Süddeutsche Zeitung

1860 München:14 Ecken, kein Tor

Eine gute Hälfte reicht nicht: Das Remis beim Abstiegskandidaten VfB Lübeck hilft den Löwen nicht weiter. Im Spitzenspiel gegen Dresden droht Mittelfeldspieler Richard Neudecker auszufallen.

Von Christoph Leischwitz

Das Feuerwerk musste raus, wo es ja schon einmal da war, auch wenn das Spiel es im Grunde nicht verdient hatte. Kurz nach dem Schlusspfiff hatten die Lübecker Fans immerhin einen winzigen Grund zu feiern: Sie hatten nach einem 0:0 gegen den TSV 1860 München zumindest mal den letzten Tabellenplatz der dritten Liga verlassen. Auf dem nun übrigens, nach dem Abend der vielen Nachholspiele, die SpVgg Unterhaching steht. Die Sechziger wiederum hatten nur eine Hälfte lang deutlich gemacht, dass sie unbedingt drei Punkte mitnehmen wollten. "Da kann man nicht zufrieden sein. Wir haben schon versucht zu drücken, wir wollten unbedingt gewinnen", sagte Trainer Michael Köllner bei Magentasport. Und machte dabei eine Miene, als ob die Aufstiegsränge etwa so weit entfernt lägen wie die Münchner Heimat - auch wenn man sich noch am Abend auf die Heimreise machte. Eine Aufholjagd hat der Kurztrip mit dem Charterflieger jedenfalls nicht eingeleitet.

Im Vergleich zum 4:0-Erfolg am Samstag beim Halleschen FC begannen die Sechziger diesmal sehr abwartend. Nicht im Kader stand diesmal Dennis Erdmann, obwohl dieser nach seiner kurzen Rotsperre eigentlich wieder spielberechtigt gewesen wäre. Gleich zu Beginn kam es zu einer längeren Unterbrechung, als sich Dennis Dressel nach einem Zweikampf mit Cyrill Akono an der Schulter wehgetan hatte, der 22-Jährige sollte fast schon ausgewechselt werden, konnte aber weitermachen. Unterbrechungen blieben jedoch die Regel, auch weil die Löwen immer wieder Fouls im Mittelfeld begingen.

Einen Anflug von Gefahr bringen zunächst nur Ecken von Staude und Freistöße von Neudecker

Vorne war von der zweitbesten Offensive der Liga erst einmal gar nichts zu sehen, Lübeck hatte die erste Chance: Mit einem Hackentrick und einem Haken spielte sich Yannick Deichmann im Sechzehner frei, sein Schuss strich aber knapp am fernen Pfosten vorbei (19.). Einen Anflug von Gefahr vor dem Lübecker Tor brachten lediglich die Eckbälle von Keanu Staude und die Freistöße von Richard Neudecker. Einmal kam Merveille Biankadi nach einer Ecke am zweiten Pfosten zum Schuss, verzog den Volley aber deutlich (26.). Weil die Sechziger es in der ersten Hälfte kaum darauf anlegten, einmal in der gegnerischen Hälfte den Ball zu erobern, waren weite Wege nötig, um vor das gegnerische Tor zu gelangen - aus dem Spiel heraus gelang das erstmals nach 38 Minuten. Biankadi setzte sich nach einem weiten Schlag auf der rechten Seite durch, passte flach nach innen, wo Stefan Lex die Kugel aber durchrutschen ließ.

Kurz vor dem Pausenpfiff nahm die Partie endlich ein bisschen Fahrt auf. Neudecker sorgte mit einem Freistoß für die erste Parade von Lukas Raeder (41.), auf der anderen Seite musste Marco Hiller nach einer Lübecker Kombination durchs Zentrum einen Schuss von Akono über die Latte lenken (43.). Noch vor dem Gang in die Kabine kam es dann doch zum ersten verletzungsbedingten Wechsel: Neudecker machte wegen Adduktorenproblemen Platz für Erik Tallig. Später ließ Köllner durchscheinen, dass Neudeckers Einsatz im Spitzenspiel am Montag gegen Dynamo Dresden zumindest fraglich ist.

Als ob sie jetzt erst so richtig in Schleswig-Holstein angekommen wären, begannen die Sechziger zu Beginn der zweiten Hälfte so zu spielen, wie man es vom Favoriten erwarten durfte. Es folgten äußerst dominante 40 Minuten, in denen sich die Gäste einen Großteil ihrer insgesamt 14 Eckbälle erarbeiteten. Ein Schuss von Dennis Dressel wurde gerade noch zur Ecke abgelenkt (49.), Lex bekam einen Drehschuss nicht fest genug aufs Tor (51.), später scheiterte auch Sascha Mölders aus guter Distanz zweimal (62., 78.). "Wir haben in der zweiten Halbzeit nochmal richtig Dampf gemacht, nur leider den Ball nicht ins Tor gebracht", analysierte Dressel, der auf der Sechserposition spielte, gegen Ende der Partie aber vor allem die Bälle am gegnerischen Strafraum verteilte.

Erst ganz am Ende waren sich die Mannschaften einmal einig, dass ein Unentschieden niemanden viel bringt. Lübeck kam nach einem nicht gegebenen Abseitstor (76.) zu zwei weiteren guten Abschlüssen, Sechzigs Verteidiger Semi Belkahia hatte die letzte Möglichkeit der Partie, er bekam aber keine Kraft hinter seinen Kopfball. Die Lübecker liefen aus dem Stadion, Richtung Parkplatz neben dem Baumarkt an der Südseite des Stadions an der Lohmühle, und bedankten sich bei den Anhängern. Ob Abstände eingehalten wurden, blieb im Dunkeln.

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