1860 München: Drohende Insolvenz:Durchbruch zur Rettung

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Wundersame Rettung für 1860 München? Erstmals sendet auch die DFL positive Signale und spricht von einer "Lösung in Sichtweite". Investor Hasan Ismaik ist begeistert - und will die verbleibenden strittigen Punkte schnell klären.

Andreas Burkert

Seit November sind Dieter Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer dabei, den mit etwa 14 Millionen Euro verschuldeten Fußball-Zweitligisten 1860 München vor der Konsequenz jahrelanger Misswirtschaft zu bewahren.

Zukunft in der zweiten Liga: die Profis von 1860 München. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Dass die erste Insolvenz eines Bundesligaklubs nicht längst eintrat, ist im Grunde unglaublich angesichts eines Finanzbedarfs, der mittelfristig bei 20 Millionen Euro taxiert wird. Viele schlechte Tage hat Präsident Schneider, 63, der als Schlüsselfigur in diesem Krimi gilt, hinter sich; als gute verbuchte er die Notfinanzierungen im Januar und April, als 1860 hauchdünn vor dem Aus stand.

Den zweiten Mai-Freitag 2011, sinnigerweise ein 13., wird er mutmaßlich dereinst als Tag des Durchbruchs zur wundersamen Rettung des Traditionsklubs in Erinnerung behalten. Denn die Deutsche Fußball Liga (DFL) kann jetzt doch überraschend eine Zustimmung zum Kooperationsvertrag mit Investor Hasan Ismaik, 34, in Aussicht stellen: "Der Klub hat einen überarbeiteten Entwurf des Kooperationsvertrags vorgelegt", teilte ein DFL-Sprecher der Süddeutschen Zeitung mit.

Und weiter: "Eine Lösung, die mit der Satzung des Ligaverbandes vereinbar ist, befindet sich in Sichtweite, auch wenn in einigen Punkten noch Anpassungsbedarf besteht."

Diese Punkte dürften den ersten Einstieg eines arabischen Investors im deutschen Fußball kaum noch gefährden, heißt es. "Eine abschließende Prüfung ist nur möglich, wenn über den Kooperationsvertrag hinausgehend alle wesentliche Schriftstücke wie beispielsweise Satzungen und Geschäftsordnungen vorliegen", erklärt zwar die DFL formal - diese Nachreichungen werden jedoch allseits als Routinevorgang eingeschätzt. "Wir sind sehr erfreut, dass wir jetzt erstmals positive Signale von der DFL erhalten", sagte Ismaik der SZ: "Nun warten wir ab, um welche Details es in ihrer schriftlichen Einschätzung geht."

Am Donnerstagabend hatte 1860 einen korrigierten Vertragsentwurf an die DFL geschickt. Zuvor hatte der Ligaverband zweimal eine dem 50+1-Statut entgegenstehende zu starke Machtposition des Multimillionärs Ismaik moniert. Umformulierungen und eine geplante Neugewichtung der Befugnisse des Beirats von 1860 und des Aufsichtsrats wurden nun bei der DFL wohlwollend als Schritt zu einer Einigung bewertet, heißt es von 1860.

Sollte die DFL die Kooperation nun tatsächlich genehmigen, könnte laut Ismaik "alles sehr schnell gehen" in der kommenden Woche. Voraussetzungen sind die avisierten Absichtserklärungen aller Gläubiger zum Teilforderungsverzicht sowie die ebenso unabdingbare Zustimmung von Vermarkter IMG, der ausgelöst oder zu Vertragskorrekturen bewegt werden muss. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir hier Lösungen finden", sagt Schneider.

Sofern Ismaiks Wirtschaftsprüfer sämtliche Papiere vorliegen, bleiben ihm nach der Vertragsunterschrift drei Tage Zeit, den Kaufpreis von 13 Millionen Euro für 49 Prozent der Klubanteile zu überweisen. Und 1860 wäre gerettet.

© SZ vom 14.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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