1. FC Nürnberg:Zu früh zum Tanzen

16.06.2020 - Fussball - Saison 2019 2020 - 2. Fussball - Bundesliga - 32. Spieltag: SV Wehen Wiesbaden SVWW - 1. FC Nürn; Club

Endlich wieder Jubel: Torschütze Robin Hack (links) nach dem 3:0 gegen Wehen Wiesbaden gemeinsam mit Hanno Behrens.

(Foto: imago images/Zink)

Trainer Jens Keller warnt vor Leichtsinn, will aber gegen Stuttgart auch nicht zu vorsichtig spielen lassen.

Von Sebastian Fischer

Kaum hatten sie mal wieder gewonnen und viel über den Spaß am Fußball gesprochen, als Begründung für das 6:0 beim SV Wehen Wiesbaden unter der Woche, da stand zu befürchten, dass sie es mit der guten Laune beim 1. FC Nürnberg jetzt übertreiben. Ein Fotograf der Bild-Zeitung hatte festgehalten, dass Co-Trainer Thomas Stickroth während einer Trainingseinheit des Zweitligisten auf ein Tamburin schlug, während die Profis vor ihm in einer Reihe standen und lachten.

Doch Jens Keller hat die Gabe, scheinbar aufregende Geschichten im unaufgeregtesten aller Tonfälle zu relativieren. Spaß, sagte Keller in der Pressekonferenz vor dem im Kampf gegen den Abstieg möglicherweise entscheidenden Spiel gegen den VfB Stuttgart am Sonntag, sei auch vor dem 6:0 - Nürnbergs erstem Sieg seit der Corona-Pause - keineswegs verboten gewesen. Das "Gaga-Training" (Bild), sei darüber hinaus "nichts so spektakuläres" und habe auch nichts damit zu tun, dass "wir jetzt irgendwie tanzen". Vielmehr handele es sich um eine in den vergangenen Wochen übliche Übung: Gehirntraining mit Bewegung, zur Schulung von Handlungsschnelligkeit und Konzentration. Und außerdem, das hatte Keller schon vorher gesagt, habe der Sieg in Wiesbaden zwar eine "gewisse Befreiung" ausgelöst, aber er sei dennoch nur ein "kleiner Schritt" gewesen. Es ist also definitiv noch zu früh zum Tanzen.

Im besten Fall ist es aber schon mit einem Unentschieden gegen den Tabellenzweiten so weit, dass die Saison zwar nicht mit einem Erfolg endet, aber immerhin der größtmögliche Misserfolg abgewendet ist: Verlöre der Karlsruher SC zeitgleich bei Arminia Bielefeld, würde schon ein Punkt reichen, damit der Club am letzten Spieltag nicht mehr auf den Relegationsplatz zurückfallen kann. Der Sieg in Wiesbaden hatte noch eine Aufwertung erfahren, als tags darauf der KSC in Regensburg 1:2 verlor. Nürnbergs Vorsprung beträgt nun drei Punkte und fünf Tore.

"Wie spielt man auf Unentschieden?", fragte Keller, auf eine möglicherweise entsprechend defensive Taktik angesprochen. Seine Antwort: "Ich finde es unheimlich schwer, auf Unentschieden zu spielen." Und so deutet viel auf ein für Zweitligaverhältnisse durchaus attraktives Ende einer in Nürnberg mit Attraktivität sonst eher geizenden Saison hin. "Spielfreude", "Lockerheit" und "Spaß" wünsche er sich von seinen Profis für die Partie, sagte passenderweise Stuttgarts Trainer Pellegrino Matarazzo. Der VfB muss gewinnen, um den direkten Aufstiegsrang zu verteidigen, während gleichzeitig die zwei Verfolger aufeinandertreffen, der 1. FC Heidenheim und der Hamburger SV. Der HSV ist Dritter mit einem Punkt Rückstand auf den VfB, Heidenheim ist mit wiederum zwei Punkten weniger Vierter.

Beim Club droht Innenverteidiger Dinos Mavropanos, in Wiesbaden vom zweimaligen Torschützen Asger Sörensen vertreten, weiterhin auszufallen. Den zweiten Nürnberger Innenverteidiger, Georg Margreitter, plagt noch eine Prellung am Knie. Und Robin Hack, Nürnbergs bester Torschütze, könnte sein letztes Heimspiel für den FCN bestreiten. Sein Berater sprach bei Sport 1 über das Interesse diverser höherklassiger Klubs. Dass Hack zuletzt Spaß am Fußball hatte, haben eben viele mitbekommen.

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