL Wolfsburg - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

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Ausgewählte Weggänge/Verkäufe (insgesamt 30)

Lars Bender: Inzwischen 35 Bundesligaspiele für Bayer 04 Leverkusen, Europa-League-Einsätze. Perspektive: Champions League, Nationalmannschaft.

Sven Bender: 37 Bundesligaspiele für Dortmund. Perspektive: Meisterfeier, Champions League, Nationalelf.

Fabian Johnson: 15 Bundesligaspiele für den VfL Wolfsburg, diese Saison fünf Einsätze.

Kevin Volland: An 1899 Hoffenheim verkauft und gleich wieder zurückgeliehen. Perspektive: Hoffenheim.

José Holebas: Im Kader des 37-maligen griechischen Meisters Olympiakos Piräus. Zurzeit nicht im Team.

TSG 1899 Hoffenheim  - Werder Bremen

Quelle: ddp

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Peniel Mlapa: Als Rookie 19 Bundesligaspiele für 1899Hoffenheim, drei Tore.

Florian Jungwirth: Bei Dynamo Dresden in der dritten Liga. Perspektive: zweite Liga.

Moritz Leitner: An Borussia Dortmund verkauft, zurück- und weiterverliehen an den FC Augsburg. Perspektive: Bundesliga-Aufstieg, Dortmund.

Julian Baumgartlinger: 46 Erstliga-, fünf Europacup-Spiele für Austria Wien. Österreichischer Nationalspieler.

Der Markwert der neun genannten Spieler beläuft sich inzwischen auf rund 21 Millionen Euro.

© (SZ vom 3.2.2011/jüsc)
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