Süddeutsche Zeitung

1860 München:Aufs Papier zaubern

Beim TSV 1860 geht es vor dem Aalen-Spiel nicht nur um Fußball: Trainer Daniel Bierofka muss eine Fußballlehrer-Prüfung ablegen - und der Aufsichtsrat entscheidet über wichtige Finanzen.

Von Christoph Leischwitz

Es kommt für Daniel Bierofka denkbar ungelegen, dass der TSV 1860 München ausgerechnet am aktuellen Spieltag den Montagabend-Termin zugewiesen bekommen hat. Denn der Trainer hat vorher noch einen anderen, wichtigen Termin: Die erste schriftliche Prüfung zum Fußballlehrer steht an, im Fach Fußballlehre. Immerhin hoffe er, da "einigermaßen was aufs Papier zaubern zu können", am Dienstag beim Fach Ernährungslehre "muss ich schauen, dass ich mir das noch ins Hirn reinprügel." Dazwischen steht das immens wichtige Heimspiel gegen den Drittliga-Tabellenletzten VfR Aalen an (19 Uhr, Grünwalder Stadion). Für die Sechziger geht es nach zwei Partien gegen die Spitzenmannschaften Osnabrück und Uerdingen mit insgesamt einem gewonnenen Punkt darum, den Abstand auf die Abstiegsplätze zu wahren.

Nach der Prüfung wird der 40-jährige Coach seiner Mannschaft nicht allzu viele taktische Vorgaben mit auf den Weg geben können, zumindest nicht mit Blick auf den Gegner. Der Verein von der Ostalb hatte vergangene Woche Trainer Argirios Giannikis beurlaubt und Rico Schmitt als Nachfolger verpflichtet. Ob der abgeschlagene Letzte nun voll auf Sieg oder erst einmal abwartend spielen werde, könne man noch nicht sagen. Vor allem in der Defensive haben die Sechziger wieder einige Optionen mehr. Jan Mauersberger steht nach seiner Gesichtsfraktur und zuletzt Rückenproblemen gegen Aalen wieder im Kader, ebenso wie Aaron Berzel nach seiner abgelaufenen Rotsperre. Fehlen werden allerdings Benjamin Kindsvater, Marius Willsch und auch Torwart Hendrik Bonmann wegen kleinerer Verletzungen.

Zur Großwetterlage wollte sich Bierofka, wie eigentlich immer, nicht äußern. Am Sonntag stand auch noch eine Aufsichtsratssitzung an, in der Entscheidungen zur weiteren Finanzierung des Vereins fallen sollten. Und vergangene Woche hatte sich Investor Hasan Ismaik mal wieder via Facebook zu Wort gemeldet. Zum einen hatte er Bierofka für seinen Einsatz während der Doppelbelastung Trainer/Schüler gedankt. Und zweitens seine Hoffnung geäußert, dass "uns die Stadt München bei einem Umbau unterstützt" - gemeint ist natürlich das Grünwalder Stadion. Die Politik müsse dabei helfen, das von den Fans so geliebte Stadion auch wirtschaftlich zu machen. Wie realistisch, sprich: wie teuer der Ausbau ist, soll in den kommenden Wochen das renommierte Architektur- und Planungsbüro Albert Speer + Partner klären, das kürzlich den Zuschlag für die Machbarkeitsstudie erhalten hatte.

Auch wenn die Sechziger 2019 noch keinen Sieg feiern konnten, wirkte Bierofka vor dem Spiel gelöst. Wohl auch deshalb, weil der Prüfungsstress in absehbarer Zeit vorbei sein wird. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ich durchfalle", sagte er lächelnd, und dann habe er endlich mehr Zeit für die Mannschaft. Im Übrigen scheint es auch noch einige Fans zu geben, denen der Montagabend-Termin nicht so gut in den Terminkalender passt: Am Sonntag war das Spiel jedenfalls noch nicht ausverkauft.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2019
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