1860 München besiegt Fürth:Ein Montag nach Plan

TSV 1860 München - SpVgg Greuther Fürth

Jubel bei den Spielern des TSV 1860 München

(Foto: dpa)

Der TSV 1860 gewinnt durch einen Treffer von Dominik Stahl das Derby gegen Greuther Fürth 1:0 und bietet auch sonst Erstaunliches: Thomas Häßler liegt inzwischen ein "konkretes Angebot" der Münchner vor.

Aus dem Stadion von Philipp Schneider

Würde man ihn wiedersehen? Benjamin Lauth ließ die Schultern ein wenig durchsacken, aber das sollte nichts heißen, das ist so seine Art, sich zu bewegen. Nun schlich er in Richtung Kabine, es war nicht viel geschehen, eine Halbzeit war gespielt, es stand noch 0:0. Doch womöglich addierte Lauth soeben all die Minuten in seinen Kopf zusammen, die Rechnung war nicht kompliziert: 927 plus 45. Seit 972 Minuten hatte der ehemalige Nationalspieler kein Tor mehr erzielt.

Doch man sah ihn wieder. Elf Spielminuten später fischte Lauth mit der Brust einen Pass von Daniel Adlung aus der eisigen Luft, er drehte sich flink, dann passte er zielgenau in den Lauf des heranrauschenden Dominik Stahl. Und Stahl zog ab - platziert ins linke, untere Eck, das 1:0, der Endstand (56.). Kein Tor von Lauth, aber eine Vorlage. "Der Sieg war glücklich und in unserer Situation wahnsinnig wichtig", befand Sechzigs Trainer Friedhelm Funkel.

Lauth hingegen hatte vor dieser Montagspartie gegen die SpVgg Greuther Fürth die politischen Umstände beim TSV 1860 München indirekt für seine Form mitverantwortlich gemacht. "Normal passiert immer irgendwas bei uns. Es ist immer ein bisschen angenehmer zu arbeiten, wenn es um Fußball geht und nicht um andere Dinge", hatte er gesagt. Also passierte am Tag danach mal wieder einiges bei Sechzig.

Erfreuliche Dinge

Noch vor Anpfiff verkündete Vereinspräsident Gerhard Mayrhofer, was schon länger vorbereitet worden war: Man habe Thomas Häßler "ein konkretes Angebot vorgelegt", sagte er. Häßler, ehemaliger Nationalspieler und Profi bei 1860, soll offenbar eine Stelle als Trainer im Nachwuchsbereich erhalten.

Überhaupt, schon zuvor hatte Mayrhofer auf seiner Lieblingsplattform Facebook einige erfreuliche Dinge zu verkünden gehabt, um eine Pressemitteilung zu "ergänzen", wie er schrieb. Abgesehen davon, dass der finanziell angeschlagene Klub soeben bei der Deutschen Fußball-Liga die Anforderungen für die Nachlizenzierung erfüllt hatte (rund 1,5 Millionen Euro), galt sein großer Dank auch Noor Basha, dem Cousin von Investor Hasan Ismaik, der für das nötige Geld mal wieder aufgekommen war.

Mit Basha verbinde ihn "nicht nur die gemeinsame Arbeit für den TSV 1860 München", nein, "inzwischen ist daraus auch eine Freundschaft geworden und Freunde streiten sich bekanntlich nicht vor Gericht". Das klang beiläufig, naheliegend, mithin wie eine Selbstverständlichkeit. Doch Noor Basha hatte zuletzt unter Mayrhofers Amtsvorgänger die Profifirma des TSV 1860 vor dem Arbeitsgericht auf eine Anstellung verklagen müssen, die ihm der ehemalige Geschäftsführer Robert Schäfer einst schriftlich in Aussicht gestellt hatte. Offenbar hat sich Mayrhofer mit Basha auf eine Lösung geeinigt.

"Ein Stück weit offensiver"

Das alles war geschehen, bevor Sechzig dann auch sportlich die erstaunlichste Partie in dieser Saison ablieferte. So zweikampfstark, so torgefährlich waren die Münchner selten aufgetreten. Ausgerechnet gegen die SpVgg Greuther Fürth, den Tabellendritten. Trainer Funkel hatte Änderungen angedeutet, "zu Hause spielt man immer ein Stück weit offensiver", hatte er gesagt.

Der Satz hatte manch einen verwundert, schließlich waren die Münchner zuletzt gegen die abstiegsbedrohten Bielefelder überaus defensiv eingestellt gewesen. Und nun ging es gegen Fürth, den großen Aufstiegskandidaten. Gegen die Arminia hatte Funkel nur drei nominellen Offensivkräften vertraut, aber siehe da: Nun waren es vier. Funkel hielt Wort. Der zuvor gelbgesperrte Yannick Stark durfte wieder mitspielen, Sebastian Hertner musste für ihn auf die Bank. Funkels Plan ging auf.

Auch wenn es etwas dauerte, bis die Spieler auf dem Platz verinnerlicht hatten, dass diesmal etwas möglich war. Yannick Stark passte sich ganz ansehnlich den Ball mit Kai Bülow zu, hin und wieder zurück. Dann lief das Spielgerät aber weiter zu Daniel Adlung, und der schickte ihn nicht in die Spitze zu Lauth, sondern an einen Ort, den nicht einmal die Fürther wert befanden, gedeckt zu werden (8.).

Vergebene Chancen

Die Fürther hingegen, sie spielten ungewohnt defensiv. Wären es nicht die Fürther gewesen in ihren bekannten Trikots im knalligen Orange, man hätte fast sagen müssen: Sie spielten eingeschüchtert. Das Spiel waberte zu Beginn meist im Mittelfeld umher, aber die Fürther spielten ihre Stafetten wenigstens zu Ende. Einmal passte Mergim Mavraj schön an die Torauslinie, Abdul Rahman Baba wartete dort, doch Babas Flanke klärte Vallori mit letzter Not.

Immerhin, die Löwen merkten, dass die Fürther ihnen die Spielhoheit überlassen wollten, und sie wurden mutiger. Adlung setzte an zu einem Spurt über links, in der Mitte rauschte Lauth heran (es lief seine 943. Minute ohne Torerfolg), er schoss freistehend Torwart Wolfgang Hesl an (16.). Fürths beste Gelegenheit war ein Distanzschuss von Trinks (29.).

Auch nach der Pause hatte Sechzig die besseren Chancen, Vallori verpasste aus guter Position die Vorentscheidung (68.). Und Lauth? Er wurde doch noch ausgewechselt und verließ den Platz in seiner 1012. torlosen Minute in Serie. Es wird ihm ziemlich egal gewesen sein.

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