17. Etappe der Tour de France:Valverde gewinnt Etappe, Wiggins sichert Gelb

"Ich habe nicht damit gerechnet, vorne wegzukommen": Der Spanier Alejandro Valverde siegt nach einem gelungenen Alleingang bei der abschließenden Bergetappe der Tour. Bradley Wiggins landet auf Platz drei und hat damit den Gesamtsieg vor Augen - auch, weil seine Konkurrenten in den Bergen nichts unternehmen.

Bradley Wiggins dürfte einen ordentlichen Muskelkater haben nach dieser Höllenetappe, aber das sollte ihm egal sein: Der britische Top-Favorit und Gesamtspitzenreiter hat auch die letzte Bergfahrt der 99. Tour de France schadlos überstanden und ist drei Tage vor dem Ende der Frankreich-Rundfahrt kaum noch einzuholen.

Movistar Team rider Valverde of Spain holds up his arm as he wins the 17th stage of the 99th Tour de France cycling race between Bagneres-de-Luchon and Peyragudes

Radprofi Alejandro Valverde: Etappensieger in den Pyrenäen.

(Foto: REUTERS)

Beim Ausreißersieg des Spaniers Alejandro Valverde (Movistar) auf dem 143,5 km langen 17. Teilstück von Bagneres-de-Luchon nach Peyragudes entledigte sich Sky-Kapitän Wiggins vor allem dank seines geschickten Helfers und Landsmannes Christopher Froome all seiner Konkurrenten und kam als Dritter ins Ziel - weil seine Konkurrenten um den Gesamtsieg nicht nach vorne fahren konnten, ist der Tour-Triumph dem Mann in Gelb fast schon sicher.

Wiggins und die weiteren Podiumskandidaten hatten den Schlussanstieg zur Ski-Station in Peyragudes geschlossen erreicht. Dem hohen Tempo an der Spitze fielen jedoch der Reihe nach fast alle Spitzen-Fahrer zum Opfer. Erst erwischte es den australischen Titelverteidiger Cadel Evans (BMC Racing), der wie bereits am Mittwoch nicht folgen konnte und rund acht Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen musste.

Wenig später brach auch der Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) ein. Einen enormen Anteil daran hatte Froome, der Wiggins drei Kilometer vor dem Ziel fast davon gefahren wäre. Froome drehte sich um und wartete wie bereits in den Alpen auf seinen Kapitän.

Wiggins liegt im Gesamtklassement weiter 2:05 Minuten vor Froome und weitere 36 Sekunden vor Nibali. Nach der Überführungsetappe am Freitag, auf der ihm keine Gefahr droht, muss Wiggins das Gelbe Trikot nur noch beim 53,5 km langen Zeitfahren am Samstag nach Chartres verteidigen. Für den Briten, der schon das erste Tour-Zeitfahren auf der 9. Etappe nach Besancon in beeindruckender Manier gewonnen hatte, sollte diese Aufgabe unter normalen Umständen kein Problem darstellen.

Voeckler holt Bergwertungen

Kurz nach dem Start hatte sich in den Pyrenäen eine siebenköpfige Fluchtgruppe gefunden, zu der erneut auch Ausreißerkönig Thomas Voeckler (Frankreich) gehörte. Der Publikumfavorit kämpfte mit dem schwedischen Astana-Profi Fredrik Kessiakoff um die entscheidenen Punkte im Rennen um das Bergtrikot. Sowohl am Col de Mente als auch am Col des Ares, an der Cote de Bales und auch am Port de Bales setzte sich Voeckler durch und steht damit als Sieger des gepunkteten Jerseys fest.

Zur Mitte des Rennens schlossen weitere Fahrer zur Gruppe um Voeckler auf, darunter auch Valverde. Beim Anstieg auf den 1755 m hohen Port de Bales attackierte der Spanier und setzte sich ab. Voeckler und Kessiakoff hielten sich zunächst zurück, führten ihr packendes Duell kurz vor dem Gipfel aber fort - erneut mit dem besseren Ende für Voeckler.

Valverde ging als Solist in den Schlussanstieg nach Peyragudes, alle anderen Ausreißer waren zuvor gestellt worden. Er rettete sich vor dem heraneilenden Duo Froome und Wiggins zu seinem vierten Etappensieg ins Ziel. "Ich habe die ganze Zeit daran geglaubt", sagte Valverde: "Aber erst am letzten Anstieg wusste ich, dass ich die ganz große Chance habe, die Etappe zu gewinnen." Nach den Hochgebirgsetappen in den Pyrenäen könnten am Freitag wieder die Sprinter auf ihre Kosten kommen.

Zwar stehen noch vier Bergwertungen auf dem Programm, die Anstiege bieten jedoch kaum Schwierigkeiten und sind eher als kleine Hügel zu bezeichnen. Über 222,5 km führt die zweitlängste Etappe der Tour de France von Blagnac nach Brive-la-Gaillarde und bringt das Peloton ein ganzes Stück näher an Paris heran - Bradley Wiggins dürfte sich schon darauf freuen.

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