11 im Fokus - das Rückrundenpuzzle:In Sekundenschnelle auf dem Sprungbrett

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Hat Grund zum Jubel: Julian Brandt (Foto: imago sportfotodienst)

Der FC Bayern wollte ihn, Borussia Dortmund, der FC Chelsea. Doch der 17-jährige Julian Brandt wechselte zu Bayer Leverkusen. Er steht dort in einer namhaften Tradition. Teil zehn unserer Serie von Spielern, auf die Sie in der Rückrunde achten sollten.

Von Benedikt Warmbrunn

Zunächst einmal muss das mit den Augen von Rudi Völler geklärt werden. Die Augen von Rudi Völler sind grün, aber das ist es nicht. Die Augen von Rudi Völler sind vielmehr einer der Gründe dafür, dass einer der begehrtesten Spieler des Winters nun für Bayer Leverkusen spielt.

Julian Brandt ist 17 Jahre alt, er hat bisher für den VfL Wolfsburg gespielt, viele europäische Top-Klubs waren an ihm interessiert, angeblich zum Beispiel der FC Bayern, Borussia Dortmund oder der FC Chelsea. Warum Brandt sich für Leverkusen entschieden hat, hat sein Vater Jürgen Brandt einer Kölner Boulevard-Zeitung gesagt: "Mein Sohn hatte einfach ein gutes Gefühl. Er sagte zu mir: Rudi Völler hat ehrliche Augen. Ich gehe nach Leverkusen."

Dass da womöglich doch mehr, als nur die ehrlichen Augen, hinter dem Transfer steckt, da ist sich Michael Reschke sicher, auch wenn er nichts gegen Völlers Augen sagen möchte. Reschke, der Manager von Bayer Leverkusen, sagt: "Wir sind der Klub, der sich für junge deutsche Spieler zum Sprungbrett etabliert hat."

Reschke ist einer, der Dinge gerne mit Fakten belegt, er zählt daher auf: Toni Kroos wurde nach einer Lehrzeit in Leverkusen Stammspieler beim FC Bayern, Arturo Vidal wechselte zu Juventus Turin, Daniel Carvajal zurück zu Real Madrid. Und Julian Brandt? "Er ist ein Junge, der etwas Besonderes hat", sagt Reschke, "bei uns hat er nun die Möglichkeit, sich in Ruhe zu entwickeln."

Dass Brandt einer der nächsten Spieler werden kann, die sich in Leverkusen prächtig entwickeln, das traut Reschke ihm durchaus zu, sonst hätte er ihn ja auch nicht verpflichtet. Und weil er auch seine Prognosen gerne mit Fakten belegt, stellt Reschke eine mathematische Gleichung auf, die den Sprungbrett-Effekt belegen soll.

Also: Eine Bundesliga-Saison hat 34 Spiele, ein Spiel dauert 90 Minuten, in einem Spiel dürfen maximal elf Spieler pro Team gleichzeitig auf dem Platz stehen. Ergibt pro Mannschaft eine maximale Gesamtspielzeit von 561 Stunden. Reschke hat deren Verteilung fünf Jahre lang bei europäischen Topteams beobachtet, Ergebnis seiner Analyse: 97 bis 98 Prozent der Gesamtspielzeit verteilen sich auf 20 Spieler. Seit dieser Erkenntnis achten sie in Leverkusen darauf, dass im Kader nicht mehr als 21 Feldspieler stehen. Damit auch ein Talent wie Julian Brandt die eine oder andere Minute Bundesliga-Erfahrung erhält.

Reschke traut dem Linksaußen in der Rückrunde den einen oder anderen Kurzeinsatz zu. "Er sieht Lösungen in Sekundenschnelle, hat ein hohes Maß an Instinkt, ein tolles Empfinden für Raum und Zeit", sagt der Manager. "Ich lebe von meiner Schnelligkeit und davon, von der linken Seite mit dem rechten Fuß nach innen zu ziehen", sagt Brandt. Es ist daher nicht falsch zu behaupten, dass er "ein Spielertyp wie Marco Reus" ist (Brandt über Brandt).

In der Vorbereitung hat Brandt laut Reschke bereits "zwei, drei Duftnoten" gesetzt. Bei einem Turnier in Düsseldorf bereitete er ein Tor mit einer Kombination auf engem Raum vor. Gegen die Young Boys Bern traf er nach einem doppelten Doppelpass mit Levin Öztunali.

Öztunali ist eineinhalb Monate älter als Brandt, er wechselte im Sommer vom Hamburger SV nach Leverkusen. In der Hinrunde hatte er fünf Kurzeinsätze, von den 16.830 Minuten an maximaler Gesamtspielzeit erhielt er 43, immerhin.

Wer trägt die Hoffnungen der Bundesliga-Klubs in der Rückrunde? Wer startet ein aufsehenerregendes Comeback? Und wer kommt nochmal groß raus, obwohl er schon fast vergessen war? Die Sportredaktion von SZ.de stellt Ihnen elf Spieler vor, auf die Sie achten sollten.

Bislang erschienen: Julian Green (FC Bayern), Josip Drmic (1. FC Nürnberg), Marc-André ter Stegen (Mönchengladbach), Kyriakos Papadopoulos (FC Schalke 04), Ilkay Gündogan (Borussia Dortmund), Kevin Vogt (FC Augsburg), Tobias Weis (Eintracht Frankfurt), Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München), Ken Reichel (Eintracht Braunschweig).

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