1860 erreicht zweite Pokalrunde:Humorlos in der brütenden Hitze

Es war heiß, richtig heiß - doch die "Löwen" blieben hochkonzentriert: 1860 München zieht gegen Außenseiter Hennef in die zweite Runde des DFB-Pokals ein. Beim 6:0 zeigt das Team von Reiner Maurer über weite Strecken feinen Fußball - nur zu Beginn muss die Mannschaft bedrohliche Schmähgesänge über sich ergehen lassen.

Hendrik Buchheister, Bonn

Man gewinnt nicht jedes Wochenende 6:0, Münchens Trainer Reiner Maurer hatte also keine Lust, das Ergebnis gering zu schätzen, das seine Mannschaft am Sonntag erwirtschaftet hatte. Auch, wenn es nur ein Spiel in der ersten Pokalrunde war, das die Münchner gewonnen hatten; auch, wenn der Gegner eine Mannschaft aus Dachdeckern, Studenten und Logistikern war.

FC Hennef 05 v 1860 Muenchen - DFB Cup

Emir Halili vom FC Hennef streckte sich, doch er kam doch oft zu spät: Hier enteilt dem Amateur 1860-Spieler Moritz Stoppelkamp.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

"Letztlich ist ein 6:0 auch für uns etwas Besonderes", sagte Maurer nach dem Sieg gegen den FC Hennef, einem Verein aus der Mittelrheinliga. Die Sechziger hatten ihre Pflichtaufgabe erfüllt, mehr nicht, aber auch nicht weniger, deshalb hatte Maurer schnell seinen Frieden gemacht mit diesem Spiel, das seiner Mannschaft zeitweise Probleme bereitet hatte. Maurer machte dafür das Wetter verantwortlich. Rund 34 Grad waren es im Bonner Sportpark Nord.

Vermutlich wäre ein Ausflug in die Sahelzone an diesem Sonntag weniger strapaziös gewesen als ein Fußballspiel unter freiem Himmel. "Für die Bedingungen haben wir ein schönes Spiel gesehen", sagte Maurer. Die Münchner wollten das Treffen mit dem FC Hennef ernst nehmen, das zeigte schon die Aufstellung. Maurer hatte darauf verzichtet, sein Stammpersonal zu schonen. Er veränderte die Elf im Vergleich zum 2:2 in Dresden auf nur drei Positionen: Im Tor bekam Gabor Kiraly eine Pause. Für ihn spielte Timo Ochs. Außerdem kamen Kai Bülow und Christopher Schindler in die Mannschaft.

Natürlich hatten die Sechziger die Ereignisse in Berlin und in Offenbach mitbekommen, wo sich die Erstligisten Hoffenheim (0:4 gegen den Berliner AK) und Greuther Fürth (0:2 gegen Kickers Offenbach) am Tag zuvor herrlich blamiert hatten. Maurer wollte nicht, dass seine Mannschaft an einer ähnlichen Pokalsensation mitwirkt im Sportpark Nord, einem Stadion, in dem es hinter den Toren keine Zuschauerplätze gibt, sondern Bäume und Büsche.

Der Trainer musste dann aber ansehen, wie seine Spieler nicht nur Schwierigkeiten mit den Außentemperaturen hatten, sondern auch mit den Hennefern, die sich dem Zweitligisten mutig entgegenstellten. In der 25. Minute wären die Sechziger beinahe in Rückstand geraten, und es hätte sogar dem Spielverlauf entsprochen zu diesem Zeitpunkt: Hennefs Angreifer Rene Dabers umspielte Guillermo Vallori und Schindler, scheiterte aber an Ochs, der sich Dabers entgegenwarf und den Schuss mit der Hüfte an die Latte lenkte.

Gefahr aus der Mittelrheinliga

"Auch wenn da das Tor gefallen wäre, hätten wir das Spiel noch gedreht", meinte Münchens Angreifer Benjamin Lauth. Trotzdem begann ein Teil der 5200 Zuschauer, sich über die Münchner lustig zu machen. "Und ihr wollt zweite Liga sein?", sangen sie.

Genau genommen wollen die Münchner sogar erste Liga sein, aber das Spiel sah nicht aus, als würden sich ein potenzieller Bundesligist und eine Mannschaft aus der Mittelrheinliga gegenüberstehen. Nach einer halben Stunde allerdings lenkten die Münchner die Partie Richtung Sieg, sie taten dies mit minimalen Aufwand: Nach einer Ecke von Marin Tomasov köpfelte Vallori das 1:0. Kurz danach traf Lauth per Flachschuss von der Strafraumkante. Für Tore wie dieses hat die Fußballsprache die Zuschreibung "humorlos" erfunden.

Die Hennefer waren da schon entscheidend geschwächt, weil Angreifer Denis Wegner in der 22. Minute verletzt vom Feld musste, immerhin amtierender Torschützenkönig seiner Liga. Nach 50 Minuten schied auch Kapitän Kamil Niewiadomski nach einer Grätsche von Tomasov aus; die schlimme Diagnose später: Sprunggelenksbruch.

Die Münchner haben nicht geglänzt am Sonntagnachmittag, aber effektiv waren sie. Wie schon in der ersten Halbzeit schossen sie nach der Pause zwei Tore in kurzer Zeit: In der 69. Minute traf der für Lauth gekommene Ismael Blanco zum 3:0, das Tor eingeleitet hatte der ebenfalls eingewechselte Daniel Halfar mit der Hacke. In der 70. Minute schlug Halfar eine Flanke, Bülow traf mit dem Kopf zum 4:0. Nach diesem zweiten Doppelschlag hatten sich die letzten Hoffnungen der Hennefer verflüchtigt.

Hilflos nahmen sie die letzten beiden Tore durch Daniel Bierofka per Foulelfmeter (72.) und Moritz Stoppelkamp in der Nachspielzeit entgegen. Dann war das Spiel vorbei, die Münchner hatten beim FC Hennef erfolgreich eine Sensation verhindert.

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