17. Spieltag der Bundesliga:Schalke taumelt, Leverkusen glänzt

FC Schalke 04 - SC Freiburg

Bitterer Abend auf Schalke: Trainer Huub Stevens erlebte ein 1:3 gegen Freiburg. 

(Foto: dpa)

Wo soll dieser Abwärtstrend noch hinführen? Schalke verliert 1:3 gegen Freiburg - die Fans pfeifen und Trainer Stevens gerät immer mehr unter Druck. Leverkusen verkürzt durch ein 3:0 gegen den HSV den Rückstand auf die Bayern. Frankfurt schiebt sich durch ein 2:0 in Wolfsburg weiter nach vorne und Düsseldorf schafft ein 2:1 gegen Hannover.

Die Spiele im Überblick

Das Spiel geht verloren, die Fans pfeifen, der Trainer gerät unter großen Druck: Schalke 04 taumelt in der Bundesliga noch tiefer in die Krise, für Huub Stevens wird die Lage immer prekärer. Zum Hinrundenabschluss verloren die Gelsenkirchener 1:3 (1:2) gegen den SC Freiburg und rutschten nach nur zwei Punkten aus den letzten sechs Spielen aus den Europapokalrängen. Die Breisgauer, die auswärts seit fünf Spielen ungeschlagen sind, überholten die Schalker und schoben sich auf den fünften Platz. Dem Ruhrpottklub und Coach Stevens, der bereits seit sechs Partien auf seinen 100. Bundesliga-Sieg mit S04 wartet, drohen ungemütliche Weihnachten.

Die letzte Chance für ein Erfolgserlebnis in diesem Jahr bietet sich am Dienstag (19.00 Uhr) im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den FSV Mainz 05. Der Champions-League-Achtelfinalist ging durch ein Tor von Jefferson Farfan (20.) in Führung, lud dann allerdings die Gäste durch katastrophale Abwehrfehler zu Toren ein: Zunächst glich Jan Rosenthal völlig unbedrängt aus (26.). Dann nutzte Jonathan Schmid einen Aussetzer von Joel Matip, der über den Ball säbelte, zum Freiburger 2:1 (32.). Rosenthals zweiten Treffer leitete der eingewechselte Christoph Metzelder mit einem Fehlpass ein (61.). In der Schlussphase sah Rosenthal wegen wiederholten Foulspiels ebenso die Gelb-Rote Karte (81.) wie eine Minute später Schalkes Torjäger Klaas-Jan Huntelaar.

Die Gelsenkirchener begannen nach den Enttäuschungen der letzten Wochen sehr engagiert und bemühten sich, schnell Druck aufzubauen. Zunächst scheiterte Julian Draxler noch mit zwei Weitschüssen (6. und 19.) an Freiburgs Torhüter Oliver Baumann. Dann wurden die Angriffsbemühungen belohnt: Nach einem Pass von Atsuto Uchida liefen plötzlich Lewis Holtby und Farfan allein auf das Gästetor zu. Holtby legte quer, Farfan traf zur verdienten Führung. Erst danach suchten die Gäste den Weg nach vorne. Zunächst verfehlte Rosenthal mit einem Kopfball noch das Schalker Gehäuse (25.).

Dann traf der 26-Jährige nach einer Flanke von Max Kruse per Direktabnahme zum etwas überraschenden Ausgleich. Danach war bei den Schalkern plötzlich der Faden gerissen, Uchida musste verletzt raus, die Abwehr produzierte Fehler im Minutentakt. Schmid nutzte Matips zum Freiburger 2:1. Sekunden vor der Halbzeit musste schließlich Holtby auf der Linie klären. "Wir haben gut angefangen und sind verdient in Führung gegangen. Danach haben wir aufgehört, nach vorne zu spielen. Das ist uns schon häufiger in dieser Saison passiert. Wir müssen jetzt sehen, dass wir den Bock umgestoßen bekommen", sagte Sportvorstand Horst Heldt in der Pause.

Doch Schalke geriet in der zweiten Hälfte völlig aus der Bahn. Nach vorne gelang nur noch sehr wenig, bei den Freiburger Kontern liefen die Gelsenkirchener hinterher. Einzig der engagierte Draxler verdiente sich bei den Gastgebern eine gute Note. Stärkste Freiburger waren Rosenthal und Kruse. Hitzig waren die verbalen Auseinandersetzungen der Schalker Fans. Etwa 300 Ultras in der Nordkurve setzten wegen des beschlossenen Sicherheitskonzepts ihren Stimmungsboykott fort und und forderten in Richtung des Schalker Vorstands und Ligaverbands-Vize Peter Peters: "Peters raus!" Die deutliche Mehrzahl der Anhänger unterstützte die Königsblauen von Beginn an lautstark und reagierte mit Pfiffen und "Ultras raus!"-Rufen auf die Proteste.

Bayer Leverkusen hat mit einem glänzenden 3:0 (2:0) gegen den Hamburger SV eine starke Bundesliga-Hinrunde gekrönt und bleibt hartnäckigster Verfolger von Bayern München. Vor rund 29.489 Zuschauern erzielten Stefan Kießling (27./66. Minute) und André Schürrle (36.) die Tore. Als einziges Team der Liga geht der fünfmalige deutsche Vizemeister ungeschlagen auf heimischem Platz in die Winterpause. Die Leverkusener verkürzten zudem den Abstand zum Spitzenreiter aus München auf neun Punkte.

Im Hinrunden-Finale zeigten die Leverkusener, warum es kein Zufall ist, dass sie national auf dem zweiten Platz überwintern und in der Europa League souverän in die Zwischenrunde eingezogen sind. Kompakte Defensive, konsequentes Herangehen an die Zweikämpfe und schnelles Umschalten auf die Offensive sind die drei Erfolgselemente der Werkself, die auch den HSV in die Knie zwang. Allerdings boten die hilf- und ideenlosen Gäste den Bayer-Profis nur wenig Gegenwehr.

Die Gastgeber ließen zudem von Anfang an kaum Zweifel aufkommen, dass sie den Rang hinter dem FC Bayern behaupten wollen. In der 3. Minute hatte Nationaltorwart René Adler bei seiner Rückkehr an alte Wirkungsstätte - er spielte von 2000 bis 2012 am Rhein - noch Glück: André Schürrle traf nur den Pfosten, nachdem ein schlechter von HSV-Mittelfeldakteur Aogo zu ihm gelangt war. Danach bestimmten fast allein die Platzherren das Geschehen.

Die Hanseaten machten ohne den noch nicht wieder einsatzfähigen Star Rafael van der Vaart bis zur Pause nur durch einen 22-Meter-Schuss von Heung Min Son (22.) und einem Kopfball von Artjoms Rudnevs (28.) gegen den Pfosten auf sich aufmerksam. Kurz davor hatte Bayer-Torjäger Kießling nach Hereingabe von Schürrle und glücklicher Verlängerung von Gonzalo Castro das 1:0 aus Nahdistanz erzielt. Das Prädikat besonders sehenswert bekam das Bayer-Gemeinschaftswerk zum 1900. Tor für Leverkusen. In brasilianischer Manier tänzelten Jens Hegeler und Kießling die HSV-Abwehrspieler aus, bevor Schürrle (36.) eiskalt verwandelte.

Die ganze Tristesse des HSV spiegelte sich im dritten Gegentreffer: Einen Abstoß von Adler-Nachfolger Bernd Leno fischte sich Kießling, ohne dass ein HSV-Spieler eingriff, und bugsierte ihn mit einem Heber über den nun vollends frustrierten Ex-Vereinskollegen Adler in das Gehäuse. Es war bereits der zwölfte Saisontreffer des einstigen Nationalstürmers und sein 25. Tor im Jahr 2012. Besser traf kein anderer Stürmer im Kalenderjahr.

Frankfurt überrascht weiter, Mainz siegt

Aufsteiger Eintracht Frankfurt hat seine beeindruckende Hinrunde mit einem Sieg beendet. Beim VfL Wolfsburg gewann das Überraschungsteam von Trainer Armin Veh mit 2:0 (2:0) und überwintert mit 30 Punkten in der Spitzengruppe. Besser waren die Hessen letztmals in der Saison 1993/94, als sie sich die Herbstmeisterschaft sicherten. Die Tore für die Hessen erzielten Alexander Meier (12.) und Takashi Inui (18.). Der Wolfsburger Josue hatte bereits in der 16. Minute die Rote Karte wegen groben Foulspiels gesehen. Die Gastgeber konnten dagegen bereits zum dritten Mal in Folge vor eigenem Publikum nicht gewinnen und bleiben mit 19 Punkten im unteren Tabellendrittel.

1. FSV Mainz 05 v VfB Stuttgart - Bundesliga

Glückliche Mainzer: Der FSV besiegte Stuttgart 3:1.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Bei der Trennung von Felix Magath und der Amtsübernahme von Trainer Lorenz-Günther Köstner nach dem achten Spieltag war der VfL mit lediglich fünf Punkten noch Tabellenletzter gewesen. Wie lange Köstner allerdings noch auf der Wolfsburger Bank sitzen wird, ist laut Manager Klaus Allofs weiterhin nicht entschieden. Am Mittwoch (19.00 Uhr) steht für die Wolfsburger das letzte Spiel des Jahres auf dem Programm. Dann empfängt das Team im Achtelfinale des DFB-Pokals Bayer Leverkusen. Ohne die Schweigeproteste der vergangenen Spieltage auf den Rängen begannen auch beide Mannschaften alles andere als zurückhaltend und suchten früh den Weg nach vorne.

Nach einer guten Chance von Vieirinha, der allerdings nur Carlos Zambrano anschoss, brachte einmal mehr Toptorjäger Meier die Gäste in Führung. Nach einem Freistoß köpfte er völlig frei aus kurzer Distanz ins Tor (12.). Es war bereits das elfte Saisontor des Stürmers. Nur vier Minuten später überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst sah der Wolfsburger Josue nach einem Tritt in den Unterleib von Olivier Occean die Rote Karte von Schiedsrichter Peter Gagelmann (16.) - eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Auch wenn Gagelmann zur Halbzeitpause mit gellenden Pfiffen verabschiedet wurde. Das 2:0 muss sich jedoch die Wolfsburger Hintermannschaft ankreiden lassen.

Den fälligen Freistoß nach dem Platzverweis führten die Frankfurter schnell aus und überrumpelten die VfL-Abwehrspieler. Stefan Aigner leiteten den Ball direkt auf den völlig freistehenden Inui weiter, der ohne Probleme zum 2:0 einschob (18.). Anschließend spielten die Gäste ihre zahlenmäßige Überlegenheit clever aus. Mit langen Stafetten ließen sie Ball und Gegner laufen. Abgezockt, kombinationssicher, zielstrebig: In fast allen Belangen zeigten sich die Gäste überlegen. Die Wolfsburger waren dagegen nach weiteren Chancen von Sebastian Rode und Occean mit dem 0:2 zur Pause fast noch gut bedient.

In der zweiten Halbzeit bemühten sich die Wolfsburger redlich, wieder zurück ins Spiel zu finden, die Frankfurter taten nicht mehr als nötig - so blieben weitere Torchancen Mangelware. Die beste Chance hatte noch der Wolfsburger Bas Dost mit einem Kopfball (74.). Bei Wolfsburg fand kein Spieler zur Normalform. Bei Frankfurt überzeugten die Torschützen Meier und Inui.

VfL-Coach Köstner forderte nach der Partie schnelle Gespräche über seine Zukunft. "Ich habe die Mannschaft vom letzten Tabellenplatz geführt. Wenn man trotzdem nicht mit mir weiterarbeiten möchte, sollte man mir das ganz schnell sagen", sagte der Interimstrainer der Niedersachsen. "Es hat bisher keine Information darüber gegeben, wie lange das Ganze gehen soll. Das meine ich damit", fügte der 60-Jährige hinzu. Köstner hatte den Meister von 2009 nach dem 8. Spieltag vom beurlaubten Felix Magath übernommen.

Nicolai Müller hat dem FSV Mainz 05 den glänzenden Abschluss einer sehr guten Hinrunde verschafft. Mit zwei Treffern in der 55. und 71. Minute ebnete der Mittelfeldrenner den Weg für das 3:1 (0:0) gegen den VfB Stuttgart. Mit dem dritten Treffer besiegelte Elkin Soto (90.+2) den Erfolg. Die Rheinhessen zogen vor 31.376 Zuschauern mit dem achten Saisonsieg wieder an den Schwaben vorbei und etablieren sich im Vorderfeld. Den Stuttgartern reichte der Führungstreffer von Martin Harnik (48.) nicht zum Punktgewinn. Die Mainzer waren engagierter und gieriger auf die letzten drei Punkte des Jahres. Der Sieg gibt den Mainzern Schwung für den Pokal-Auftritt am Dienstag bei Schalke 04.

Mit dem dritten Heimsieg in Serie hat sich Fortuna Düsseldorf in den Winter verabschiedet. Der Aufsteiger bezwang Hannover 96 mit 2:1 (1:0) und verbesserte sein Punktekonto auf 21 Zähler. Die Niedersachsen hingegen dümpeln nach der sechsten Auswärtsniederlage mit 23 Punkten im Mittelfeld der Tabelle. Vor 47.623 Zuschauern in der Esprit-Arena erzielten Dani Schahin (39.) und Ken Ilsö (83.) die Treffer für die Gastgeber, die nun seit vier Spielen unbesiegt sind. Mame Diouf traf für Hannover (69.).

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