1. Fußball-Bundesliga:Son zerpflückt den HSV, Schalke dreht das Spiel

Bayer Leverkusen v Hamburger SV - Bundesliga

Drei Treffer gegen seinen alten Verein: Bayer 04-Stürmer Heung-Min Son.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der ehemalige HSV-Spieler Heung-Min Son trifft gleich dreifach gegen seinen alten Arbeitgeber, Leverkusen gewinnt mit 5:3. Kevin-Prince Boateng dreht mit seinen beiden Treffern für Schalke 04 das Spiel gegen Werder Bremen. Hoffenheim scheitert gegen Hertha BSC mit 2:3 und Nürnberg hat bei der 1:3-Niederlage gegen Gladbach Pech, dass ein vermeintliches Tor nicht gegeben wird.

Mit Angreifer Heung-Min Son in Top-Form und einem Torfestival hat Bayer Leverkusen die Verfolgung der Spitzenteams Bayern München und Borussia Dortmund in der Fußball-Bundesliga wieder aufgenommen. Beim 5:3 (2:1) am Samstag gegen den Hamburger SV avancierte Son gegen seinen Ex-Club zum Matchwinner.

Der Südkoreaner, der erst im Sommer für rund zehn Millionen Euro vom HSV an den Rhein gewechselt war, erzielte gleich drei Leverkusener Tore und bereitete einen Treffer vor. Damit rehabilitierte sich Bayer für die überraschende Pleite beim Abstiegskandidaten Eintracht Braunschweig vor einer Woche und blieb auch im siebten Heimspiel dieser Saison ohne Niederlage. Der HSV musste indes nach zuvor zwei Auswärtssiegen einen Dämpfer hinnehmen und konnte die Distanz zur Abstiegszone nicht vergrößern.

Vor 30 077 Zuschauern in der Leverkusener BayArena waren neben Son (9. Minute/16./55.) auch Stefan Kießling (72.) und Gonzales Castro (89.) für die Hausherren erfolgreich. Für den HSV trafen Maximilian Beister (23.) und zweimal Pierre-Michel Lasogga (49./74.). Bayer-Coach Sami Hyypiä, der gegen Braunschweig einige Stammspieler geschont hatte, berief wie am Dienstag in der Champions League gegen Schachtjor Donezk (0:0) wieder seine eingespielte Offensivformation um Torjäger Kießling in die Startelf. Lars Bender fehlte allerdings wegen einer Sperre.

HSV-Trainer Bert van Marwijk vertraute der Mannschaft, die zuvor mit zwei gravierenden Patzern durch Innenverteidiger Lasse Sobiech beim 0:2 gegen Borussia Mönchengladbach enttäuscht hatte. Leverkusen begann schwungvoll, setzte die Hanseaten unter Druck und erspielte sich direkt eine Fülle guter Torchancen. Sidney Sam schloss zwar in den ersten Minuten dreimal zu ungenau ab (2./5./7.), doch sein südkoreanischer Offensivpartner machte es kurz darauf wesentlich besser. Erst düpierte Son nach einem Zuspiel von Gonzalo Castro HSV-Verteidiger Heiko Westermann und traf zum 1:0. Dann nutzte er die Vorlage von Sam für einem Sololauf zu seinem zweiten Treffer.

Der HSV war bis dahin ungefährlich, erhöhte nach dem 0:2-Rückstand aber das Tempo und profitierte von einem Patzer durch Bayer-Profi Simon Rolfes. Der frühere Nationalspieler verlor den Ball im Spielaufbau an Hakan Calhanoglu und Beister markierte den Anschlusstreffer. Das Tor verschaffte den Gästen Aufwind. Hamburg wurde sicherer in den Kombinationen. Beister scheiterte jedoch mit einem Kopfball aus kurzer Distanz an Bernd Leno (27.) und konnte auch unmittelbar vor den Pause den Bayer-Keeper nicht bezwingen (45.). Hamburg startete mit Elan in den zweiten Abschnitt und war erneut nach einem Leverkusener Fehler erfolgreich. Die verunglückte Kopfballabwehr von Emir Spahic verwertete Lasogga zum Ausgleich.

Die HSV-Defensive bekam aber Son nicht in den Griff: Der Flügelstürmer war wenig später auch zum dritten Bayer-Treffer zur Stelle. Die Hamburger intensivierten in der Folge ihre Angriffsbemühungen und boten Leverkusen Platz für schnelle Gegenstöße. In der turbulenten Schlussphase hielt der HSV das Match lange offen, aber kurz vor dem Schlusspfiff sorgte Castro mit dem fünften Tor der Hausherren für die Entscheidung.

Boateng rettet Schalke

Kevin-Prince Boateng hat Schalke 04 zu einem wichtigen Sieg im Kampf um die Champions-League-Plätze geführt. Er drehte mit seinen beiden Toren (64./85.) beim 3:1 (0:1) der Königsblauen gegen Werder Bremen das Spiel. Den dritten Schalker Treffer erzielte Jefferson Farfán (90.+1) bei seinem Comeback nach sechswöchiger Verletzungspause. Drei Tage nach dem 0:3 in der Königsklasse beim FC Chelsea nahmen die Gelsenkirchener wieder den vierten Tabellenrang ins Visier.

FC Schalke 04 - SV Werder Bremen

Kevin-Prince Boateng jubelt über seinen Treffer zum 1:1.

(Foto: dpa)

Felix Kroos (22.) hatte die Führung für die Hanseaten erzielt, die nur einen Punkt aus den letzten sieben Duellen mit den Gelsenkirchenern geholt haben. Bremen liegt mit 15 Punkten weiter im Mittelfeld der Tabelle. Die Schalker Mannschaft von Trainer Jens Keller hatte enorme Mühe, ins Spiel zu finden. In der von vielen Fehlpässen geprägten Anfangsphase hatte Werder die erste Chance: Nach Zuspiel von Cedrick Makiadi verfehlte Aaron Hunt allerdings das Schalker Tor (13.). Es dauerte bis zur 17. Minute, ehe Königsblau erstmals gefährlich vor Bremens Schlussmann Sebastian Mielitz auftauchte. Julian Draxler scheiterte nach der ersten wirklich gelungenen Kombination aber am Werder-Keeper.

Ein individueller Fehler leitete den Führungstreffer der Gäste ein: Roman Neustädter verlor vor dem eigenen Strafraum den Ball, Kroos schlenzte ihn zu seinem ersten Bundesliga-Tor ins lange Eck. Schalke fehlten Struktur und vor allem Tempo im Spiel, während Werder zielstrebig konterte: Torhüter Timo Hildebrand rettete in letzter Sekunde vor Zlatko Junuzovic (30.) und nach Eljero Elias Schuss (34.).

Auf der Gegenseite verpasste Adam Szalai knapp eine Hereingabe von Dennis Aogo (33.). Erst kurz vor der Pause wurde es wirklich gefährlich für Werder: Mielitz parierte einen Neustädter-Schuss (39.), und Szalai verfehlte knapp das Tor (43.). Auch nach dem Wiederbeginn wurde das Schalker Spiel nicht besser. Im Mittelfeld enttäuschten Draxler und Boateng lange, ehe ihre Ko-Produktion den Ausgleich brachte: Nach Draxlers Flanke köpfte Boateng den Ball ins Tor und legte nochmals per Kopf kurz vor dem Ende nach. Lange Zeit hatte einzig der 18-jährige Max Meyer für offensive Akzente gesorgt.

Strittiger Elfmeter für Hertha BSC

Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC hat dank einer tollen Moral und Doppeltorschütze Adrian Ramos einen verdienten 3:2 (1:0)-Sieg bei 1899 Hoffenheim gelandet. Der Stürmer avancierte mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 54. Minute und dem Siegtor sechs Minuten vor Ultimo zum Matchwinner für die Berliner, die vor 25 078 Zuschauern durch Änis Ben-Hatira (13.) früh in Führung gegangen waren. Sejad Salihovic (70./Foulelfmeter, 81.) hatte mit einem Doppelpack gegen seinen Ex-Club für den zwischenzeitlichen Ausgleich gesorgt.

1899 Hoffenheim v Hertha BSC - Bundesliga

Adrian Ramos trifft per Foulelfmeter für Hertha BSC.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Hertha, in ungewohntem Gelb-Orange, setzte zu Beginn nicht nur farblich ein Signal. Sami Allagui, den Trainer Jos Luhukay als zusätzliche Offensivkraft in die Anfangself gestellt hatte, bot sich schon in der 3. Minute die Chance zur Führung. Der 27-Jährige zielte jedoch ebenso ungenau wie 60 Sekunden später Ben-Hatira. Der tunesische Nationalspieler machte es im zweiten Anlauf dann aber besser, als er den Ball nach Vorarbeit von Ramos aus zentraler Position unhaltbar im Netz versenkte.

Hoffenheim ließ sich von der Offensivlaune der Gäste sichtbar beeindrucken und lief Ball und Gegner über weite Strecken der ersten Halbzeit hinterher. Vom in dieser Saison schon oft gelobten Hurra-Stil der Kraichgauer war nichts zu sehen. Zwei Freistöße des Ex-Berliners Salihovic aus rund 30 Metern blieben die einzigen nennenswerten Aktionen bis zur Pause. Zu allem Überfluss musste Innenverteidiger David Abraham nach nicht einmal 30 Minuten verletzt vom Feld. Seinen Platz nahm Yannik Vestergaard ein. Immerhin ließ die in der Anfangsphase unsortierte TSG-Defensive nun nichts mehr zu, so dass sich Langeweile breitmachte.

Das änderte sich nach dem Wechsel schlagartig. Zunächst drückte Hoffenheim auf den Ausgleich, den der eingewechselte Fabian Johnson (49.) und Niklas Süle (51.) jedoch verpassten. Und dann zeigte Schiedsrichter Deniz Aytekin auf der anderen Seite völlig überraschend auf den Punkt, nachdem Ramos bei einem Zweikampf mit Vestergaard ins Straucheln geraten war. Der Hertha-Stürmer nahm das Geschenk dankbar an und erhöhte auf 2:0. Das nahm den Hausherren zunächst wieder den Wind aus den Segeln. Zwar bemühte sich der Dorfverein nach Kräften um den Anschluss, doch der Aufsteiger aus der Hauptstadt stand hinten sicher und nutzte die Räume immer wieder zu gefährlichen Kontern. Per Skjelbred (58.) scheiterte aber an TSG-Torwart Koen Casteels.

So wurde es noch einmal spannend, weil Sebastian Langkamp den eingewechselten Sven Schipplock im Strafraum umrempelte und Salihovic den Elfmeter sicher verwandelte. Kurz darauf bewahrte Hertha-Keeper Thomas Kraft sein Team gegen Schipplock vor dem Ausgleich. Der fiel dann durch einen direkt verwandelten Freistoß von Salihovic. Am Ende jubelte jedoch Berlin, weil auch Ramos per Kopf zum zweiten Mal zuschlug.

70 starke Minunten reichen Nürnberg nicht

Mit dem sechsten Erfolg nacheinander hat Borussia Mönchengladbach seinen Heimsieg-Startrekord aus dem Jahre 1987 in der Fußball-Bundesliga eingestellt und den vierten Tabellenplatz erfolgreich verteidigt. Die Mannschaft von Trainer Lucien Favre besiegte am Samstag den 1. FC Nürnberg nach einer stürmischen Schlussphase mit 3:1 (0:1) und verlängerte die Negativserie der auf den letzten Tabellenplatz zurückgefallenen Franken damit auf zwölf sieglose Spiele.

Borussia Mönchengladbach - 1. FC Nürnberg

Mönchengladbachs Max Kruse (rechts) und Nürnbergs Niklas Stark kämpfen um den Ball.

(Foto: dpa)

Vor 53 235 Zuschauern im Borussia-Park sorgten Juan Arango (72.), ein Eigentor von Niklas Stark (75.) und Patrick Herrmann (87.) für den Gladbacher Sieg. Josip Drmic hatte Nürnberg zunächst in Führung gebracht (21.). Allerdings hatte der FCN Pech, dass Schiedsrichter Christian Dingert einem vermeintlichen Tor von Drmic zum 2:2 die Anerkennung verweigert hatte. Beim Schuss des Schweizers hatte der Ball nach Ansicht der TV-Bilder möglicherweise die Torlinie passiert.

Die Gladbacher, die weiterhin auf drei defensive Stammkräfte verzichten mussten, traten in der zuletzt zweimal erfolgreichen Formation an. Der junge Julian Korb durfte zum dritten Mal nacheinander als Rechtsverteidiger ran, Tony Jantschke verteidigte dafür wieder zentral. Mit dem Selbstvertrauen aus den vergangenen Spielen übernahmen die Gastgeber auch von Beginn an die Initiative und versuchten die Nürnberger zunächst mit schnellem Kombinationsspiel in der Defensive zu beschäftigen.

Der neue "Club"-Coach Gertjan Verbeek hatte sein Team auf zwei Positionen verändert und setzte im defensiven Mittelfeld auf Mike Frantz. Zudem stand Markus Feulner nach Verletzung wieder in der Startelf. Die Gäste versteckten sich allerdings keineswegs und suchten immer wider ihre Chance im Spiel nach vorn. Trotz der Negativserie verbuchten die Franken zuvor in sechs Auswärtsspielen immerhin fünfmal ein Remis.

So hatten Drmic und Hiroshi Kiyotake auch die ersten guten Möglichkeiten für den "Club", scheiterten aber knapp. Besser machte es in der 21. Minute erneut Drmic nach Vorarbeit von Kiyotake und erzielte den Führungstreffer für die Nürnberger, die auch danach am Drücker blieben und die Gladbacher ein ums andere Mal in Verlegenheit brachten. Torhüter Marc-Andre ter Stegen war der am meisten beschäftigte Spieler bei den Hausherren.

Zudem stand die Mannschaft von Verbeek defensiv sehr stabil, so dass die Gastgeber wenig Lücken fanden. Max Kruse, Raffael und Co. blieben an diesem Abend lange Zeit wirkungslos. Die bis dahin beste Chance für die Borussen vergab Juan Arango mit einem Direktschuss, den Torhüter Raphael Schäfer parieren konnte. Die Nürnberger boten im dritten Spiel unter ihrem neuen Trainer eine gute Vorstellung, waren stark in den Zweikämpfen und ließen den Gladbachern wenig Raum. Auch bei Kontern blieb die Mannschaft stets gefährlich.

Doch in der stürmischen Schlussphase gelang den Gastgebern durch einen sehenswerten Linksschuss von Arango zunächst der Ausgleich (72.), ehe der Nürnberger Niklas Stark zwei Minuten später eine Flanke von Arango ins eigene Netz lenkte.

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