1. FC Schweinfurt:Jährlich grüßt das Murmeltier

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Der Regionalligist präsentiert Tobias Strobl als Nachfolger des entlassenen Trainers Timo Wenzel.

Von Christoph Leischwitz

Jedes Jahr im Herbst, wenn die Regionalligisten beginnen, sich ein möglichst dickes Punktepolster für die lange Winterpause anzuspielen, werden sie in Schweinfurt unruhig. Im vergangenen Jahr kam der Einbruch zwar ein kleines bisschen später. Da hatte der FC Ende Oktober noch einmal gewonnen, mit 4:1 gegen den FC Ingolstadt II. Deren damaligen Trainer Tobias Strobl behielt man in freundlicher Erinnerung, nicht nur dank des deutlichen Sieges. Jetzt fiel der Einbruch noch viel massiver, noch konstanter aus als in 2018: Im Oktober gelang der Mannschaft von Timo Wenzel kein einziger Sieg. Am vergangenen Samstag reichte es auch nur zu einem 2:2 bei Aufsteiger Aubstadt. Und jährlich grüßt das Murmeltier.

Jetzt aber geben die "Schnüdel" noch einmal alles, um aus diesem Alptraum aufzuwachen. Wenzel musste nach knapp anderthalb Jahren gehen, und nur wenige Stunden nach der offiziellen Beurlaubung des 41-Jährigen wurde am Dienstagnachmittag der Nachfolger präsentiert: Tobias Strobl.

"Die Leistungen haben uns gezeigt, dass wir uns nicht so weiterentwickelt haben, wie wir es uns gewünscht haben", sagte Schweinfurts sportlicher Leiter Björn Schlicke. Beim Dauer-Titelanwärter glaubt man, dass der Kader stärker sei als im vergangenen Jahr, vor allem aber dachte man, es herrsche mehr Teamgeist und Einsatzwille. Zudem war er diesmal deutlich stärker nach Wenzels Wünschen zusammengestellt - dieser war nämlich im vergangenen Jahr eingesprungen, als die Vorbereitung schon lief. Wie schnell nun aber Strobl vorgestellt wurde zeigt, dass man eine recht genaue Vorstellung davon hatte, wem man die schwere Aufgabe zutraut, wieder die Tabellenspitze zu erreichen. Und Strobl war ja auch ungebunden.

Die Trainer-Karriere des gerade einmal 32-Jährigen, der im September selbst noch aktiv für Grün-Weiß Ingolstadt in der Kreisliga kickte, hatte im vergangenen Sommer eine abrupte Pause eingelegt. Nach seinem Wechsel von 1860 Rosenheim zum Nachwuchs-Leistungszentrums des FC Ingolstadt war er auch schnell zum U23-Trainer aufgestiegen. Dann aber stieg die Mannschaft ohne eigenes Verschulden ab, weil die Profis aus der zweiten Liga abstiegen - Strobls Vertrag galt nicht für die Bayernliga. "Ich bin quasi im Urlaub auf der Sonnenliege arbeitslos geworden. Das war kein angenehmes Gefühl", sagt Strobl. Zum Saisonstart gab es verhältnismäßig wenige Trainerwechsel in der Regionalliga, zuletzt war Strobl aber heiß begehrt, weil er eben diese sehr genau kennt: Beim VfR Garching wäre man nach dem Rücktritt von Philipp Bönig ebenfalls nicht abgeneigt gewesen.

Dass der Trainerwechsel noch vor der Winterpause kommt, hat einen einfachen Grund: Jetzt sehen sie in Schweinfurt, bei acht Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Türkgücü München, die letzte Chance, noch eine Aufholjagd zu starten. Immerhin reist der Favorit aus der Landeshauptstadt am Samstag zum formstarken Team von Viktoria Aschaffenburg. "Wir greifen jetzt noch einmal voll an. Abgeschenkt wird erst, wenn es nicht mehr möglich ist. Aus die Maus." So zitiert die Mainpost den Schweinfurter Präsidenten Markus Wolf. Er ist zugleich Hauptsponsor des Vereins, der Sprung in die dritte Liga ist seit Jahren das Ziel. In der Saison 19/20 ist es theoretisch besonders gut erreichbar, weil der Meister aus Bayern keine Aufstiegsrelegation bestreiten muss - in der kommenden Saison wird das schon wieder anders sein.

Tobias Strobl (rechts), bisher bei Ingolstadt beschäftigt, übernimmt das Amt. (Foto: Stefan Bösl/imago)

Die Chance, endlich im Profifußball zu landen, hat auch Strobl erkannt: "Ich sehe hier ein Riesenpotenzial in der Mannschaft und im Umfeld." Er betonte seine eigene Emotionalität, wohl auch, weil die Mannschaft in den vergangenen Wochen bisweilen lethargisch wirkte und über 90 Minuten keine konstante Leistung mehr zeigte. Seit Dienstag ist er nach einem halben Jahr ohne Regionalliga-Fußball wieder zurück. Am Samstag trifft er mit seinem neuen Verein auf Greuther Fürth II. Eine Kampfansage an Türkgücü will er nicht machen, Strobl sagt nur: "Wenn wir es schaffen, dass die Brust bald breiter wird, dann ist vielleicht dieses Jahr noch etwas möglich." Sein Vertrag aber gilt vorsorglich bis 2021.

© SZ vom 06.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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