1860 München erfüllt Auflagen:"Ein kleiner, guter Tag"

Zweitligist TSV 1860 München hat den Kontrolltermin der DFL erfolgreich gemeistert und sieht sich auf einem guten Weg. Dabei geholfen haben die Banken - und der Lokalrivale FC Bayern.

Gerald Kleffmann

Nur einmal waren die beiden nicht einer Meinung, zu Beginn war das, als es darum ging, wer die Nachricht bekannt geben sollte. "Willst du anfangen?", fragten sie einander. Vizepräsident Dieter Schneider, 63, setzte sich durch, und so sprach Geschäftsführer Robert Schäfer, 34: "Ich habe die frohe Botschaft zu verkünden, dass alle Auflagen der DFL erfüllt wurden."

TSV 1860 München - FSV Frankfurt

"Ein kleiner, guter Tag": Florin Lovin (links) herzt Benjamin Lauth.

(Foto: Frank Leonhardt/dpa)

1860 München, der angeschlagene Fußball-Zweitligist, hat den Kontrolltermin bei der Deutschen Fußball-Liga wie zuletzt erwartet gemeistert und wird demnach keinen Punkteabzug erhalten, infolgedessen sogar das Aus des Klubs aus finanzieller Sicht hätte folgen können. Dieses Szenario wäre wohl für den Fall eingetreten, wenn die Löwen nicht den erforderlichen Liquiditätsnachweis von 5,3 Millionen Euro erbracht hätten. Die DFL will regelmäßig von problematischen Klubs sehen, dass sie ihren Betrieb stemmen können. 1860 kann vorerst. Schneider sprach von einem "kleinen, guten Tag" für den Verein.

"Ich finde das ein ganz gutes Zeichen für 1860 München", ergänzte Schäfer, "dieser Verein ist erhaltenswert. Unsere Partner haben das gesehen und uns vertraut." Mit Partnern waren vornehmlich Banken und der Arena-Vermieter FC Bayern gemeint, die in der Tat einen erheblichen Beitrag leisteten, dass 1860 "diesen ersten Schritt" der Sanierung, wie Schäfer sagte, bewältigte.

An Eigenleistung haben die Sechziger einen zehnprozentigen Gehaltsverzicht bei fast allen Profis sowie der Belegschaft durchgedrückt, der Kader wurde leicht entschlackt; fünf Profis verließen bisher den TSV. Essenzieller war aber offenbar das, was die Geschäftspartner beitrugen.

Mindestens eine Bank soll laut AZ ihre Kreditlinie für 1860 erhöht haben. Darüber hinaus spielten auch die Bayern mit. "Es gibt eine neue Stundung", bestätigte FCB-Präsident Uli Hoeneß der SZ, "die Abmachung gilt bis zum Ende dieser Saison." Welche Schuldenbegleichung genau in den Sommer verschoben wurde, verriet Hoeneß nicht, aber klar ist, dass 1860 mit zwei Posten bei den Roten in der Kreide stehen könnte.

Aus dem verlorenen Cateringprozess sind angeblich noch 1,5 bis zwei Millionen Euro offen, dieser Posten wurden bereits im Sommer 2010 gestundet. Und es gibt die Arenamiete, die ohne Nebenkosten rund 4,5 Millionen pro Saison ausmacht. Im Grunde müsste 1860 jetzt die Rückrundenmiete vorfinanzieren, doch ob diese Schuld gestundet wurde, ließen die Beteiligten - Sechzig wie Bayern - unbeantwortet.

Geschäftsführer Schäfer sieht indes im Bewältigen der DFL-Auflagen "eine Grundlage für alles", womit auch die verstärkt fortgesetzte Investorenakquise gemeint sein dürfte. Ohne eine Millionenspritze von außen dürfte 1860 wohl spätestens bei der übernächsten Hürde straucheln. Mitte März steht das Lizenzierungsverfahren für die Saison 2011/12 an, ein Großteil des jetzt eingereichten Zahlenwerks, das Schneider als "sehr geradlinig und sehr ehrlich" einstufte, dürfte dafür einfließen.

Im Juni aber muss 1860 bei der DFL weitere rund drei Millionen Euro an Liquidität nachweisen, nochmals wird die Nummer mit den aufgeschobenen Schulden nicht funktionieren. "Nur ewiges Schieben allein bringt es überhaupt nicht", weiß Schneider. Deshalb meinte er: "Ab jetzt gestalten wir die Zukunft. Wir haben dem Verein Perspektiven geschaffen." Das soll heißen: 1860 hat überlebt, muss aber bald zu Geld kommen. Zu viel Geld.

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