1860 München: Einzelkritik:Hüpfender Rasenmäher

Bei Münchens souveränem 3:1 gegen Duisburg ragen ein Abwehrspieler mit viel Adrenalin, ein Argentinier mit Messi-Frisur und ein eifriger Grätscher heraus. Die Löwen-Spieler in der Einzelkritik.

Carsten Eberts

7 Bilder

gabor kiraly dpa

Quelle: SZ

1 / 7

Zurück in der Erfolgsspur: Die "Löwen" besiegten den MSV Duisburg nach einer couragierten Leistung mit 3:1 (1:0). José Holebas per Freistoß (5. Minute) sowie die Stürmer Peniel Mlapa (50.) und Benjamin Lauth (88.) sorgten mit ihren Treffern für den dritten Saisonsieg der Sechziger.

Gabor Kiraly (im Bild) Kam bereits zum Warmmachen, als der Löwen-Fanblock noch aus handverlesenen 34 Fans bestand. Zog dann wie ein Rasenmäher im Strafraum seine Bahnen, weil ihm so kalt war (offiziell plus sieben Grad, gefühlt minus sieben Grad). Stand oft meterweit vor seinem Strafraum, weil der Weg zurück ins Tor dann weiter war, und Laufen warme Beine macht. Hatte zweimal Glück bei Pfostenschüssen, war beim Gegentor machtlos. Hüpfte nach Spielschluss vor der Löwen-Kurve zu "Oh, wie ist das schön" auf und ab.

Antonio Rukavina Als Rechtverteidiger oft allein, weil Duisburg die Position, die er verteidigen sollte, gar nicht besetzt hatte. Staunte lieber über die Kunststückchen des kleinen Biancucchi. Ihm war deshalb sehr kalt. Kassierte in der 34. Spielminute für ein Foul an der Strafraumgrenze Gelb, obwohl er den Ball gespielt hatte. Hatte Glück, dass Duisburgs starker Freistoßschütze Grlic aus 18 Metern nicht einfach draufschoss, sondern ebenfalls ein Kunststück versuchte.

Archivfoto: dpa

thorben hoffmann dpa

Quelle: SZ

2 / 7

Radhouene Fehli Grätschte vor dem Duisburger Anschlusstreffer ins Leere. Das 1:2 ging trotzdem nicht allein auf seine Kappe, weil ganz 1860 dachte, es würde in der letzten halben Stunde nichts mehr passieren. Grätschte sich in der Schlussphase dann warm - mit Erfolg: Jeder der letzten fünf Duisburger Halb-Angriffe endete bei Fehli.

Torben Hoffmann (im Bild, links) Hatte sich gegen die Kälte mit Adrenalin gedopt, was hervorragend funktionierte. Schrie schon beim Warmmachen ganz fürchterlich, weil er einen Ball über die Latte jagte. Legte sich an der Mittellinie plötzlich quer auf den Rasen und wollte Grlic blocken - der war verdutzt und schoss ihn an. Kloppte und giftete in der Schlussphase (siehe Ignjovski). Schlug Ewald Lienen nach Spielschluss mehrmals glücklich auf den Rücken. Da war auch Lienen für ein paar Momente warm.

Foto: dpa

ignovski dpa

Quelle: SZ

3 / 7

Aleksandar Ignjovski (im Bild, rechts) Rannte so viel, dass ihm gar nicht richtig kalt werden konnte. Kloppte und giftete in der Schlussphase (siehe Hoffmann). War im Mittelfeld bester Löwen-Spieler. Bereitete das 3:1 so schön vor, dass Stürmer Lauth nichts anderes tun konnte, als zu treffen.

José Holebas Setzte in der fünften Minute einen arg trockenen Freistoßschuss durch eine vor Kälte ganz porös gewordene Duisburger Freistoßmauer ins untere rechte Eck. Fiel danach überhaupt nicht mehr auf. Hätte sich gewünscht, dass ihm Adrenalin-Hoffmann nach Spielschluss aufwärmend auf den Rücken geklopft hätte.

Foto: dpa

-

Quelle: SZ

4 / 7

Emanuel Bianucchi (im Bild, im Training vor dem Spiel) Trug die typische Messi-Frisur, was daran liegen könnte, dass dieser sein Cousin ist. Gab sein Debüt für 1860, dribbelte im rechten Mittelfeld sofort drauflos. Narrte am rechten Strafraum-Eck vier Spieler, bekam dafür Szenenapplaus. Verdiente sich in der elften Minute erneut Beifall, weil er im Mittelfeld mit einer besonders wilden Grätsche klärte. Übte sich ansonsten fleißig im Freistöße rausholen. Passte später mit einem spektakulären 30-Meter-Flugkopfball zurück zu Kiraly. Bekam dafür so viel Applaus, dass ihm warm ums Herz wurde. Hatte in der zweiten Halbzeit noch gefühlte vier Ballkontakte. Durfte in der 70. Minute in die warme Kabine verschwinden. Bekam auf dem Weg einen fetten, aufwärmenden Nackenklatscher von Lienen.

Alexander Ludwig Passte in der achten Minute völlig unbedrängt ins Aus. Schoss in der 20. Minute einen Freistoß direkt in die Füße einer Zwei-Mann-Mauer. Tauchte in der 68. Minute frei vor Duisburgs Torwart Starke auf, schoss aber ins Seitenaus. Hat damit Benny Lauth den Titel "schlechtester Löwen-Spieler" weggeschnappt. Wurde vier Minuten vor Schluss gegen Sascha Rösler ausgetauscht.

Foto: dpa

sandro kaiser dpa

Quelle: SZ

5 / 7

Sandro Kaiser (im Bild, rechts) Ihm war das ganze Spiel über sehr kalt. Flankte, beziehungsweise besser: schoss eine Viertelstunde vor Schluss aus acht Metern so scharf in die Mitte, dass Peniel Mlapa auf gar keinen Fall rankommen konnte. Saß danach sekundenlang mit weit ausgestreckten Beinen vor dem Löwen-Block und grämte sich. Hüpfte nach Schlusspfiff trotzdem glücklich zu "Oh wie ist das schön". Da wurde ihm wieder warm.

Benjamin Lauth Wurde in der Anfangsphase derart von Biancucchis Kunststückchen angesteckt, dass er einen Fallrückzieher versuchte. Traf dabei das Tor nicht. War zu seinem Leidwesen an jedem Löwenkonter, der im Abseits endete, direkt beteiligt. Stand beim 3:1 jedoch so richtig, wie er es vor Jahren noch bei jedem Angriff getan hätte. Das reichte für ein paar Benny-Lauth-Sprechchöre. Verpasste damit den Titel "schlechtester Löwen-Spieler" relativ deutlich (siehe Ludwig). Hüpfte deshalb glücklich zu "Oh wie ist das schön".

Foto: dpa

mlapa dpa

Quelle: SZ

6 / 7

Peniel Mlapa (im Bild, vorne) Klar bester Löwen-Stürmer. Tauchte schon nach Sekunden frei vor Starke auf, verpasste knapp. Jagte in der achten Minute einen Volleyschuss knapp drüber. Stakste vor seinem Tor etwas ungelenk in den Strafraum, schoss dann aber verdammt cool ins linke obere Eck. Wartete anschließend noch cooler, bis ihm seine Mitspieler vor Freunde auf den Rücken sprangen. Durfte in der 79. Minute unter Applaus in die warme Kabine verschwinden.

Benny Schwarz: Kam für Emanuel Biancucchi. Flankte nach seiner Einwechslung gleich in die Mitte. Da stand aber keiner.

Sascha Rösler: Kam für Alexander Ludwig. Führte in der 90. Minute Münchens ersten Eckball aus.

Kenny Cooper: Kam für Peniel Mlapa. Trug die Nummer 33.

Foto: dpa

ewald lienen getty

Quelle: SZ

7 / 7

Ewald Lienen

Pendelte in der zweiten Halbzeit nervös zwischen Bank und Spielfeldrand. Sprach später von einem glücklichen Sieg. Lieferte sich im Duell der Trainer-Haudegen mit Kollege Peter Neururer einen Wettbewerb im Gequält-aufs-Spielfeld-gucken. Verlor diesen aber knapp. Freute sich nach Spielschluss über die aufwärmenden Rückenklopfer von Torben Hoffmann. War in seinem braunen Trenchcoat aber auch ohnehin warm angezogen.

Archivfoto: Getty

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: