1. FC Nürnberg:Start in Schonhaltung

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Neues Duo: Club-Trainer Robert Klauß und Sportvorstand Dieter Hecking. (Foto: Daniel Marr /Imago/Zink)

Der Club beschränkt sich beim 1:1 in Regensburg darauf, eine Niederlage zu verhindern. Noch setzt die Mannschaft die Ideen des neuen Trainers Robert Klauß nicht um.

Von Johannes Kirchmeier, Regensburg

Mindestens eine Fahne, ein paar Schals und ein paar Trikots des 1. FC Nürnberg sah man dann doch im Stadion des SSV Jahn Regensburg. Eigentlich dürfen aktuell ja nur Heimfans in die Arenen im Profifußball, doch wenn der FCN beim SSV Jahn Regensburg in der zweiten Liga gastiert, dann lässt sich die kleine Abweichung von der Norm wohl nicht vermeiden. Der Verein aus dem angrenzenden Regierungsbezirk Mittelfranken ist in der Oberpfalz seit langem eine Nummer, der Jahn krebste nach finanziellen und strukturellen Problemen ja deutlich weiter unten herum. Erst in den vergangenen vier Spielzeiten erwuchs der SSV wieder zu einem ernstzunehmenden Gegenspieler. Doch die Strahlkraft des fränkischen Traditionsklubs, der vor 100 Jahren seine erste Meisterschaft feierte und einst Deutschlands Rekordmeister war, lässt sich nicht in vier Jahren eindämmen. "Hier regiert der FCN!", sang einer der 3011 Zuschauer kurz vor dem Anpfiff.

Doch der Club ist inzwischen auf Augenhöhe mit dem Jahn angekommen. 1:1 (0:1) spielte der FCN bei den Regensburgern, deren Fans im Verlauf des Spiels mit ihren "Ess-ess-vau"-Chören relativ schnell deutlich machten, wer im Jahnstadion in der Überzahl ist. "Leistungsgerecht", fand der neue Nürnberger Trainer Robert Klauß das Remis in seinem ersten Ligaspiel. Zuvor bestimmten aber die Gastgeber weite Teile der Partie, Regensburg schoss öfter aufs Tor, hatte mehr Ballbesitz und brachte mehr Pässe an den eigenen Mann.

"Es war kein komplett gelungener Start in die Saison, weil wir spielerisch mehr machen müssen und auch können. Daran müssen wir arbeiten", sagte Nürnbergs Kapitän Enrico Valentini. Sein Trainer Klauß fand: "Wir waren nicht klar genug in unseren Aktionen. Wir waren etwas überhastet, wenn wir dann den Ball flach am Fuß hatten, haben dann viele Fehler produziert."

Dem Club fehlt in Regensburg ein Strafraumstürmer

Klauß ließ seine Elf äußerst defensiv auftreten: Fünf der neun Auswechselspieler hätten theoretisch als Stürmer starten können, auch wenn der zu diesem Zweck im Sommer verpflichtete Manuel Schäffler verletzt fehlte. Auf dem Feld bildeten die nicht als Strafraumstürmer bekannten Robin Hack und Fabian Schleusener die Doppelspitze, und beide führten eher den Verteidigungsring vor den restlichen neun Spielern an. Zuallererst ging es Klauß darum, das für seine Konter gefürchtete Jahn-Kollektiv nicht ins Rollen kommen zu lassen. Nicht dass der Club nach dem 0:3 im DFB-Pokal gegen RB Leipzig auch noch in der Liga mit einer Niederlage startet.

Aber muss man dafür derart in Schonhaltung agieren? Nach knapp 40 Minuten schrie ein Nürnberger Fan bei einem Einwurf beispielsweise in Richtung Spielfeld: "Bewegen!!! Wo soll er denn hinschmeißen, Mann?" Schnell war der Ball wieder bei den Regensburgern. Trotzdem gingen die Nürnberger kurz darauf durch einen eigentlich durchaus haltbaren Weitschuss von Tim Handwerker in Führung. Zum Ausgleich kam Regensburg durch einen strittigen Elfmeter. Max Besuschkow flankte, Valentini fälschte den Ball mit seinem Arm ins Toraus ab. Nach mehreren Minuten Videostudium entschied der Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck auf Strafstoß - Besuschkow traf sicher (58.).

Bedrohlich schwebt nach diesem Start nun eine Frage über dem FCN: Ist es ein gutes oder schlechtes Zeichen für die weitere Spielzeit, wenn man gegen den Jahn genauso spielt wie in der Vorsaison, die beinahe mit dem Abstieg endete? Nürnberg spielte zweimal Unentschieden in Regensburg, wurde vier Ränge und sechs Punkte hinter dem SSV Tabellen-16. und schaffte erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit der Relegation den Klassenverbleib.

So stolz wie vor dem Spielbeginn gingen die wenigen Nürnberg-Anhänger nach der Partie jedenfalls nicht nach Hause am Freitagabend. Es klatschten stattdessen die Regensburger.

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