Süddeutsche Zeitung

100. Länderspiel von Bastian Schweinsteiger:"Der ist ein Denker, ein Schachspieler"

Zwölfter Spieler im Klub der Hunderter: Bastian Schweinsteiger bestreitet im WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden sein 100. Länderspiel. Sein Ausbilder und langjähriger Begleiter Hermann Gerland spricht in der SZ über weiße Schuhe, schwarze Haare und warum er ihn bei den Bayern-Amateuren bisweilen nicht aufstellte.

"Der ist ein Denker, ein Schachspieler. Der ist schlau, der ist ballsicher, der ist hart, der ist kopfballstark. Machen Sie sich um den mal keine Sorgen." So spricht Hermann Gerland im Interview mit der Süddeutschen Zeitung über Bastian Schweinsteiger. Und Gerland muss es wissen. Er hat den heute 29-Jährigen schon in dessen Anfangsjahren als Fußballer bei den Amateuren des FC Bayern trainiert und ist als Assistent bei den Profis seit Jahren sein Begleiter. In Schweden wird Schweinsteiger am Dienstagabend als zwölfter deutscher Nationalspieler sein 100. Länderspiel bestreiten.

Gerland ist wohl einer der wenigen Menschen, die zu dem Mittelfeldspieler noch ungestraft "Schweini" sagen dürfen. "Er hat's mir jedenfalls noch nie verboten. Er sagt ja auch Tiger zu mir", berichtet Gerland. Der 59-Jährige erinnert sich im Interview in die Zeit bei den Amateuren an Schweinsteigers "Flausen im Kopf", die man mit bloßem Auge sehen konnte: "Er hatte weiße Schuhe, mal schwarze, mal blondierte Haare." Gerland entsinnt sich an eine Szene, in der er zu dem Mittelfeldspieler sagte: "Ich warte." Schweinsteiger fragte: "Worauf"? Gerland antwortete, "dass ich dich mal aufstellen kann. Dass du mal Leistung zeigst."

Im Vergleich zu Philipp Lahm, der in Schweden sein 103. Länderspiel absolvieren könnte, war sich Gerland bei Schweinsteiger nicht so sicher, ob der ein Weltklasse-Spieler wird. Dabei konnte dieser schon früh viel: "Er hatte schon sein gutes Passspiel und seinen guten Schuss, er hatte keine Angst, war ein Riesenkämpfer", sagt Gerland. Sein Spiel war jedoch "noch nicht so selbstverständlich und fehlerlos wie bei Philipp Lahm". Der Unterschied zwischen den beiden Bayern-Sprössen sei, dass Lahm schon als 15-Jähriger wie ein 30-Jähriger gespielt habe, während Schweinsteiger noch den "Schalk im Nacken" sitzen hatte und "vielleicht auch mal Mist gebaut" habe.

Dass Schweinsteiger bei den Bayern von der Außenbahn ins defensive Mittelfeld wechselte, habe er Jupp Heynckes und Gerland selbst zu verdanken. Nach der Entlassung Jürgen Klinsmanns hatten die beiden die Mannschaft für vier Wochen übernommen. Gerland sagt, er habe schon bei den Amateuren erkannt, "dass die Sechs mal seine Position wird". Als Schweinsteiger unter Louis van Gaal dann immer auf dieser Position spielte, "gab's in seiner Karriere kein Halten mehr".

Gerland bewundert an Schweinsteigers Karriere, dass er auf sein Glück warten musste: "Ihm war nicht von Anfang an alles gegeben wie Philipp, er hat sich entwickelt, Schritt für Schritt." Mittlerweile sei er "zum Mann geworden und zum Weltklassespieler". Und das, obwohl Schweinsteiger schon immer besonders viel einstecken musste. Laut Gerland "ist Bastian bestimmt der Bayern-Spieler, der am meisten abbekommen hat, der am häufigsten kritisiert wurde" - von intern und extern. Eine gute Erklärung hat der Trainer aus dem Ruhrpott dafür nicht: "Es muss noch mit der Zeit zu tun haben, in der er die Flausen im Kopf hatte." Von der Kritik lasse sich Schweinsteiger aber nicht unterkriegen, sagt Gerland und ergänzt: "Er ist ein richtiges Stehauf-Männchen, er hat eine wahnsinnige Mentalität."

Das ganze Interview mit Hermann Gerland zu Bastian Schweinsteiger lesen Sie in der Süddeutschen Zeitung oder Digital auf einem Tablet-Computer bzw. auf einem Smartphone.

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