1860 München: Einzelkritik:Kanadische Holzfäller

Sandro Kaiser spielt beim Pokalsieg des TSV 1860 München die Berliner schwindelig, Kenny Cooper prügelt den Ball ins Tor und Garbor Kiraly wird zum Publikumsliebling. Die Löwen in der Einzelkritik.

Jürgen Schmieder, Fröttmaning

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Gabor Kiraly: Ist allein aufgrund seiner Arbeitskleidung (Rocky-Balboa-Gedächtnishose) ein Publikumsliebling - weshalb beim ihm das Heben eines Arms genügt, damit die Fans seinen Namen skandieren. Ist auch aufgrund seiner unkonventionellen und emotionalen Spielweise (nach einem misslungenen Pass in der 36. Minute biss er fast in den Pfosten) ein Publikumsliebling. Qualifizierte sich von der 23. Minute an auch sportlich zum Publikumsliebling, als er einen Schuss von Cicero aus zehn Metern parierte und zahlreiche Flanken sicher abfing. Machtlos bei beiden Gegentoren. In der Verlängerung zunächst reaktionsstark gegen Nicu, dann flugstark gegen Domovchiyski, dann stellungsstark gegen Piszczek. Parierte gleich den ersten Strafstoß gegen Kacar. Irritierte beim zweiten Elfer Janker so, dass der über das Tor schoss.Foto: Getty

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Antonio Rukavina: Agierte auf der rechten Abwehrseite hinter Sandro Kaiser. Weil die Berliner zu sehr damit beschäftigt waren, Kaiser in den Griff zu bekommen (siehe Kaiser), erlebte er zunächst einen ruhigen Abend. Verschob deshalb häufig klug nach innen und fing deshalb zahlreiche Zuspiele ab. Muss sich nicht ärgern, dass die Fans seinen Namen nicht skandieren. Es liegt nicht an seiner Leistung, sondern an der Unskandierbarkeit seines Namens.Foto: dpa

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Torben Hoffmann: Begrüßte als einziger Löwen-Spieler die Fans, die daraufhin jubelten, als hätte Hoffmann gerade das 1:0 in der Verlängerung erzielt. War danach ein wenig sauer, dass die Anhänger "Gabor Kiraly" skandierten. Lief danach Bälle ab, grätschte Gegenspieler um und bolzte Bälle nach vorne - bis endlich auch sein Name gerufen wurde. Organisierte die Abwehr 75 Minuten famos - dann trudelte ein Ball durch den Strafraum und Hoffmann wirkte so orientierungslos wie ein kanadischer Holzfäller, der auf dem Oktoberfest aus dem Fünfer-Looping gestiegen ist. Sah vier Minuten später bei einer Flanke aus wie ein kanadischer Holzfäller, der nach fünf Maß aus dem Fünfer-Looping gestiegen ist. Verwandelte den ersten Strafstoß im Elfmeterschießen sicher.Foto: Reuters

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Radhouene Felhi: Hatte seine erste nennenswerte Aktion in der 58. Minute: Der Berliner Raffael spielte den Ball nicht ins Aus, als der Münchner Camdal verletzt auf dem Boden lag (siehe Camdal). Spitzelte zuerst den Ball ins Aus und ging dann auf Raffael los, als wäre er ein kanadischer Holzfäller. In der anschließenden Rudelbildung wurde er zuerst von Holebas und danach von Hoffmann und Ignjowski festgehalten - wobei die drei Münchner einsehen mussten, dass man sich arg schwer tut gegen einen kanadischen Holzfäller. Sah bei beiden Toren aus wie der Zwillingsbruder von Torben Hoffmann - also wie ein kanadischer Holzfäller, der nach fünf Maß aus dem Fünfer-Looping gestiegen ist. Beim Elfmeterschießen wieder sicher.Foto: Getty

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Mathieu Beda: Hat die Statur eines kanadischen Holzfällers und agiert in manchen Zweikämpfen auch so (siehe Cooper). Für diese Partie allerdings genau der richtige Akteur, weil ein kanadischer Holzfäller genügte, um die Angriffe von Hertha BSC zu unterbinden. Umsichtig, zweikampfstark und mit großem Laufpensum. Um seine Leistung im defensiven Mittelfeld zu beurteilen, genügt ein Blick in die Statistik: So lange er auf dem Feld stand, war das Ergebnis 2:0 für 1860 München. 15 Minuten nach seiner Herausnahme stand es 2:2.Mate Ghvinianidze: Wurde in der 68. Spielminute eingewechselt, sollte als Innenverteidiger für Ordnung sorgen und das 2:0 über die Bühne bringen. Machen wir es kurz: 15 Minuten nach seiner Einwechslung stand es 2:2.Foto: Getty

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Aleksandar Ignjowski: Wollte zu Beginn des Spiels im defensiven Mittelfeld die Räume zustellen. Erkannte sogleich, dass es keine Räume zuzustellen gab, weil zum einen seine Mitspieler formidabel verteidigten und zum anderen die Berliner nicht bereit waren, auch nur einen Laufweg zu absolvieren, der Räume geschaffen hätte. Konzentrierte sich deshalb darauf, keinen Fehler zu machen und sparte sich ansonsten seine Kräfte, um seinen Mitspieler Felhi bei der Rangelei in der 58. Minute vor einer Roten Karte zu bewahren. Wollte keine Verlängerung spielen, schoss deshalb kurz vor Schluss aus 40 Metern aufs Tor - der Versuch misslang.Foto: dpa

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Benny Lauth: Mit seinem Namen lassen sich ja ziemlich viele Wortspiele machen. "Es wird Lauth im Stadion" (was in Zusammenhang mit 1860 und der Arena eher selten vorkommt) etwa oder "Lauther Tore" (was im Zusammenhang mit Lauth eher selten vorkommt). Bei ihm ist meist nach der ersten Aktion im Spiel zu ahnen, wie die Partie für ihn laufen wird. Gelingt diese Aktion, dann kommt er als Torschütze und Vorbereiter und Spielentscheider in Frage. Misslingt sie, dann ist er dauerlaufender Nörgler, der nur noch passiv am Spiel teilnimmt. Machen wir es kurz: Die erste Aktion misslang. Wurde vor der Verlängerung ausgewechselt.Peniel Mlapa: Hat die Statur eines kanadischen Holzfällers - spielt jedoch wie ein kanadischer Eiskunstläufer. Verlor ein Kopfballduell gegen den 15 Zentimeter kleineren Arne Friedrich, verlor einen Zweikampf gegen den 20 Kilogramm leichteren Rasmus Begntsson. Nahm in der 107. Spielminute jedoch zwei Berliner Spielern auf 30 Meter geschätzte zehn Meter ab. Schoss dann jedoch so, wie ein kanadischer Holzfäller schießen würde. Traf beim Elferschießen.Foto: dpa

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José Holebas: Ihm wurde kurz vor der Halbzeitpause derart langweilig auf der linken Außenverteidiger-Position, dass sich der Schlingel einfach den Ball schnappte und nach vorne lief. Der erste Schussversuch wurde geblockt, also versuchte er es einfach noch einmal - und traf zielgenau die Stange, an der das Fangnetz befestigt ist. Lief danach nicht mehr nach vorne. Musste er auch nicht, er tat sich lieber als Schlichter bei der Rudelbildung in der 58. Minute hervor. Wirkte stets konzentriert, warf sich in jede Flanke und bolzte den Ball auch mal nach vorne, wenn es nicht anders ging. Provozierte dann noch Gojko Kacar, so dass der Berliner zum kanadischen Holzfäller mutierte und kaum eine anständige Aktion zu Stande brachte. Muss sich dennoch fragen lassen, warum beide Gegentore durch Aktionen auf seiner Seite entstehen konnten.Foto: ddp

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Tarik Camdal: Hatte seine erste nennenswerte Aktion in der 58. Minute: Der Berliner Raffael spielte in der 58. Minute den Ball nicht ins Aus, als er verletzt auf dem Boden lag. Während seine Mitspieler eine Rangelei anzettelten, ließ er sich auf dem Feld behandeln. Ärgerte sich wohl so darüber, nicht bei einer Rudelbildung dabei gewesen zu sein, dass er ein paar Minuten später eine lautstarke Diskussion mit dem Schiedsrichter führte. Nahm sich anschließend den Halbzeit-Auftritt der Band "Donikkl" zu Herzen: Er flog öfter über den Platz, als die den Refrain ihres Wiesn-Hits "Fliegerlied" singen konnten.Foto: Getty

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Sandro Kaiser: Hatte Glück, dass es sich bei der Partie gegen Hertha BSC um ein Spiel des DFB-Pokals handelte. Musste sich deshalb nicht für seine orangefarbenen Schuhe rechtfertigen, die ein Fußballer gemeinhin nur dann tragen darf, wenn er eine Klasse stärker ist als die Liga, in der er spielt. Schlug in der zehnten Minute einen raffinierten Eckball: Weil er wusste, dass kein Löwen-Spieler nach einer Ecke trifft, schlenzte er den Ball zum Berliner Bengtsson - der das Spielgerät ins eigene Tor beförderte.Dribbelte danach auf der rechten Seite seinen jeweiligen Gegenspieler schwindelig und schlug zahlreiche Flanken. Legte zu Beginn der zweiten Halbzeit auf Cooper, der zum 2:0 einschoss (siehe Cooper). Muss sich deshalb auch nicht für die Farbe seiner Schuhe rechtfertigen, weil er eine Klasse stärker war als jeder Spieler von Hertha BSC Berlin.Foto: Reuters

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Kenny Cooper: Der Amerikaner wurde vom Stadionsprecher mit dem unfasslich lustigen Spruch "Er ist kein Berliner" vorgestellt. Hat die Statur eines kanadischen Eishockeyspielers und agiert in manchen Zweikämpfen auch so. Hat beim Abschluss manchmal leider die Präzision eines kanadischen Schrotflinten-Schützen, sonst hätte es nach 28 Minuten bereits 2:0 für die Münchner gestanden. Zeigte jedoch zu Beginn der zweiten Halbzeit, dass er manchmal ebenso hart schießen kann wie ein kanadischer Eishockeyspieler - und schon stand es 2:0. Danach skandierten die Fans auch seinen Namen. Wollte seiner Mannschaft in der Verlängerung helfen - doch da hatte ihn Ewald Lienen schon ausgewechselt.Alexander Ludwig: Htte seine erste nennenswerte Aktion in der 83. Minute: Er nahm den Ball schön an, umdribbelte elegant einen Gegenspieler - und passte den Ball in Richtung der Eckfahne. Hatte die nächste nennenswerte Aktion in der 88. Minute: Er nahm den Ball schön an, umdribbelte elegant einen Gegenspieler - und passte den Ball zum Gegner. Hatte die nächste nennenswerte Aktion in der 95. Minute: Er nahm den Ball schön an und beschloss, im eigenen Strafraum zu dribbeln - bis er den Ball verlor und so fast das 2:3 verschuldete. Hatte danach im Spiel keine nennenswerte Aktion mehr - traf jedoch im Elfmeterschießen.Foto: Reuters

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