1860 gewinnt in Dresden:Fast wie ein Spitzenteam

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Geht doch noch was in Richtung Aufstieg? 1860 München siegt bei Dynamo Dresden 1:0 und kann wieder ganz leicht nach oben schauen. Der Schlüssel zum Erfolg nach mehr als 90 Minuten Feldüberlegenheit war ein nicht unerheblicher Umbau der Elf von Trainer Reiner Maurer.

Es gehört wohl zu den gewaltigsten Herausforderungen eines Fußballtrainers, eine Mannschaft zu motivieren, die kaum noch etwas zu gewinnen hat. Außergewöhnliche Phantasie beweist dabei zunehmend Reiner Maurer, der Trainer des TSV 1860 München, der vor diesem 1:0 seiner Mannschaft beim Zweitligisten Dynamo Dresden am Freitagabend auf die feinsten Ideen verfiel: Erst kündigte er an, seine Spieler gingen bestens motiviert in die Partie, da sie ja noch um Fernsehgelder spielten, die schließlich an den Tabellenplatz gekoppelt sind.

Benjamin Lauth beim 1:0: 90 Minuten überlegen (Foto: dapd)

Kurz vor Anpfiff versuchte er dann, der an sich eher tristen Tatsache etwas Positives abzugewinnen, dass der Klub im Sommer in Stefan Aigner und Kevin Volland seine beiden besten Offensivkräfte abgeben wird: "Für die Spieler, die gehen", sagte Maurer, "ist es ja auch noch einmal ein Unterschied, ob sie vom Tabellenzehnten wechseln, oder von einem mehr oder weniger Spitzenteam kommen".

Nun denn, offenbar funktionierte Maurers psychologischer Kniff recht ordentlich, denn nach zwei erspielten Punkten aus den vergangenen vier Partien, rückt 1860 mit diesem Sieg vorerst wieder auf sechs Punkte heran an den Relegationsplatz. Ein Schelm könnte nun tatsächlich denken, es ginge für Sechzig noch etwas in Richtung Aufstieg.

Der Schlüssel zum Erfolg in Dresden, wo sich 1860 über 90 Minuten Feldüberlegenheit erspielte, war ein nicht unerheblicher Umbau seiner Elf. Maurer hatte zwar angekündigt, "jetzt keine acht neuen Spieler blindlings als Linksverteidiger ausprobieren" zu wollen, "genau wie ich ja auch den Aigner nicht pausieren lasse, weil er wechselt".

Daran hielt er sich, doch er wirbelte seine Mannschaft dennoch durcheinander: Für den verletzten Necat Aygün rückte Kai Bülow in die Innenverteidigung, dessen Platz im Mittelfeld besetzte Dominik Stahl, Maximilian Nicu spielte erneut auf dem linken Flügel für den verletzten Djordje Rakic - und, um die Sache noch turbulenter zu machen, ersetzte Christopher Schindler Stefan Buck als Linksverteidiger.

Als es noch sehr viel besser lief bei Sechzig, und die Mannschaft nach der Winterpause von Sieg zu Sieg eilte, da lebte sie von ihrer starken rechten Seite. Das Spiel lief vortrefflich über Aigner, und manchmal auch über Antonio Rukavina. In Dresden überzeugte nun auch die neustrukturierte linke Seite mit Schindler hinter Flügelspieler Nicu.

Nach zehn Minuten jagte zunächst Dresdens Filip Trojan auf rechts heran, dessen Schuss Torwart Gabor Kiraly noch parierte, zwei Minuten später probierte es Zlatko Dedic aus der Distanz. Beide Mannschaften lieferten sich einen hitzigen Auftakt, weite Bälle aus der Abwehr kreierten ein konterlastiges Spiel. Sechzigs beste Chance zu Beginn erspielte Aigner, der von rechts nach innen flankte, doch Romain Bregerie klärte knapp vor Volland.

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Sie wechselten zur Saison-Halbzeit den Verein und schlugen gleich ein: Mohamed Zidan in Mainz, Mame Diouf in Hannover, Vedad Ibisevic in Stuttgart oder ein bisher unbekannter Neu-Augsburger. Diese elf Bundesliga-Profis avancierten direkt nach der Ankunft bei ihren jetzigen Klubs zur ersehnten Verstärkung.

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Es folgte ein wunderbarer Pass von Kai Bülow auf Maximilian Nicu, der sprintete nach vorne, ließ Cheikh Gueye aussteigen - Nicus Flanke von der Grundlinie entschärfte Torwart Kirsten knapp vor Benny Lauth (21.). Die spielerisch limitierten Dresdner versuchten es zunehmend mit Distanzschüssen, auch weil Guillermo Vallori erneut eine sichere Partie ablieferte, diesmal war es Stürmer Mickael Poté, den er mit gutem Stellungsspiel und angemessener Härte neutralisierte.

Der Flügelflitzer, Vermasselt am Spielfeldrand (Video: sde)

Nach einer sehr feinen Passfolge auf links über Volland und Nicu erreichte der Ball den unbedrängten Lauth, der jedoch die Chance aus kurzer Distanz nicht nutzte und rechts vorbei zielte (35.). Kurz vor der Pause rettete Kirsten mit einem sehenswerten Reflex einen Kopfball von Vallori auf der Linie.

In der zweiten Halbzeit verlor Sechzigs Spiel an Dominanz. Bis zur 61. Minute, als Lauth eine Flanke von Nicu vom rechten Fünfmetereck ins Tor köpfelte. Die Dresdner drehten nun etwas auf, Robert Koch, der später Gelb-Rot sah (71.), vergab aus der Drehung (68.) - und Subasic schoss an das Außennetz (74.). Doch auch Volland vergab noch eine Chance, als er frei vor Kirsten auftauchte (81.).

Und Maurer? Er stürmte nach dem Schlusspfiff auf den Platz, die Fäuste ballte er zu kleinen Paketen. Denn er wusste: Sollte die Konkurrenz an der Tabellenspitze verlieren - ein Abstand von sechs Punkten auf den Relegationsplatz gäbe erneut wahrhaftige Motivation.

© SZ vom 24.3.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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