1860 im Grünwalder Stadion:Durch Giesings Höhen und Tiefen

Der TSV 1860 München kehrt ins Grünwalder Stadion zurück. Warum das Stadion den Fans so viel bedeutet? Ein Rückblick auf die Bayernliga, einen Meistertitel - und einen Gast namens Pelé.

Von Maximilian Länge

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Bayern Muenchen II v Carl Zeiss Jena - 3. Liga; Grünwalder Stadion

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Die Geschichte der Löwen im Grünwalder Stadion beginnt im Jahr 1911 mit einem Pachtvertrag. Wilhelm Hilber, seinerzeit Vizepräsident des TV 1860 München, unterzeichnet diesen. Damit macht er den bislang landwirtschaftlich genutzten Platz an der Grünwalder Straße zur neuen Heimat des Vereins.

Am 23. April besiegt 1860 im ersten Spiel den MTV München 1879 mit 4:0. Im Jahr 1922 wird aus dem Pacht- ein Kaufvertrag - für 700 000 Mark. Das Stadion wird in den folgenden Jahren mehrfach ausgebaut, auf bis zu 42 000 Plätze. 1937 muss 1860 das Stadion an die Stadt München verkaufen. Der Grund dafür klingt höchst aktuell: Der Klub muss Schulden tilgen.

Pele im Grünwalder Stadion

Quelle: imago sportfotodienst

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Nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Stadion wiederaufgebaut, es folgen Namensänderungen, Renovierungsarbeiten und der Bau von Ost- und Westkurve. 1960 fasst das Stadion offiziell 51 800 Zuschauer.

Als am 27. Mai Pelé (der Brasilianer, nicht Abédi, Anm. d. Red.) und der FC Santos beim TSV 1860 gastieren, bleibt auf den Tribünen kein Platz leer. Zehn Tore bekommt das Publikum zu sehen, neun davon erzielen nicht die Löwen.

TSV 1860 München Deutscher Meister 1966 Torwart Petar Radi Radenkovic mit Meisterschale unter den; Torwart Petar Radenkovic von 1860 München mit der Meisterschale im Grünwalder Stadion

Quelle: imago/Horstmüller

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In den kommenden Jahren erlebt der TSV 1860 die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte. 1963 sind die Löwen Gründungsmitglied der Bundesliga, die Heimspiele tragen sie im Stadion an der Grünwalder Straße aus. Ab 1964 spielen sie dort auch international.

Durch den Sieg im DFB-Pokalfinale haben sie sich für den Europapokal der Pokalsieger 1964/65 qualifiziert. Im Halbfinal-Rückspiel zu Hause erzwingen sie nach 0:2 im Hinspiel beim AC Turin durch einen 3:1-Sieg ein Entscheidungsspiel. Das gewinnen die Löwen vor neutraler Kulisse in Zürich mit 2:0. Erst im Finale in London unterliegen sie West Ham United mit 0:2.

Die Erfolgsphase hält auch in der folgenden Saison an. Im eigenen Stadion verliert der TSV 1860 kein einziges Ligaspiel (11 Siege, 6 Remis). Durch ein 1:1 im Heimspiel gegen den Hamburger SV am letzten Spieltag sichert sich das Team von Trainer Max Merkel die Deutsche Meisterschaft, die erste der Vereins-Geschichte und die bislang letzte.

1860 im Olympiastadion

Quelle: Imago/WEREK

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Fünf Jahre später ist die Euphorie verschwunden. Der TSV 1860 stürzt 1970 in die zweite Liga ab und verpasst danach immer wieder den Aufstieg. Rückschläge gibt es nicht nur sportlich. In der Nacht zum 30. Januar 1971 brennte die Haupttribüne. Die Polizei geht von Brandstiftung aus, kann aber nie einen Täter fassen. Und als 1972 der Orkan Quimburga die Stehhalle und das Stadiondach beschädigt, muss 1860 seine Heimstätte vorübergehend verlassen. Es beginnen die Jahre des Pendelns, in denen der Verein immer wieder zwischen Olympiastadion und Gründwalder Stadion wechselt. Auch in Sachen Spielklasse fehlt dem TSV 1860 die Beständigkeit. Die von Auf- und Abstiegen geprägte Phase in den Siebzigern endet mit dem Zwangsabstieg in die Bayernliga - der DFB entzieht den Löwen 1982 aus finanziellen Gründen die Lizenz.

Grünwalder Stadion

Quelle: imago sportfotodienst

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Unter Werner Lorant schafft 1860 den Durchmarsch aus der Bayernliga bis in die erste Liga. Ab der Saison 1994/95 sind die Löwen wieder Bundesligist. Zwar denkt der Verein zu dieser Zeit schon länger über einen Ausbau des Stadions nach. Dazu kommt es aber nicht. Stattdessen ziehen die Löwen nach der Saison ins Olympiastadion um (wo sie schon 1994/95 vier Mal spielten und immer verloren). Am 3. Juni 1995 findet das letzte Bundesligaspiel in Giesing statt.

TSV 1860 v Alemannia Aachen; Grünwalder Stadion 1860

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Im Olympiastadion spielt der Verein bis zum 22. Mai 2004. Als der Abstieg in die zweite Liga und der Umzug in die Arena im Sommer 2005 feststehen, kehrt der TSV 1860 für elf Liga- und ein Pokalspiel nach Giesing zurück. Rund 21 000 Zuschauer fasst das für 800 000 Euro hergerichtete Stadion da noch. Das letzte Zweitligaspiel an der Grünwalder Straße bestreitet der Verein auf den Tag genau ein Jahr nach dem Abstieg gegen LR Ahlen - und unterliegt 3:4.

Testspiel TSV 1860 München - Borussia Dortmund

Quelle: dpa

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Die Profis des TSV 1860 München kehren danach nur für Vorbereitungsspiele an die Grünwalder Straße zurück. Zwischen 2008 und 2010 trägt der Klub im "Sechzger-Stadion" unter der Bezeichnung "Giesinger Heimatabend" drei Testpartien gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:0), RCD Mallorca (1:0) und Borussia Dortmund (1:1) aus. Und nun also zieht er wieder nach Giesing. Der erste Gast in der Regionalliga ist Wacker Burghausen.

© SZ.de/chge/ska
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