1860 München ist wunschgemäß in die Saison gestartet, und es gab gleich mal ein Freudenständchen. Marilyn Monroe höchstpersönlich hauchte "Happy Birthday" vom Tonband, worüber sich Rainer Beeck natürlich freute. Strahlend nahm der Präsident der Löwen vor dem Anpfiff der Zweitligapartie gegen TuS Koblenz die Glückwünsche zum 47. Geburtstag entgegen; zur Dramaturgie, die sich die Münchner für diese Saison wünschen, passte das alles durchaus.
Aufsteigen wollen die Sechziger ja und deshalb partout die Negativerlebnissen der vergangenen fünf Spielzeiten vergessen. Positive Ereignisse jeder Art sind nun das Ziel. Das 2:0 am Sonntag, das Kenny Cooper (17.) und Benjamin Lauth (62.) herausschossen, war somit ein sportlicher Traumstart für die Münchner - und historisch zugleich. Das letzte Liga-Autaktspiel gewann 1860 vor 13 Jahren.
Die Mannschaft der Gastgeber wurde von vielen der 25.800 Zuschauern frenetisch verabschiedet, sie scheint bereits voll akzeptiert zu sein. Das ist insofern eine Nachricht, da Sportchef Miki Stevic und Trainer Ewald Lienen dem Kader ein neues Gesicht gaben. Die beiden brachen mit der Philosophie, die der inzwischen geschasste Manager Stefan Reuter implantieren wollte. Das Projekt, eine aufstiegsfähige Bayernauswahl zu formen, misslang. Nun kamen zehn neue Profis, meist mit ausländischem Pass, etwa der starke Sechser Florin Lovin von Steaua Bukarest, der technisch elegante Innenverteidiger Radhouène Felhi aus Tunesien oder - letzte Woche vom FC Dallas - der Sturmriese Kenny Cooper.
"Wo ein Wille ist, ist Geld"
Stevic versuchte, aus den Tiefen fremder Fußballligen eine funktionierende Auswahl zusammenzustellen, wenngleich die Finanzierung der vielen Transfers beim als finanziell klamm geltenden Klub doch erstaunlich wirkt. "Wo ein Wille ist, ist Geld", hat Geschäftsführer Manfred Stoffers kürzlich gesagt. In München reichte das - Nachfragen blieben aus. Dafür ist wohl die Sehnsucht zu groß, nach Jahren des Spottes endlich sportlich eine wichtige Rolle zu spielen.
Entsprechend laut war denn auch der Jubel, als Cooper, 24, per Kopfball traf und Lauth, 27, freistehend aus wenigen Metern. Koblenz hatte wenige Chancen, Sechzig umso mehr. Die Löwen überzeugten mit geordneter Defensivarbeit, flüssigen Kombinationen und frechem Offensivgeist. "Oh, wie ist das schön", sangen die ihre Fans hinterher. Gut möglich, dass weitere Freudenständchen in dieser Saison folgen.